SPIEGEL ONLINE 25.03.2010
Ein Kommentar von Peter Wensierski
Der Papst gerät wegen des Umgangs mit Missbrauchfällen weiter ins Zwielicht: Die im Jahr 1996 von ihm geführte Glaubenskongregation hat damals auf Strafen gegen einen pädophilen Priester verzichtet. Benedikts Autorität als Kirchenführer schwindet – warum ist er eigentlich noch im Amt?
Derzeit schwindet sie nahezu täglich, mit jeder neuen Erkenntnis über seine eigene Rolle, die den Umgang seiner Kirche mit sexuellem Missbrauch geprägt hat. So einfach aber tritt ein Papst nicht zurück. Er ist kein Vorstandschef eines Konzerns, kein Parteivorsitzender – er ist der direkte Nachfolger des Apostel Petrus.
Immerhin, das Kirchenrecht macht es prinzipiell möglich: Kanon 332, Absatz 2 regelt den Rücktritt des Papstes. Danach kann ein Papst, wann immer er will, ohne jemanden um Erlaubnis zu bitten, zurücktreten. Ebenso bei geistiger Umnachtung, falls der Pontifex vorher daran gedacht hat, ein Demissionsschreiben zu hinterlegen. In der langen Geschichte der Kirche kamen Rücktritte allerdings äußerst selten vor, zuletzt vor 700 Jahren, bei Papst Cölestin V.
Sehr geehrte Gläubige, die auch an der Kirche (ver)zweifeln!
Einen angedeuteten Rücktritt von Prof. Ratzinger ist wohl nicht zu erwarten. Sein bisheriges Verhalten deutet eher daruf hin, dass er andere zurücktritt, wie Küng, Ranke-Heinemann und andere.
Was aber, wenn alle, die zwar gläubig sind und die katholische Kirche bisher als ihre Heimat verstanden haben, austreten und den Wiedereintritt davon abhängig machen, dass der Klerus in Rom zurücktritt und für Personen Platz macht, die ehrlich aufklären, die den unsäglichen Umgang mit Familienplanung und Condomen (bei über 50 Millionen Hungertoten und 3 Millionen AIDS-Toten pro Jahr braucht das keine weiter Erläuterung) endlich beenden. Menschen, die ethische Prinzipien über das Ringen um Deutungshoheit stellen, kann ich als Kirchenführer anerkennen – eine Mafia von alten Männern, die sich nur an der Macht halten, indem sie ein Klima der Angst nutzen, um die ganze Kirche zu disziplinieren, wird mir in Zukunft nicht mehr meine Überzeugungen diktieren!
Ich wünsche mir einen „Zentralrat der Ex-Katholiken“ – weltweit.
In unsäglicher Wut und voller Trauer,
Hans-Otto Bermann
Hallo,
ich schreibe in diesem Post, weil mir heute morgen im Teletext, was begegnet ist, was genauso destruktiv ist, wie das Verhalten von Papst Benedikt.
Ein Bischof will heute eine Vergebungs-Prozession in einer bayrischen Stadt machen. Es wird in Passau sein, Quelle: Telext des BR.
Mir fällt dazu nur ein, dass ich die Kirchenleute sehr unsensibel erlebe. MAN kann keine Betroffenen (Opfer) durch eine Prozession zur Vergebung „zwingen“, das hat für mich nichts mehr mit Christlichkeit zu tun, mit Menschlichkeit. Zu Vergeben ist ein langer, schmerzhafter Prozess, denn der Betroffene bestimmt und niemals der Täter.
Durch das mangelnde Verständnis, durch die eingefahrenen „katholischen Regeln und Gesetze, die auch manchmal gegen die Menschlichkeit zielen“ werden so die Betroffenen DAUER Retraumatisert, was zu wirklich an der Kirche zweifeln lässt.
Für mich ist das heute ein Hinweis. Man muss sich, früher oder später, von Institutionen oder Menschen, Orten distanzieren, abnabeln – alleine durch die Verarbeitung und so klar rübergeben – die Macht habe nur noch ich, die Kirche interessieren mich nicht mehr, denn sonst würde ein Mensch daran zerbrechen.
Durch das Verhalten der Bischöfe, die ich irgendwie als Ego-Trip sehe, da nur die Täter, Kirche im Fokus stehen – Nicht die Betroffenen. Sieht man dahinter, was andere nicht sehen wollen oder können.
Betroffene gehen eigentlich schlussendlich den Gegenweg, da sie erwachsen, lebenserfahren, kritisch, klar, wahrhaftig werden und so die mangeldene Veränderungstendenzen und Motivation der anderen aufdecken.
Am Mittwoch war ich in einer Beratungsstelle für Frauen mit Erfahrung von Gewalt auch sexualisierter, die Beratung war sehr wohltuend und kompetent.
Und wieder einmal mehr habe ich da gelernt.
Dass Betroffene „stark“ werden und so die Schwäche der andern aufdecken, obwohl die Gesellschaft vorher die Betroffenen als schwächlich abkanzelte.
Ich danke fürs Lesen.
Herzliche Grüsse
Jacqueline Stamm
Hans-Otto Bermann wünscht sich einen – besser noch DEN „Zentralrat der Ex-Katholiken“ – ich werde dabei sein, wer noch???
Anders geht’s wirklich nicht mehr: Berufen wir uns schlicht und einfach auf den Mann aus Nazareth – das wird einen globalen LICHTBLICK für die auslösen, die in der Bergpredigt gemeint sind.
Wer kennt jemanden, der technisch/organisatorisch das Zeug dafür hat?
Ich bin sicher: Viele hocken vor den Startlöchern und stimmen dann mit den Füßen ab (sag‘ ich’s doch: Eine „neue, sanfte Revolution“ muss her).
Wann – wenn nicht jetzt?!
Wer – wenn nicht wir?!
Hildegard Verhees, Winternam
Hallo ,
wichtig fände ich dass man Kinder schon im ganz jungen Alter aufklärt, damit die sich wehren können. Ich bin dafür dass man gleich im Kindergarten sobald Kinder sprechen, denen genau erklärt und sagt was Geschlechtsverkehr, Missbrauch, Vergewaltigung Geschlechtsteile usw.. sind, denn dann können Kinder eher NEIN sagen oder es sofort jemandem anvertrauen wenn ihnen was passiert ist, und haben keine oder weniger Schuldgefühle, Hauptsächlich wissen sie dann auch eher was genau eigentlich passiert ist. Kinder sollten genau wissen das sie sich wehren DÜRFEN und sollen, das sie nicht schuld sind, dass sollte man im Kindergarten, Schule Vorschule so ca. zweimal im Monat Unterrichten extra Aufklärungs- Stunden die das GANZE Thema ansprechen. Dann hört das Schweigen auf und es käme bestimmt zu mehr Anzeigen und zu weniger Missbrauch schon im Vorfeld. Nicht so wie Heutzutage wo man erst circa in der 4. Klasse den wenig Informativen Sexualunterricht bekommt, wo auch dort nie über Vergewaltigung, Kindesmissbrauch gesprochen oder Unterrichtet wird. Denn Täter profitieren davon, wenn Kinder Unwissend und nicht aufgeklärt sind. Natürlich bin ich auch dafür, dass die Verjährung abgeschafft wird.