ich habe schon am 2. März hier von mir erzählt. Die Gefühle der Vergangenheit holen mich aber immer mehr ein. Was ich jetzt schildere, da weiß ich überhaupt nicht ob das hierher gehört.
Ich bin ja recht und schlecht mit dem Erlebten bis vor ca. 3 1/2 Jahren zurecht gekommen, aber durch, die Ärzte nennen es Schicksalsfügung, ist mein Leben total aus den Fugen geraten.
2005 war ich wegen Krebsverdacht 16 Tage im Krankenhaus und eigentlich gründlich untersucht. Auf dem Einweisungsschein stand unter anderen Schluckbeschwerden. Ich hatte in fünf Monaten 13 kg abgenommen und der Tumormaker war erhöht. Vom Hals wurde nur ein Ultraschall gemacht. Heute weiß ich, dass man damit keinen Krebs in der Mandel feststellen kann. Die Ärzte haben die Schluckbeschwerden nicht ernst genommen. Wenn sie ein CT oder MRT vom Hals gemacht hätten, währe der Tumor in der Mandel entdeckt wurden und ich hätte nur eine Mandeloperation über mich ergehen lassen müssen.
Ein Jahr später hatte ich Metastasen in den Halslympfknoten. Ich musste mich einer beidseitigen totalen Neck unterziehen, aufgrund der Metastisierung musste ich bestrahlt werden. Die Folgen der Bestrahlung möchte ich nicht weiter erörtern, da es sonst zu lang wird. Ich habe Klage wegen fehlerhafter Befunderhebung erhoben. Von den meisten Ärzten werde ich sehr schlecht behandelt, menschlich.

Jetzt kommt meine Vergangenheit wieder – ich bin schlecht, ich bin selber schuld, ich bin nichts wert.

Ganz schlimm ist es am 25.5.2009 geworden. Da musste ich beim Landgericht im Büro etwas abgeben. Ich stand im Gerichtsgebäude und fing an zu zittern und zu weinen. Ich war nicht mehr die Erwachsene Gudrun, sondern die kleine 12 1/2  –  13 jährige Gudrun, die damals wegen der Vergewaltigung von drei Männern hier vor Gericht stand. Diese Gerichtsverhandlung von damals war aus meinem Gedächtnis bis zu diesem Tage weg, nicht vorhanden.

Die Klage habe ich auf anraten eines Arztes gemacht. Er fand es unmöglich,
dass den Schluckbeschwerden seinerzeit nicht mehr Beachtung geschenkt wurde. Leider ist dieser Arzt zwischenzeitlich gestorben.

Der vom Gericht bestellte Gutachter sieht das alles anders. Er sieht keine Schuld bei den Krankenhausärzten.

Ich habe die gleichen Gefühle wie als Kind bei den sexuellen Missbräuchen und Vergewaltigungen, nur diesmal kann ich sie nicht mehr verdrängen.

Mein Therapeut spricht von einer schweren Retraumatisierung. Durch die heutigen Ereignisse am 22.4. hab ich mündliche Verhandlung vor dem Landgericht, mein persönliches Erscheinen ist angeordnet.

Ich kann keine Nacht mehr schlafen und hab Alpträume, denn es ist das erste Mal nach 50 Jahren, dass ich in diesem Gericht einen Gerichtssaal betrete und ich fühle mich wieder so, dass ich vor Gericht stehe. Ich hab große Angst, dass ich durchdrehen werde.

Ich bin wieder schuld.

Meine Anwältin meint wir sollten ein neues Gutachten erstellen lassen. Diese müsste ich aber selber bezahlen aber das Geld hab ich nicht.

Ich bin mit meiner Kraft am Ende, zumal mein Mann letzte Woche die Diagnose fortgeschrittener Lungenkrebs bekommen hat.

Ich bedanke mich fürs Lesen.

Gudrun