(Foto: Renate Künast, netzwerkB-tv 24.04.2017)
24.04.2017 – Norbert Denef vom netzwerkB im Gespräch mit Renate Künast von Bündnis 90 die Grünen zum Thema „Colonia Dignidad“.
Norbert Denef: Grüne und Linke haben am 30. März 2017 einen Antrag gestellt auf historische und juristische Aufarbeitung der Geschehnisse in der Colonia Dignidad in Bezug auf Folter, Mord, sexualisierte Gewalt und Sklavenarbeit. 55 Jahre lang wurde geschwiegen, verleugnet und vertuscht.
Warum bewegen Sie sich erst jetzt?
Die evangelische Kirche ist schuldig.Hat für Schäfer in den Schulen Briefmarken gesammelt.Im Auftrage der Bodelschwinghschen Anstalten in Bethel/Bielefeld.Leider unterstützten viele Promis diesen Verbrecher.Haben ihn sogar in Chile besucht.
Da traut sich doch keine Partei wirklich ran wegen der eigenen Leichen im Keller diesbezüglich und der immer noch und wieder einflussreichen pädophilen Kreise und Netzwerke.Gutes Interview.Frau Künast wirkte auf mich jedoch nicht authentisch.
Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass Helmut Kohl, als Bundskanzler, oft in der Colonia Dignidat war und den Herrn Schäfer (deutsch) besucht hat. Öffentlich hat der Bundeskanzler dann seinen Freund Paul Schäfer für gute Arbeit gelobt.
Colonia Dignidat = Kolonie Würde
Welch ein Zynismus
Schön Frau Künast, machen Sie den Versuch!
Die fehlende Fehlerkultur damals führte die deutsche Politik dort auf gefährliches Glatteis für Menschen die Schutz gebraucht hätten – hochgefährlich auch für uns … – tödlich für andere Betroffenen.
Und heute sehen wir unsere Demokratie gefährdet.
In der von mir gestern zitierten Kolumne sprach Gerd Scobel aus seiner Erfahrung: “Bei uns werden Fehler stark geächtet. In den USA ist es, bei aller Kritik, die man sonst haben mag, durchaus gut möglich, eine Idee zu haben, bald darauf mit einer Investition für Neugründungen ein Unternehmen zu gründen – und dann richtig zu scheitern. Und doch schreibt man all das ganz offen und selbstbewusst in seinen Lebenslauf. Bei uns ist man mit einem derartigen „Fehler“ im Lebenslauf tot. Dabei gehören Fehler zu den Erfolgsgeschichten.”
Seine Diskutanten spotteten noch über “Krähenkultur” in unserer (wenig) “fortgeschrittenen Stein-Zeit” und warnten vor Wahrnehmungsverzerrung die dann entstehe, wenn objektive Zweifel nicht mehr geduldet werden – Zweifel von mundtot gemachten Sachverständigen, die Expertise liefern können …
Übertragen auf die aktuelle Verteidigungs-Politik stellte im Gespräch mit Andrea Oster der Militärhistoriker Sönke Neitzelt zum Thema >Das Schweigen der Generäle< fest, ein General der Bundeswehr müsse sich mehr einmischen dürfen. Er darf es nicht. http://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr5/wdr5-politikum/audio-wdr–politikum-ganze-sendung–458.html – im Audio geht es (ab Min. 1:50 – 7:50) um die v.d. Ministerin angemahnte “Haltung”: In vergangenen Zeiten war von oben ein Maulkorb verordnet worden – nie hinterfragt konnte dieser Erlass sich quasi verselbständigen. Wie in den Kirchen. Wie in der Justiz. So bildete auch hier sich ein erstarrendes System des Schweigens.
Übertragen auf andere politische Bereiche kann das bedeuten: Der Staat will zwar Recht und Freiheit für die Demokratie, in der bei viel zu vielen Bürgerinnen und Bürgern diese positiven Werte nicht mehr ankommen – Menschen blieben Untertanen mindestens eines untergegangen-geglaubten Systems – man ahnt wie viel menschliches Potential dabei verloren ging …
Übertragen auf Bildungspolitik zeigt sich hier bereits ein Horrorbild: Kinder schwänzen Schule, verfangen sich in ihren digitalen Netzwelten, verlieren den Blick für Realität, verpassen Schulabschlüsse, verfallen ideologischen Verführern – was bald zu Fluchtreflexen von Lehrern und fehlenden Sozialarbeitern führen könnte – alarmierende Aussichten bei 20 000 fehlenden Lehrern allein in NRW – oder wächst da gerade rechtzeitig doch noch in verkrusteten Behörden der Unmut über diese unhaltbaren Zustände?
Gehorsam befahl bisher die Obrigkeit. Im blinden Glauben an die Macht verbot sie konträres Denken an der Basis – bis in den Missbrauch ganzer Systeme!
Immer noch werden Ängste instrumentalisiert.
Beamte dürfen nicht streiken.
Beamte werden in der Krise nicht nach ihren Ideen, nach klugem Risikomanagement gefragt – sie aber sind die Experten, die sicher und sachlich solche Fehler künftig zu vermeiden wüssten!
Und oft genug dreht blanker Geiz an den “Eskalationsschrauben” gegen Schwächere.
Das ist Gewalt.
Allerhöchste Zeit "Fehler zu Erfolgsgeschichten" zu machen:
Ach, ließe Herr Maas doch sich gerade noch rechtzeitig etwas sehr Gutes zur kompletten Abschaffung unseres Verjährungsverhängnisses einfallen! – Deutschlands PolitikerInnen schienen bis jetzt ja weit von dieser Richtigstellung entfernt…