Am 01.12.2010 hat der Runde Tisch sein Zwischenbericht veröffentlicht.
Deren Fazit: “Wir investieren in die Zukunft!”
Unser Fazit: “Wo bleiben die heutigen Opfer?”
Offener Brief zum Zwischenbericht des Runden Tisches
gegen-missbrauch e.V. verfolgt aufmerksam die Entwicklung und die Ergebnisse des Runden Tisches gegen Kindesmissbrauch der Bundesregierung.
Bei dem nunmehr vorgelegten Zwischenbericht sehen wir uns gezwungen auf nach wie vor vorhandene Missstände aufmerksam zu machen.
Aus dem Zwischenbericht geht hervor, wie künftig Prävention gestärkt werden soll, welche Unterstützung Betroffene erfahren, wie die Forschung vorangetrieben und finanziell unterstütz wird.
Für kommende Generationen ist dies ein sicherlich guter Weg.
Wo und wie wird aber die Ist-Situation widergespiegelt?
Der Forschungsbericht weist es selbst sehr deutlich auf. So beschreibt die Kurzfassung des Zwischenberichts vom 25.11.2010 eine Inanspruchnahme der Anlaufstelle von insgesamt 8.200 Briefen und Anrufen. Dabei stehen aus Sicht der Betroffenen die Themen Beratung und Therapie an oberster Stelle. In der Pressemitteilung vom 01.12.2010 berichtet Frau Schavan, dass 20 Millionen Euro für die Gesundheitsforschung bereit stünden. Was verbirgt sich hinter dem Begriff Gesundheitsforschung? Welche Ergebnisse wird diese Forschung liefern? Genauer, welchen Nutzen birgt sie für Betroffene, künftige und vor allem Betroffene von heute? Ferner gibt Frau Schavan bekannt, dass 10 Millionen Euro in die Bildungsforschung investiert wird. Wie aber wird in die unakzeptable Beratungssituation investiert? Wie wird das Therapieangebot für Betroffene sexuellen Missbrauchs angepasst, bzw. erweitert? Nach wie vor ist es die Ist-Situation die erheblichen Bedarf der Handlung erfordert.
Durch die Einrichtung der Hotline der Bundesregierung, kirchlicher Institutionen sowie durch die Kampagne „Schweigen brechen“ haben mehrere tausend Betroffene den Mut gefunden diesem Aufruf zu folgen. Betroffene trauten sich JETZT aus ihrem Schweigen herauszutreten und sie benötigen JETZT die Hilfe und Unterstützung! Wie sieht die Handlungsweise für diese Menschen aus? Hier und heute und in NAHER Zukunft?
Durch eine vermehrte Einbeziehung von Opferschutzverbänden hätte bereits im Vorfeld genau diese Situation berücksichtigt werden können und auch zeitnah Hilfepakete entwickelt.
Viele Beratungsstellen müssen ihre Ressourcen für die Beschaffung von Fördergeldern oder den bürokratischen Verwaltungsakt einsetzen, statt wie eigentlich vorgesehen in die Beratung Betroffener. Die jetzige Situation kann diesen „Ansturm“ Betroffener, die ihr Schweigen brechen und aktiv Hilfe und Unterstützung suchen, nicht auffangen. Es gibt bedenklich wenig bis gar keine flächendeckenden Beratungsstellen für männliche Betroffene. Das Therapieangebot in Hinblick auf verfügbare stationäre Therapieplätze weist enorme Defizite auf. Ansprüche auf Opferentschädigung können oftmals nur erfolgreich geltend gemacht werden, wenn vorab Verurteilungen der Täter stattgefunden haben. Eine solche Verurteilung ist in vielen Fällen jedoch aufgrund der bisherigen Verjährungsfrist bzw. der lang zurückliegenden Übergriffe und deren geringen Beweischancen nicht möglich.
Der runde Tisch gegen Kindesmissbrauch setzt Ressourcen für die Zukunft frei. Doch die jetzige und vorangegangene Generation bleibt auf der Strecke!
Da wird der Gedanke laut: „ Wir hören jetzt, aber handeln für die jetzigen Opfer später“!
gegen missbrauch e.V.
Ingo Fock
Es war schon immer wesentlich leichter für die Verantwortlichen,
sich mit der Vergangenheit zu befassen.
Denn für die Vergangenheit müssen die jetzigen Verantwortlichen keine Rechenschaft abgeben. Da können sie kritisch beurteilen und lästern,
ohne dafür Verantwortlch zu sein.
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Für Opfer aus der heutigen Zeit will aber Niemand dafür verantwortlich sein.
Somit werden solche aktuellen Vorfälle wenn irgendwie möglich eben gern verschwiegen.
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Man erspart sich dadurch die Verantwortung und den kostenintensiven Ausgleich, der dann ja folgen müsste.
Und für bekanntgewordene Opfer aus der Vergangenheit muss man ebenfalls keine Kosten aufbrigen, denn dafür hat man dann ganz einfach die Verjährungsfrist eingeführt.
Ein recht simples und effektives Prinzip, wenn man sich das mal so deutlich vor Augen hält.
Alles Regelungen, die fast immer zu Lasten der Betroffenen ausgehen.
Und sie wissen auch, daß die Geschädigten kaum in der Lage sind, sich dagegen zur Wehr zu setzen. Und wenn es doch mal einige schaffen, heisst es gleich,
„dann ist es ja garnicht so schlimm, wer dazu die Kraft noch hat“.
Die Verantwortlichen Herrschaften können sich dann ja mit den Ersparnissen ein recht lebenswertes Leben gestalten.
Sobald die Verantwortlichen „reale“ Daten und Fakten über Missbrauchsfälle herausgeben, würden sie sich damit selbst zum schnellen Handeln zwingen. Und genau das wollen sie ja nicht.
Viel lieber schiebt man den riesigen Problemberg vor sich her.
So nach dem Motto:
„Mein Nachfolger wird das dann schon irgendwie regeln“.
… oder auch nicht.
2010 ist ein Spitzenjahr für die Kirche in Deutschland:
1. Die Kanzlerin erklärt Deutschland zur christlichen Republik!
http://www.berliner-journalisten.com/blog/2010/10/18/merkel-wer-das-christliche-menschenbild-nicht-akzeptiert-ist-%E2%80%9Cfehl-am-platze%E2%80%9D-in-deutschland/
2. Die Einahmen sind wiederum gestiegen!
http://www.n-tv.de/wirtschaft/Kirchen-erhalten-mehr-Geld-article2074671.html
Das also war gemeint als der vatikan meinte es lohne sich nicht auf das Geschwätz der Strasse zu hören. Denen gehts trotz Missbrauch oder gerade deswegen? richtig Sahne, 2010, in Deutschland..
Würden bei 10 Mill. für’s Bildungswesen Lehrer und Schüler ab sofort in voller Eigenverantwortung den „Eigensinn“ ihres eigenen Denkens und Handelns miteinander herausarbeiten und zusätzlich das fehlende Fachpersonal schnell und gezielt eingesetz werden – so könnte es sehr bald aufschlussreiche Gespräche über Wesentliches im Leben von Kinder und Jugendlichen geben. Sie WOLLEN ihre eigenen Lösungen finden – fänden sie nur die passenden Rahmenbedingungen vor:
Theorie und Praxis müssen verknüpft werden, Forscher mit Lehrern kooperieren, junge Leute wollen ernst genommen werden.
Da könnte der Ruck in die richtige Richtung gehen, weil potenzielle Probleme auch in Familien transparenter würden …
Unter dem bisherigen Leistungsdruck des Systems lässt sich Menschlichkeit kaum verwirklichen, geht die Demokratie zugrunde mitsamt ihrem Grundgesetz.
Ähnlich effektiv könnte auch die „Gesundheitsforschung“ funktionieren – wenn dieser Staat sich nur endlich mit dem Millioneneinsatz an seinen schwächsten Bürgern orientieren wollte …