Es war einmal ein kleines, sechsjähriges Mädchen, das in die Fänge eines alten Nachbarn geriet und von ihm über Monate in einem dunklen Keller sexuell missbraucht wurde. Das Mädchen vertraute sich nach langem Überlegen und trotz der Drohung des Nachbarn, es dafür zu töten, seiner Mutter an. Die Mutter stellte sich schützend vor den Täter und bürdete dem Mädchen alle Schuld an den Missbrauchsgeschehen auf.
Es war einmal ein kleines, neunjähriges Mädchen, das von einem nahen Verwandten sexuell missbraucht wurde. Es vertraute sich seiner Mutter an, als es die Qualen nicht mehr aushielt und obwohl dieser Täter dem Mädchen mit dem Waisenhaus drohte. Die Mutter stellte sich schützend vor den Täter und gab dem Mädchen erneut die Schuld an den Missbrauchsgeschehen.
Es war einmal eine junge Frau, die das gute Bild von einer liebenden Mutter erhalten wollte und ihrer Mutter somit jeden Wunsch erfüllte, sie hofierte und alles für sie tat. Die junge Frau erkannte nicht, dass sie keine Mutter hatte, dass sie um etwas kämpfte und auf etwas hoffte, das es für sie nicht gab.
Es war einmal eine in die Jahre gekommene Frau, die am Ende ihrer Kräfte angekommen war und sich von ihrer Mutter abwandte. Endlich. Mit der Abwendung von ihrer Mutter konnte sie auch ihre Schuldgefühle loslassen. Die riesige Last, die ihre Mutter ihr zeitlebens aufgebürdet hatte, fiel nach und nach von ihr ab. Der Preis dafür war das Erkennen, nie eine Mutter gehabt zu haben.
Es war einmal eine jüngere Frau, die der in die Jahre gekommenen Frau einen Besuch abstattete und von schweren Misshandlungen ihres Vaters an ihr und ihrer Schwester erzählte. Ihr Vater ist der Täter des kleinen, neunjährigen Mädchens von damals.
Die Erkenntnis, dass dieser Mann seine Gewalttaten an seinen eigenen Kindern fortgesetzt hat, ist schier unerträglich. Man muss ihn stoppen, aber:
Alle Taten sind verjährt, drei Frauen sind zeitlebens schwer geschädigt, der Täter wiegt sich in Sicherheit – und wer weiß schon, ob er nicht immer noch weitermacht!? Denn wenn er nicht gestorben ist, dann…
Täter werden durch Verjährungsfristen geschützt und zum Weitermachen ermutigt, das darf nicht sein! Wer Täter schützt, vernichtet Kinder!
Elke Nurmut
Alle Taten sind verjährt, drei Frauen sind zeitlebens schwer geschädigt, der Täter wiegt sich in Sicherheit – und wer weiß schon, ob er nicht immer noch weitermacht!?
Und das interessiert die Politik nicht.
——
Oder typisch:
Schon 2010 soll es gegen den Wuppertaler einen Anfangsverdacht des Kindesmissbrauchs gegeben haben. Das entsprechende Ermittlungsverfahren wurde allerdings eingestellt. Die Beweislage sei damals dünn gewesen.
( Für mich hätte eine Überwachung stattfinden müssen.)
http://www.wz-newsline.de/lokales/wuppertal/missbrauch-23-jaehriger-stand-2010-erstmals-unter-verdacht-1.1227245
Ein sehr bedrückender, aber unglaublich gut geschriebener Text. Den sollten die „Entscheidungsträger“ lesen, bevor es wieder auf ein „nein“ zur Aufhebung der Verjährungsfristen hinausläuft.