netzwerkB Pressemitteilung vom 14.09.2016

Der Missbrauchsbeauftragte des Bundes missbraucht die Schulen für billige PR

Johannes-Wilhelm Rörig, ehemals als Richter tätig und seit 2011 der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, stellte am 13.08.2016 im ZDF-Morgenmagazin seine Aktion gegen sexuelle Gewalt vor. Rörig verlangte, Schulen sollten sich mit dem Problem des sexuellen Missbrauchs mehr auseinandersetzen. Zugleich forderte er, man solle Schulen „nicht unter Generalverdacht“ stellen, aber auch sie seien „gefährliche Orte“. [http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/2834440/Roerig-Aktion-gegen-sexuelle-Gewalt#/beitrag/video/2834440/Roerig-Aktion-gegen-sexuelle-Gewalt]

Herr Andrej Priboschek, ehemaliger Pressesprecher des Schulministerium von Nordhrein-Westfalen und aktuell Herausgeber von des Portals News4teachers.de, schreibt in seinem Beitrag vom 14. September 2016 dazu eine Replik [http://www.news4teachers.de/2016/09/lehrer-als-taeter-der-missbrauchsbeauftragte-des-bundes-missbraucht-die-schulen-fuer-billige-pr/].

Priboschek weist darauf hin, dass unter den Tätern häufiger Männer als Frauen zu finden sind, aber schon heute kaum noch männliches Personal unter den Grundschullehrern zu finden ist. Den Kindern wird an den Grundschulen heute schon ein einseitiges Rollenbild vermittelt. Wenn Rörig mit dieser Bemerkung männliche Lehrer zu möglichen Gefährdern erklärt, wird der Beruf des Lehrers für Männer problematisch und unattraktiv.

Wenn das Problem sexuellen Missbrauchs in unserer Gesellschaft auch bei den Lehrern in den Grundschulen und weiterführenden Schulen zu suchen sei, so wäre es laut Priboschek auch notwendig, von den Lehrern regelmäßig erweiterte Führungszeugnisse vorzulegen habe, in denen auch geringfügigere Strafen etwa wegen der Verbreitung von Kinderpornographie oder Exhibitionismus vermerkt sind. Dies stehe jedoch aus.  Wenn das Lehrpersonal jedoch dazu aufgerufen sei, Hinweise auf sexuellen Missbrauch der Schüler wahrzunehmen, so sei laut Priboschek dazu auch eine Aufstockung des Personals von Lehrern und Sozialarbeitern an den deutschen Schulen vorzunehmen. Anders sei es nämlich kaum möglich, dass die Lehrer an unseren Schulen alle möglichen Probleme unserer Gesellschaft lösen könnten.

Dieser Meinung von Andrej Priboschek schliessen wir uns, das Netzwerk Betroffener von sexualisiert Gewalt, kurz netzwerkB, als bundesweite Interessenvertretung von Opfern sexueller Gewalt und sonstigen Formen der Gewalt vollumfänglich an. Die Schulen können einen Teil der Lösung tragen, wenn sie personell besser ausgestattet werden anstatt nur mit Klischees versehen zu werden. Im übrigen ist aber auch unsere gesamte Gesellschaft und der Gesetzgeber gefragt. Dies scheint Johannes-Wilhelm Rörig zu verkennen.

Hierzu erklärt Norbert Denef, Vorsitzender von netzwerkB: „Es ist nicht sinnvoll, Schulen zugleich zur Anlaufstellen für Kinder in Not und zugleich zur Gefahrenstelle zu erklären. Um Kindern auch allgemein helfen zu können, bedarf es mehr Lehrer und Sozialarbeiter. Zugleich bedarf es aber weiteren Konzepten. Wir stehen der Politik und dem Gesetzgeber für eine Diskussion gerne zur Verfügung.“

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