(Foto: St. Johann Niendorf/Ostsee)
1. Mai 2017 Deutschlandradio – Albtraum Kinderkuren.
Eine Recherche (Autor: Gilhaus, Lena)
Norbert Denef vom netzwerkB hat Gabriele Pypker und Daniel B.s Ex-Frau während ihres Kampfes um Aufklärung begleitet und unterstützt. Er gibt ein Statement zu dem Fall per Email ab:
„Es sind Erinnerungen, keine Beweise. Leider war es bisher weder politisch noch juristisch möglich, diese Erinnerungen investigativ aufzuarbeiten, weil die Einrichtung kein Interesse daran hat und die bestehenden Verjährungsfristen diese Haltung noch unterstützen. Durch die Veröffentlichung im Netz ist erst deutlich herausgekommen, wie schlecht die Behandlung von Kindern in manchen Kureinrichtungen war. Das kann man in den über 200 Kommentaren nachlesen.“
Weiter lesen und hören: www.deutschlandfunk.de
Mehr auf netzwerkB: Daniel B. – 1977 im Kinderheim Niendorf/Ostsee sexuell missbraucht
Vielen Danke an netzwerkB, dass Sie das Thema wieder auf die Tagesordnung setzen. Ich bin jetzt über 50 Jahre alt und hatte als Junge im Alter von 6 Jahren das zweifelhafte Vergnügen, im ‚Kinderheim‘ St. Antonius Ratzenried für 6 Wochen interniert zu sein; seither lässt mir das keine Ruhe mehr, wenn auch meine Erinnerungen sehr rudimentär und unvollständig sind.
Ich würde gerne Näheres dazu erfahren, was andere Insassen dort erlebt haben und vielleicht können Sie mir hier ein
wenig weiterhelfen; es würde mich sehr freuen, wenn sich Betroffene melden würden: TiBi@posteo.de
Ich bin Anfang der 70ger Jahre auch im Alter von 6 Jahren dort zur Kur gewesen. Es war eine schreckliche Zeit für mich. Wenn ich den Ort Niendorf lese oder auch das obige Bild sehe, wird diese Zeit immer sehr lebendig. Unser Herrgott wird diese Schwestern sicherlich zur Rechenschaft ziehen.
Ich war in den 70ern in Niendorf zur Kur ich weiß noch das es an einem Tag Grießschnitten zu essen gab und den Geruch nicht ertragen konnte also übergab ich mich und mußte trotzdem alles aufessen samt Erbrochenem.
Ich war in Niendorf an der Ostsee. 1964 oder 1965 mir hat es gut gefallen. Ich habe aber gesehen, dass jemand beim Essen in seinen Teller gebrochen hat und er musste es wieder aufessen! Man glaubt es heute gar nicht. Aber es war wirklich so!
Ich war Anfang der 70 iger Jahre in Niendorf- 6 Wochen lang- der Alptraum – da ich eine Doku über Kinderverschickung im Netz gesehen haben- möchte ich dieses Kapitel bearbeiten- und suche nach schriftlichen Beweisen meines Aufenthalts- Aber ich weiss nicht- wie ich zu diesen Beweisen gelangen kann- hat jemand eine Idee? ICh würde mich riesig über eine ANtwort freuen! JEns Höfig
Guten Tag
Ich war in den 50 Jahren dort,auch wir haben viel leid erfahren, wenn sich einer eingelult hat mußte er in seine Sachen weiter spielen, und anschließend mußte man an alle Kinder vorbeifahren und man wurde beschimpft und verspotet, auch beim Baden war das Wasser immer nur Lauch mehr kalt.
Ich habe dieses alles unterdrückt,aber ich war 2021 in Bad Segeberg zur Reha und bin dann auch nach Niendorf gefahren, und dann kam eine Erinnerung nach der andern, aber ich suche nach Antworten und finde sie Nicht ich werde in Sommer noch einmal hochfahren aber mit meiner Familie, denn ich weiß nicht was auf mich wartet an Erinnerung
Guten Abend,
im Alter von 6 Jahren war ich Ende der 60 ziger für 6 Wochen im Kinderheim in Niendorf a.d. Ostsee .
Ich mochte die Orange nicht essen und musste die Nacht über im Speisesaal sitzen, im mich herum wsren die Stühle umgesetzt auf die Tische gestellt .
Meine einsamste Zeit….
Auch ich war im Kinderheim in Niendorf an der Ostsee mit ca 6 Jahren.
Hallo und Guten Tag zusammen,
ich war Anfang der 70iger im Alter von 6 oder 7 Jahren im Kinderheim in Niendorf a.d. Ostsee für 6 Wochen.
Ich bin jetzt 56 fast 57 Jahre alt und es vergeht kaum eine Woche, in der ich nicht daran zurück denke. Mit mir waren noch ein Geschwisterpaar asu Lüdenscheid dort. Ein Mädchen mit Ihrem jüngeren Bruder. Das Mädchen hieß Antje P. und wir waren die einzigen Mädchen. Wenn die Jungen am Strand waren, mussten wir mit unserer Erzieherin bügeln. Während des Mittagschlafs lagen wir mit dem Gesicht zur Wand, wehe jemand hat getuschelt. Bloßstellen und Ohrfeigen gehörten zur Tagesordnung. Ich wurde geohrfeigt vor allen anderen in unserer Gruppe, weil ich ein paar Tropfen Karokaffee verschüttete. Die Erzieherin war im mittleren Alter, sehr gut aussehend und sehr streng. Die Nonnen waren nett, bekamen aber nichts mit. Wer weiss etwas. Bitte melden. Euch alles Gute…
Ich war in diesem Drangsalier Heim im Jahr 1963 Ostern 6 Wochen und habe alles an Schikanen erlebt, was man sich kaum vorstellen kann.
Das Essen war absichtlich sehr fettig und konnte kaum ertragen werden. Die Suppenteller bestanden fast nur aus Fett, ekeliger ging es nicht. Ich habe bis heute nie mehr geschafft so was wie die mit Margarine gestreckte Braunschweiger, dort der Standard, oder normale Teewurst essen können. Dieses Trauma habe ich heute noch. Habe einmal einen Briefumschlag genutzt um solchen Frass reinzuschmieren und im Nonnenbrief Kasten / Briefklappe entsorgt. Bin erwischt worden und musste dann zur Strafe Std.-lang alle Schuhe der Gruppe putzen.
Stehstrafen mit Gesicht zur Wand auf den sau kalten Fluren bei Mittagsschlaf Störungen habe ich ebenso erlebt, wie auch das Kotze löffeln müssen eines Tischnachbarn, widerlich! Dieses Verschickungslager war eine meiner schlimmsten Erfahrungen. Bin dort schwer krank geworden. Ich habe meine Eltern bei der Rückkehr geschlagen, um nach der Zugfahrt den Druck abzulassen.
Ich war ca. Anfang der 60er Jahre im Niendorfer Kinderheim .Wir bekamen Verlängerung, wegen Typhus Quarantäne. Einige der offensichtlich erkrankten Kinder wurden einzeln weggesperrt. Ich kann mich auch noch an ein sehr junges Mädchen erinnern, das nachts einnässte. Es wurde regelmäßig kontrolliert und musste dann die Nacht über barfuß und mit den nassen Plorren auf dem zugigen Flur stehen. Das Kind musste einfach blasenkrank werden. Tat mir damals sehr leid, das arme Ding.
Ich war insgesamt dreimal à 6 Wochen jeweils um die Osterzeit herum in Niendorf bei den Nonnen zur Kur, weil ich „zu schmächtig“ war. Beim ersten Mal muss ich unter 6 Jahre gewesen sein, das zweite Mal war ich genau während des Brandes 1971 dort zur Kur und das letzte Mal 1978 als 13-jährige (steht auf der Rückseite eines Strandfotos). Bei der ersten und letzten Kur war ich jeweils in der Mädchengruppe, die von einer Schwester Gottfriede geleitet wurde. Sie war eine sehr strenge, absolut humorlose und unfreundliche Person, unter der alle ziemlich gelitten haben.
Rausgehende Briefe an unsere Eltern wurden zensiert, eingehende Briefe wurden auch gelesen und manche kamen nie bei mir an. Wenn meine Eltern ein „Care“-Paket mit ein paar Süßigkeiten schickten, bekam ich sie entweder gar nicht oder musste sie zwangsweise mit allen teilen.
Vor und nach jedem Essen musste gebetet werden. Man musste alles aufessen, was serviert wurde, sonst gab es mächtig Ärger. Egal wie satt ich war, ich musste aufessen.
Mindestens einmal am Tag mussten endlos lange irgendwelche Volkslieder von uns gesungen werden.
Schlafen durften wir nur in einer bestimmten Position und wehe, wenn einen die Nachtschwester erwischte, dass man anders lag oder gar weinte.
Mein jüngerer Bruder war einmal zur gleichen Zeit in Kur dort; wir durften während der Kur keinen Kontakt zueinander haben. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass ich mich inmitten dieser vielen anderen Kinder und den Nonnen furchtbar einsam und unglücklich gefühlt und viel geweint habe, aber das durfte ich meinen Eltern nicht schreiben.
Während der zweiten Kur dort war ich in der Gruppe einer relativ netten Nonne. Trotzdem war ich trotz der Angst, die der Brand des Kurheims ausgelöst hat, froh, dass unsere Eltern kamen, um mich abzuholen und die Kur so frühzeitig beendet war. Ich habe bis heute starke Angst vor Feuer und kann Brandgeruch jeglicher Intensität nicht haben.
Mehrmals pro Kur mussten wir in einem kleineren Schwimmbecken mit eiskaltem Wasser schwimmen gehen; zum Schluss war ich total blau vor lauter Kälte.
Obwohl man mich immer zum Essen gezwungen hat, war ich bei der Gewichtskontrolle am Ende der Kur immer leichter als vorher; ich denke, ich hatte einfach so viel Stress dort, dass ich gar nicht zunehmen konnte.
Die einzig positiven Dinge, die ich mit diesen Kuren in Verbindung bringe, sind Bastelarbeiten wie Makramee-Eule, Fadenbilder und das Erstellen von Briefbeschwerern mit Muscheln usw., die in Harz gegossen wurden. Außerdem fuhren wir während einer der Kuren einmal mit einer Betreuerin zu 10 Kindern in ihrem VW-Käfer zum Wellenbad. Außerdem wurde dort in einem Dachraum, der sehr sehr kalt war, etwas mit uns gemacht, was sich viele Jahre später als Autogenes Training herausstellte. Diese „geistigen Reisen“ fand ich eigentlich immer schön.
Meine Erlebnisse dort waren -verglichen mit dem, was manch Anderer dort durchgemacht hat- noch relativ harmlos. Trotzdem haben sie ihre Spuren hinterlassen, weil einfach so viel Zwang herrschte und man besonders vor Schwester Gottfriede und ihren Launen immer Angst haben musste. Nicht zu unterschätzen ist auch der Faktor, dass man als so junges Kind einfach in einen Zug gesetzt und sehr weit weg von Zuhause sechs endlos lange Wochen (eine Ewigkeit in dem Alter) mit fremden Kindern und Erwachsenen zubringen muss und man ein wahnsinniges Heimweh hat und gar nicht versteht, warum man dort sein muss.
Ich wünsche allen, die noch heute unter den Geschehnissen während der Kinderverschickung leiden, dass ihre Seele geheilt wird und die Erinnerungen keine Macht mehr über sie haben.
P.S. Meine Mutter hat mir viele Jahre später mal erzählt, dass man zu ihr gesagt hat, dass ich entweder zur Kur fahre, oder aber in ein Kinderheim muss. Das finde ich bis heute sehr schockierend.
Es ist erschütternd, dass dieser Peter aus dem Kinder Kurheim St. Johan in Niendor, in aller Ruhe weiterhin seiner Arbeit in Oberhaching nachgehen kann. Wie kann sexueller Missbrauch verjährt werden? Ich kann es einfach nicht wahrhaben!
Bis Ende 2022 war er noch in einer Kita in Oberhaching bei München beschäftigt. Er war Erzieher in der Gruppe meines Sohnes. Bis auf einen Zwischenfall, der von unserem Sohn berichtet wurde, ist nichts Schlimmeres unserem Kind gegenüber passiert. Wir haben es ruhen lassen. Doch nach diesem Video (Verschickung der Kinder), werde ich dieser Sache nachgehen und Anzeige erstatten. Falls jemand von Ihnen auch von Peter Leid ertragen musste, so kontaktiert mich bitte.
Mahirayguen@icloud.com
Ich war 1955/56 6 Wochen im Kinderheim in Niendorf.
Jeden Tag 2 Stunden Mittagschlaf, bei dem man sich nicht rühren durfte. Sonst kam sofort Jemand und schimpfte.
Ich habe öfter eingenässt.
Zuhause war ich dann bis zum Alter von 12 Jahren Bettnässer.
Es gab morgens immer Milchsuppe, öfter angebrannt, mußte gegessen werden.
Gibt es jemanden der im März 1957 in dem oben abgebildeten Kurheim war?
weiss irgendjemand noch wie das Kinderheim hiess und wo genau das war?
Dies sind meine Erinnerungen an 6 Wochen in Niendorf, Antonius-Heim, Sommer 1973.
Vorausgegangen war ein Winter mit einer Reihe an fiebrigen Atemwegsinfekten nebst einem pädiatrisch für ungünstig befundenen Mangel an Übergewicht. Wir Kinder bewegten uns viel, verbrannten alles Gegessene im Handumdrehen und fühlten uns wohl dabei. Allein, die Medizin befürwortete eine Kinderkur. So hieß das beschönigend hier in der Gegend.
Die Anfahrt über hunderte Bahnkilometer wurde begleitet von ehrenamtlichen Damen, ich glaube von der Caritas. Sie waren freundlich und heiter. Ich war 9 Jahre alt und gespannt, das Meer zu sehen.
Die Heimleitung unterstand einer Nonne, und ich erinnerte mich an meine fröhliche Kindergartenzeit unter Leitung ebenfalls einer Nonne. Tatsächlich wurde einiges zur Unterhaltung von uns Kindern unternommen, eine Fahrt ins Legoland, eine Bootsfahrt in Travemünde, ein Sommerfest mit Süßigkeiten, Knackwurst und Umzug, für den Lieder eingeübt wurden. Sonntags gab es die „Sendung mit der Maus“ oder eine Messe. Niemand wurde geschlagen oder sexuell misshandelt. Damit sind die positiven Seiten aufgezählt, und wir nähern uns dem Kern des Problems.
Angekommen im Heim, begrüßten uns Schwester Irmlind und ihre säkularen Helferinnen mit dem Auftrag, eine Postkarte an die Eltern zu schreiben. Dazu brauchte ich drei Anläufe. Der erste wurde sogleich zerrissen wegen meiner krakeligen Handschrift. Weil ich dabei sehr rüde angefahren wurde, beinhaltete mein zweiter Versuch eine Bemerkung, die erkennen ließ, dass ich bei nicht sehr netten Menschen gelandet war, verfasst mit der schönsten mir möglichen Handschrift. Nun war der Inhalt nicht genehm. „Sollen sich Deine Eltern etwa schreckliche Sorgen machen?“, lautete die psychologisch erpresserische Zensurbegründung, und man ließ keinen Zweifel daran, dass wir Betroffenen an dem Schreibplatz ewig schmoren würden, wenn wir nicht gehorchten.
Der dritte Versuch ging durch, und ich dachte, diese Menschen sind unehrlich. Falle besser nicht auf, mit denen ist wahrscheinlich nicht zu spaßen. Kinder sind weder erfahren noch vorausschauend, aber beobachten sehr genau und erfassen intuitiv. Meine Briefe in den folgenden Wochen waren krakelig und voller Schreibfehler, beinhalteten aber stets einen Satz, dass es dort „schön“ sei oder es mir gefiele. Ich Bub vergaß auch nicht, die vom Heim gelegentlich organisierten Bespaßungsaktionen wortreich zu loben. Damit gaben sie sich zufrieden.
Abendbrot, Zähneputzen, ab in die Falle. 24 Jungen verteilten sich auf mehrere Schlafräume.
Am nächsten Tag erfuhren wir den eigentlichen Zweck der Maßnahme. Mast! Es ging zum Wiegen. Die Gewichtszunahme bis zum letzten Wiegetag war die einzig gültige Währung an diesem Ort. Wir bekamen nassforsch Essen aufgefüllt, vor allem mittags, so als wüssten Kinder nicht, wann sie satt sind. Um meinen Appetit zu „sparen“, verzichtete ich auf den Nachtisch, was toleriert wurde.
Das reichte aber nicht. Mehrmals wurde mir beim Essen so übel, dass ich flüchten und mich übergeben musste. Die Konsequenz war, die nächsten 24 Stunden bei Tee und Zwieback im Bett verbringen zu müssen. Natürlich spielte es offiziell keine Rolle, dass sie mein Essvermögen überfordert hatten, nein, sie verdächtigten mich eines Magen-Darm-Infekts, mit dem ich andere hätte anstecken können. Quarantäne also. Wie verlogen. Wie boshaft. Als Geschundenem wurde einem auch noch die „Schuld“ zugeschoben, und die Strafe war Isolation.
Der Speiseplan wiederholte sich ab und zu, und so auch das Schicksal eines Leidensgenossen, der keinen Rotkohl essen konnte. Er musste vor seinem Rotkohlteller im Speisesaal sitzen bis zum Abendbrot.
Im Juli hatte ich Geburtstag, und es kam ein Paket. Den beigelegten Brief händigten sie mir wohl aus, behielten aber den Inhalt an Süßigkeiten ein. Begründung: Es sei zu schwierig, ihn in der Gruppe zu verteilen. Meine Eltern hatten mich für diesen Fall vorgewarnt. Sie waren in einem Schreiben gebeten worden, keine Pakete zu schicken. Vielleicht dachten sie, weil es mein 10. Geburtstag war, würde es vielleicht eine Ausnahme geben.
Zwischenzeitlich fand eine ärztliche Untersuchung für alle statt und danach Inhalationen in einem eigens dafür ausgestatteten Raum. Über mehrere Wochen hatte ich eine kleine, eiternde Wunde am Unterschenkel. Die hat niemand entdeckt, und weil sie nicht schmerzte, habe ich sie mit keinem Wort erwähnt. Da war eine diffuse Angst, dass dann irgendetwas Unangenehmes passieren würde.
Bei warmem Wetter wurde gelegentlich ein Bad in der sehr nahen Ostsee angeordnet. Das hatte wenig Schönes. Alle kurz hinein ins Wasser und dann wieder raus. Auf dem Gelände gab es einen Sandkasten, wo wir oft spielten, z. B. angetriebene Quallen mit Sand panieren.
Die Wochen verrannen zähflüssig, und in der Gruppe herrschte eine freudlose, bleierne Stimmung. Jeder war in sich gekehrt, mit sich selbst beschäftigt. Der für Jungen so typische Trieb, sich zu bewegen und mit anderen zu messen, kam zu Erliegen. Beim Kicken auf dem kleinen Aschenplatz waren mir das Torezählen egal. Hatte etwas Symbolträchtiges. Warum sollte es an diesem unglückseligen Platz einen Sieger geben? In den trüben Gesichtern auf dem Abschlussphoto ist es festgehalten, niemand lächelte.
Am letzten Wiegetag notierte das Personal selbstzufrieden: „900 Gramm zugenommen“. Mission accomplished. Das ganze elende Theater für 900 Gramm, aber nun war es überstanden, und es ging endlich heim.
Daheim am Bahnhof holten mich meine Eltern und Geschwister ab. Sie sorgten sich ein wenig, ich hätte nach der vermeintlich schönen, langen Zeit womöglich Fernweh. Sie fielen aus allen Wolken, als ich ihnen erklären musste, dass ich ihnen in den Briefen ein Trugbild hatte vorgaukeln müssen. Geschehen ist nichts. Ich lebte mich rasch wieder ein. Jahre später hatte ich eine massive, psychosomatische Essstörung, die mit Niendorf zu tun gehabt haben kann, aber wer weiß das schon? Auch das wuchs sich aus.
Fazit
Unter dem Banner der Kindesgesundheit wurden wir vom Heimatort, von Freunden, Geschwistern und Eltern wochenlang und in jedweder Hinsicht isoliert. Ich erduldete die Unterschlagung meines Eigentums, Körperverletzung, Freiheitsberaubung und psychische Deformation. Stets hatten die Methoden ein scheinbares Argument. Für alles gab es einen Vorwand. Wer erbricht, ist krank und ergo zu isolieren. Natürlich nur tagsüber. Nachts schliefen ja alle zusammen im selben Zimmer. Den Schwindel bemerken sogar wir Kinder. Bekommt jemand ein Paket, blutet den anderen das Herz, also ist das schlecht. Berichtet ein Kind wahrheitsgemäß, wird der Brief zensiert, schließlich soll sich niemand Sorgen machen. Sehr vielsagend ist das oben erwähnte Anschreiben an die Eltern. Darin stand, sie sollten um Himmels Willen ihre Kinder dort nicht besuchen, sonst drohe schlimmes Heimweh, und ihr Kind wäre unglücklich. Emotionale Manipulation. Auf den ersten Blick sieht das jeder ein. Tatsächlich diente es hauptsächlich der Sicherstellung einer allumfassenden Kontrolle. Ich Bub verstand das sofort. Dieses System war raffiniert und perfide, und seine Agierenden handelten planvoll. Vorsatz ist zu unterstellen und das Unrecht vollzog sich an Schutzbefohlenen.
In der Rückschau wird (mir) klar, wie es zu den von anderen geschilderten, weit schlimmeren Misshandlungen kommen konnte. In einem solchen Regime außerhalb jeder äußeren Kontrolle haben Täter, die wie in meinem Fall nicht nur kaltherzig, gleichgültig und bequem sind, sondern sadistisch oder sexuell pervers veranlagt, leichtes Spiel. Ein Selbstbedienungsladen geradezu.
Wenn ich sagen sollte, was ich den Täterinnen bis heute am meisten übel nehme, dann vielleicht dies: Dass ihr mich genötigt habt, mich zu verstellen, zu heucheln und meine Eltern in den Briefen zu belügen.
Hallo zusammen,
ich war in diesem Heim im Jahr 1979 Praktikantin.
Ich wurde von der Schule dort hingeschickt. Die Schule heißt:
Marienheim, Gut Suthausen 1, Osnabrück
Die damalige Leiterin war Schwester M. Beate Meyer
Sie hat sicherlich so einiges gewusst und die TäterInnen gedeckt.
Leider haben ich und das andere Mädchen aus der Klasse nichts vom Missbrauch mitbekommen. Wir waren so dumm.
Kurz darauf bin ich aber magersüchtig und Alkoholabhängig geworden. Meine Erinnerungen an diese Zeit sind fast vollkommen gelöscht.
Euere Berichte haben mich sehr betroffen gemacht.
Hoffentlich kann man noch den ein oder anderen Schuldigen dafür bestrafen.
Hallo,
auch ich war in Niendorf in dem Jahr, als es dort brannte.
Stefanie Wöhler, Du warst zur gleichen Zeit dort!
Ich hoffe, Du liest das und kontaktierst mich, evt. erst mal über diesen Chat. Ich würde mich sehr gerne austauschen.
Danke,
LG
Sabina
Ich hatte meine 7-wöchige Kur im Sommer 1973 weitgehend verdrängt, aber wenn ich das hier lese, kommen die Erinnerungen wieder hoch. Trotz der vielen Gleichaltrigen gab es durch die ständigen Gängeleien der Aufsichtspersonen überhaupt keine Gemeinschaft, keine Gruppen keine neuen Freundschaften. 7 Wochen lang! Aber am meisten hasste ich den Zwang, alle Mahlzeiten immer komplett aufessen zu müssen. Ständig gab es Griesbrei, von dem ich würgen musste. Trotzdem musste ich alles bis zum letzen Bissen runterschlucken. Das waren Sadisten!
Ich bin in der zweiten Grundschulklasse 1970 für sechs Wochen in Niendorf zur Kur gewesen. Nach dieser Kur sind meine schulischen Leistungen so sehr abgefallen, das ich in eine Hauptschule kam.
Vor der Kur war ich ein sehr guter Schüler und bin gerne zur Schule gegangen.
Diese Kur wurde mir von den Stahlwerken Südwestfalen Siegen ermöglicht. Später hat mir mein Vater erzählt, das es so was wie eine Auszeichnung war, das die Kinder an die See konnten.
Heute weiß keiner mehr was!
Mit 28Jahren habe ich meine erste Psychotherapie begonnen. Eine Therapie folgte der Anderen. Heute bin ich 61 Jahre alt und dieses Thema ist immer noch nicht vorbei.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass ich In diesem Heim missbraucht wurde. In meiner Erinnerung durften keiner der Jungen in der Nacht auf die Toilette. Viele habe sich eingenässt oder sogar in die Hose geschiessen. Alles wurde auf eine schreckliche Weise öffentlich gemacht. Der Schlafsaal war voller Angst und Scham.
Seltsamerweise durfte ich in der Nacht auf die Toilette. Aus meiner Erinnerung heraus wurde ich sogar von einer Schwester an der Hand dazu abgeholt. Leider weiß ich dann nichts mehr. Ab hier gibt es nur noch ein rotes Licht. Was dann passiert weiß ich nicht. Es ist nicht auszuschließen das hier meine Seele einen großen Schaden genommen hat.
Ich leide bis heute unter extremen Schlafstörungen.
Vielleicht ist es einem Jungen ähnlich ergangen und wir können uns austauschen und helfen.
Hi,
auch ich durfte in diesem Heim 6 Wochen verbringen. Muss so 1963 gewesen sein. Wir sangen in unserem Zimmer gerne „Schuld war nur der Bossa Nova“.
Der mehrstündige „Mittagsschlaf“ war eine Tortur. In der Zeit durften wir nicht einmal das Zimmer für einen Toilettengang verlassen.
Wenn die Nonnen mitbekamen, dass wir uns unterhielten, schmierten sie uns Wick Vaporub auf die Augenlider, damit wir diese geschlossen behielten, was fürchterlich weh tat.
Ich bin Januar 1943 geboren und war im ersten oder zweiten Schuljahr, also Ende 1949 oder Anfang 1950 zur Erholung im Kinderhein „St. Josef“ in Niendorf an der Ostsee, da ich Bronchialprobleme hatte und auch heute noch habe.
Dort bin ich von einer Betreuerin, die Krankenschwesterntracht trug (weißen Kittel und eckiges
Schwesrenhäubchen) auf übelste Weise misshandelt und sogar missbraucht worden.
Da ich krank war, war ich einige Tage in der Krankenstation.
Die war getrennt nach Jungen und Mädchen.
In der Trennwand gab es allerdings ein Fenster. An diesem haben ein Mädchen und ich uns gegenseitig gezeigt.
Darüber ist die „Betreuererin“ herein gekommen und hat das gesehen.
Es was schon Schlafenszeit. Sie hat mich an den Haaren herausgezerrt und lange in einer dunklen Besenkammer eingeschlossen—-für mein Gefühl so lange, dass ich mir aus Putzlappen ein Nest gebaut habe und dann sogar eingeschlafen bin.
Als sie mich befreien wollte, schlief ich da. Dass hat sie wütend gemacht, Sie hat mich auf den kahlen Flur herraus gerissen und auf mich eingeschlagen. Als ich am Boden lag ,hat sie mich weiter geschlagen und auf mich eingetreten.
Da ich laut geschrieen habe, hat sie mich ins Schwesternzimmer gezogen und sich auf mein Gesicht gesetzt. Dabei hat auf meine Genitalregion eingeschlagen.
Tagsüber war sie immer freundlich zu mir.
Wenn sie aber Nachtwache hatte, hat sie mich mehrmals ins Schwechernzimmer geholt und mich wieder misshandelt. Dabei hat sie davon gesprochen, sie müßte mich vor der Hölle bewahren.
Bis heute trage ich daran.
Vor einigen Jahren habe ich diese Sachen in einem Psychoforum diskutiert. Wenige Tage danach schicke mir der seinerzeitige Ratgeber ein Foto des Hauses in dem das mir passiert ist, mit dem Kommentar, ähnliches sei in diesem Haus mehrfach vorgekommen. Ich abe da Haus sofort wiedererkannt. Es ist das Haus mit dem Kuppeldach an der Frontseite.
Ich meine es hätte „St. Josef“ geheißen.
Ich war mit meiner kleinen Schwester in diesem Kinderverschickungsheim in Niendorf an der Ostsee. Bis heute haben wir beide Akbträume. Erst als Erwachsene haben wir zusammen darüber intensiver darüber gesprochen. Meine Eltern hatten immerhin ein schlechtes Gewissen, dass sie uns, auf Anraten unseres Hausarztes dort hingeschickt haben. Was wir dort erlebt haben war nichts anderes als Misshandlung. Die meisten lebten in stöndiger Angst.Ich bedaure es bis heute, das ich mich früher damit beschäftigt habe, wo es vielleicht noch die Möglichkeit Personen zur, Rechenschaft zu ziehen. Ich bin davon überzeugt das die Ordensschwester noch lange wussten was dort vorsich ging..ich fahre nächsten Monat nach 66 Jahren an den Timmendorferstrand. Der Namensort Niendorf macht mir aber immer noch ein ungutes Gefühl.
Durch ein heutiges Urlaubsfoto einer Bekannten getriggert, kamen (zu) viele Erinnerungen wieder hoch. In der Mitte der 60-er Jahre war ich als Schulanfängerin in Niendorf „zur Kur“ und habe erst viel später verstanden, was uns Kindern dort angetan worden ist.
Es nimmt mir noch immer den Atem, was dort mit uns geschah, hilflos und ohnmächtig wie wir angesichts des Systems waren. Heute habe ich einmal mehr verstanden, warum ich so bin wie ich bin.
Gott sei den Täterinnen und Tätern gnädig.
Ich war im Sommer 1971 oder 1972 in Niendorf. Wir waren nicht direkt im Antoniushaus untergebracht, sondern in einem einstöckigen länglichem Gebäude, dass eher einer Baracke glich.
Über viele Jahre hinweg habe ich diesen Aufenthalt erfolgreich verdrängen können – jetzt holt mich diese schreckliche Zeit allerdings wieder ein. Leider erinnere ich mich nur noch an wenige Namen. Hat jemand Interesse an einem Austausch?
Ich war über Ostern 1978 im Kinderkurheim St. Johann.
Ich erinnere mich an Essenszwang,Toilettenverbot Nachts.
Viele Kinder nässten im Bett ein oder übergaben sich nachts und mussten bis morgens dann in den Betten liegen bleiben. Am nächsten Morgen musste man dann selbstständig das Bett abziehen.
Die schrecklichste Zeit meiner Kindheit. Habe dort viel geheult.
Die Oberschwester Burgade war eine strenge Nonne.
Erzieherin war damals eine Maria und eine Praktikantin Petra. Die waren ganz okay.
Ärztliche Begutachtungen ,bei denen auch immer eine Nonne anwesend waren mit runter gelassenen Hosen und Anfassen an Geschlechtsteilen waren widerlich und mit Sicherheit nicht notwendig
Zucht und Ordnung mit Bestrafungen waren üblich.
Das Schwimmbad war auch widerlich und man konnte vor lauter Dunst die Wasseroberfläche kaum erkennen.