Jetzt bricht eine neue Ära an – Betroffene stehen für sich ein

Bis zu 25 Prozent der Bevölkerung sind unmittelbar betroffen von sexualisierter Gewalt.

Jedes dritte Mädchen und siebter Junge wird sexuell misshandelt.

Zu viele der misshandelten Opfer begehen Suizid, weil sie diese Realität, die ihr ganzes Leben bestimmte und ihre Seele zerstörte, nicht mehr ertragen.

Es reicht!

Sexualisierte Gewalt ist nicht nur ein abstrakter Begriff, sondern heißt übersetzt: extreme Gewalt, Perversität, Demütigung, schwerste Verletzungen und Seelenmord.

Wir Betroffene von netzwerkB wenden uns an alle sexualisierte Gewaltopfer, die nach jahrelangen traumatisierten Schweigen nun die Kraft haben, die an ihnen verübte Barbarei wahr zu nehmen und mit uns gegen die Verharmlosung und Vertuschungsmentalität zu kämpfen. Viel zu lange haben uns unsere Traumen und die tiefe Scham den Mund verschlossen.

Sie können uns mit Ihrer Schilderung Ihres erlittenen Leidens helfen, der Öffentlichkeit einen Blick hinter den Begriff sexualisierte Gewalt zu ermöglichen, damit das Abstrakt ”sexueller Missbrauch” zukünftig kein unvorstellbares Konstrukt bleibt!

Nur so wird auch die Bevölkerung in unserem Lande verstehen, dass sexualisierte Gewalt nicht einfach nur ein Wort ist, sondern grauenhafte Taten beinhaltet und immer noch heute mitten unter uns, in einer zivilisierten Gesellschaft stattfindet!

Wir, die Betroffenen haben das Recht, unserem Umfeld zuzumuten, dass sie ihre eigene Befindlichkeit (wie Ekel, Nichtwahrhaben wollen, dass so etwas möglich ist) zurück stellen um unserer, der Betroffenen Willen.

Möge es uns gelingen, allen die Augen zu öffnen, damit sie sehen, dass nicht jeder das Glück einer unbescholtenen Kindheit angedeiht wurde und ist, und das dies mitten in einem zivilisierten Land auch noch heute Alltag ist.

Es wird Zeit, dass wir all jenen Nichtbetroffenen unser Leid zumuten, die sich immer noch unter einer Schutzglocke des Nicht – Wahr – Haben – Wollens befinden, um alles Üble von sich fern zu halten. Sie wissen nichts, weil sie die andere Seite des Ständig – Hab – Acht – Leben eines Betroffenen nicht kennen!

Nur wir können, ja müssen dafür sorgen, dass man anfängt nachzudenken. Dass die Gesellschaft – Richter, Staatsanwälte, Ärzte, Eltern, Nachbarn – die Existenz und die Schädlichkeit sexualisierter Gewalt sich vorstellen kann und sich ihr entgegenstellt. Dass sie gefährdete und auffällige Kinder wahrnimmt und schützt. Und dass sie Tätern endlich den Blankoscheck entzieht, der da lautet, sexualisierte Gewalt richte nicht bei allen Opfern Schaden an.

Fasst Euch ein Herz: Was in einer Familie, einer Sakristei, einer Sporthalle oder einem Kinderheim geschehen konnte und kann, das geht Jede/n an.

Zeigen wir uns als Teil dieser Gesellschaft – mit unseren Gesichtern und der Kraft, die uns Überleben und Leben ermöglicht hat. Durchbrechen wir die Schweigemauer!

Wer sich am Coming-Out der Opfer beteiligen möchte (wenn möglich mit Foto und ohne Pseudonym), kann seine Geschichte gerne per e-Mail senden an:
info@netzwerkB.org

Sie wird danach als Artikel veröffentlicht unter:
Coming-Out der Opfer

Vielen, vielen Dank allen Betroffenen, die den Mut haben, diesen Kreislauf zu durchbrechen.

Hoffnungsvolle Grüße
Norbert Denef