Weggesperrt und vergessen
Die Wissenschaftlerin Franziska Dübgen spricht im Interview über vernachlässigte Resozialisierung in Deutschland, die Folgen des Neoliberalismus in der Strafjustiz – und Alternativen zum Wegsperren. Frau Dübgen, wir hören oft nur Schlechtes über unsere Gefängnisse: Sie sind überfüllt, gelten als Einbahnstraße und Brutstätten der Radikalisierung – liegt das am System? Ja. Es liegt aber auch an einer Trendwende: Die Strafrechtspolitik hat sich in den vergangenen Jahrzehnten immer weiter vom Gedanken der Resozialisierung entfernt und den Schutz vor Straftaten in den Vordergrund gestellt. Strafe setzt heute also weniger auf Reintegration in die Gesellschaft und die Haftbedingungen sind restriktiver. Neun von zehn Inhaftierten kommen ›››