regensburg-digital.de 8.12.2010

„Wenn einer von uns stirbt, geh’ ich nach Paris“. Knapp ein Jahr nach dem deutschen Kinostart dieses Dokumentarfilms über sexualisierte Gewalt in Familie und Kirche wird er nun endlich auch im Bistum Regensburg gezeigt. Am morgigen Donnerstag, 19 Uhr, läuft der aufwühlende Film des Fernsehjournalisten Jan Schmitt in der Filmgalerie Leerer Beutel. In seinem erschütternden Mahnmal gegen Kindsmissbrauch begibt sich Schmitt auf Spurensuche und versucht, den Selbstmord seiner Mutter zu ergründen. Es geht um ein Verbrechen, das in vielen Familien passiert, um Schuld, um kirchliche Macht und das Schweigen als höchstes Gebot.

Schmitt wird bei der Vorstellung am Donnerstag mit dabei sein und sagt bereits im Vorfeld: „Dem Bischof von Regensburg muss mal gewaltig vor das Schienbein getreten werden.“ Gerhard Ludwig Müller habe durch sein arrogantes und überhebliches Auftreten mehrfach eine Diskussion zu verhindern versucht. Journalisten, die über sexuelle Gewalt im Bistumsbereich berichtet hatten, sollten durch die Androhung einer Unterlassungsklage zum Schweigen gebracht werden. Dabei sei gerade in katholisch geprägten Gegenden wie Regensburg eine öffentliche Auseinandersetzung überfällig, meint der 42jährige. Bislang drücke sich die Gesellschaft und allen voran die Politik vor der Auseinandersetzung mit den wirklichen Folgen sexualisierter Gewalt für die Betroffenen. „Eine Schlussstrich-Debatte, wie es die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung und die Katholische Kirche insgeheim anstreben, darf es nicht geben“, sagt Schmitt. Niemand frage danach, warum so viele Opfer schweigen, die durchaus etwas sagen könnten. „Sie schweigen, weil die Gesellschaft sie sonst ausgrenzt, verurteilt, verachtet und kaltstellt. Das gleiche erlebe ich mit meinem Film, gesellschaftlich und auch familiär. Denn sexuelle Gewalt in Familie und Kirche ist nach wie vor ein harter Brocken, da er die Grundfesten unserer Gesellschaft in Frage stellt.“

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