Im Verlauf der öffentlichen Diskussion (die letztlich schon Jahrzehnte andauert, mal lauter und meist leiser) über die Sinnhaftigkeit der Institution Gefängnis gab es im Verlauf der letzten Monate fast keinen aktuell in Justiz oder Politik Verantwortlichen, der das Gefängnis öffentlich als sinnvolle Institution bezeichnet hätte. Ganz zu schweigen davon, dass die Wissenschaft dem Strafvollzug die Stange gehalten hätte.  Die wenigen Argumente wiederum, die für das Gefängnis in Stellung gebracht worden sind („Die Opfer wollen das“, „Wir brauchen das zur Abschreckung“, „Die Straftäter müssen im Gefängnis eine Tagesstruktur lernen“, „Das Gefängnis hat nun einmal Tradition“), sind oft genug widerlegt worden. Das soll hier nicht wiederholt werden, und auch zu möglichen Alternativen ist schon viel gesagt bzw. geschrieben worden. Und auf die plump-leeren Worthülsen von AfD und Co. („Konsequent gegen Straftäter vorgehen“) näher einzugehen, würde diesen den falschen Anschein eines tieferen Inhalts verleihen. Der Tenor in den allermeisten Gesprächen war (jedenfalls „hinter der Kamera“) vielmehr: das stimmt schon, das Gefängnis ist (zumindest zum größten Teil) Unsinn, aber es durch sinnvollere Alternativen ersetzen zu wollen, ist reine Utopie. Der Unsinn scheint also tief und fest in Stein gemeißelt – wird es uns je gelingen, ihn aufzulösen? Weiter lesen…