Sie hat als Kind jahrelang durch ihren Vater sexualisierte Gewalt erlebt und hat sich erst sehr spät als Missbrauchsüberlebende geoutet. Im Gespräch mit Moderator Wolfgang Severin erzählt sie, wie sie die schrecklichen Erlebnisse als Pastorin aufarbeitet und wieso sie bewusst eine Glatze trägt.
Frau Jensen ist sehr mutig!
Daß sie offensichtlich durch den Glauben (wieder) Halt im Leben gefunden hat, gönne ich ihr von ganzem Herzen.
Es wäre jedoch ein Trugschluß, wenn sich das andere Missbrauchsüberlebende zum Vorbild nehmen würden, denn Frau Jensen „missachtet“ (zum Glück!) grundsätzliche christliche Vorschriften wie das 4.Gebot (du sollst Vater und Mutter ehren, damit du lange lebst) und das Gebot der Vergebung. Das kann sie sich als Theologin „leisten“, wenngleich sie es sich, wie man ihr anmerkt, hart erkämpft hat und immer wieder hart erkämpfen muß. Wer als Nicht-TheologIn im christlichen Glauben Halt sucht, wird mit den täterschützenden und opfererniedrigenden Mechanismen des Christentums in den Gemeinden konfrontiert sein. Denn das 4.Gebot und das Gebot der Vergebung dienen einzig und allein dazu, Opfer zum Schweigen zu bringen und Verbrechen zu vertuschen.
Das 4.Gebot verbietet Betroffenen, die Gewalt durch ihre Eltern erlebt haben, diese zu kritisieren, also die Verbrechen als solche anzusehen und sich gegen die TäterInnen aufzulehnen, was eine wesentliche Grundvoraussetzung für die Bewältigung eines solchen Traumas ist.
Im christlichen Bereich wird von Opfern verlangt, TäterInnen zu vergeben, auch wenn diese nicht einsichtig sind. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Diese einseitige Vergebung kann die Aufarbeitung des Traumas behindern wenn nicht gar verunmöglichen, weil durch die Vergebung das Opfer erneut zum Schweigen gezwungen wird. Das ist der Zweck der Vergebung.
Finger weg von christlichen Beratungsstellen!