LIMBURG Ein Mitarbeiter des Bischofs von Limburg soll Kinderpornografie gespeichert haben. Das Bistum prüft, ob es Missbrauchsopfer gibt.
Keine Ruhe für das Bistum Limburg: Der Verwaltungsbezirk der katholischen Kirche rund um das idyllische hessische Städtchen mit seinen Fachwerkbauten und seinem romanischen Dom steht für Verschwendungssucht, seit der ehemalige Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst mit seinem Protzbau für Schlagzeilen sorgte. Jetzt der neue Skandal. Gegen einen Mitarbeiter des Bistums laufen Ermittlungen der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt. Es besteht der Verdacht, dass der Mann im Besitz von Kinderpornografie war, bestätigte Bistums-Sprecher Stephan Schnelle. Der Mitarbeiter sei von seiner Arbeit freigestellt worden. Bischof Georg Bätzing äußerte sich „beunruhigt“. „Uns ist daran gelegen, dass das aufgeklärt wird, das ist das Allererste.“
Das Bistum prüft nun, ob es möglicherweise auch Missbrauchsopfer in der Diözese gibt. Denn: Der Mann hatte, so Schnelle, zwar nicht in seiner aktuellen Funktion, aber früher mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet. „Einschlägig“ aufgefallen sei er nie. Man wolle sich nun aber intensiv mit seiner Vergangenheit beschäftigen. Kontakt zu möglichen Opfern gebe es noch nicht. Schnelle betonte allerdings, dass die Unschuldsvermutung gelte.
Der Tatverdächtige soll der Büroleiter des Bischofs sein
Laut „Frankfurter Neue Presse“ handelt es sich bei dem Verdächtigen um den Büroleiter von Bischof Bätzing. Das wollte Schnelle nicht bestätigen. Laut des Berichts sei der Mitarbeiter Theologe und Kirchenrechtler und habe auch Familie. Bei der Amtseinführung Bätzings im September 2016 sei er dabei gewesen.
Am 1. Februar hatte es bei dem Verdächtigen sowohl zu Hause als auch in seinen Büroräumen eine Durchsuchung gegeben, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Dabei stellten die Ermittler vier Computer sowie Datenträger sicher. Internetprotokolle hätten zu der Spur auf die entsprechenden Computer geführt. „Das Bistum hat die Ermittlungen aktiv unterstützt“, so der Sprecher. Geleitet wurden die Ermittlungen von der Zentralstelle Internetkriminalität in Gießen. Sie bearbeitet jährlich rund 1000 Fälle von Kinderpornografie. Fünf Staatsanwälte arbeiten für die Behörde, die erster Ansprechpartner des Bundeskriminalamtes in Sachen Kinderpornografie ist. Geschaffen wurde die Spezialeinheit 2010, zugleich das Jahr, in dem Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche in großem Ausmaß bekannt wurden.
Opferverbände fordern unabhängige Instanzen
Ebenfalls seit 2010 ist Bischof Stephan Ackermann Missbrauchsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz. Bischof Gätzing sagte, er habe Ackermann, der sich gerade auf Dienstreise in Burkina Faso befindet, über die Vorfälle informiert.
Norbert Denef, Vorsitzender des Netzwerks für sexualisierte Gewalt, hat kein Vertrauen in solche kirchlichen Instanzen. Interne Aufklärungskommissionen bezeichnet er als „Scheintheater“, bei denen mehr vertuscht würde als aufgedeckt: „Da werden vielleicht Opfer angehört und beruhigt, aber zu mehr taugen sie nicht.“ Er ist der Ansicht, dass ihre Aufgabe an unabhängige, von der Politik beorderte Gremien übertragen werden müsste.
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