Hamburger Abendblatt 10.09.2010
Von Hans-Jochen Jaschke
Der Hamburger Weihbischof richtet seinen Blick auf die Opfer und meint, sie wurden mundtot gemacht und so doppelt geschändet.
Es ist erstaunlich schnell gegangen. Gerade ein halbes Jahr hat es gedauert, bis die deutschen katholischen Bischöfe ihre alten Richtlinien von 2002 zum sexuellen Missbrauch Minderjähriger neu gefasst und so präzise formuliert haben, dass sie der Not der Betroffenen besser entsprechen und ein klares, wirksames Handeln ermöglichen. Seit 1. September in Kraft, finden die neuen Richtlinien Anerkennung in der Öffentlichkeit, nicht zuletzt bei Fachleuten.
Vergessen wir nicht, vor allen Leitlinien steht immer der Missbrauchsskandal. Er muss uns im Herzen treffen. Nicht so sehr um unseres Rufes willen, sondern weil unschuldige Kinder und Jugendliche im Raum der Kirche bitter im Innersten ihrer Persönlichkeit beschädigt worden sind. Auf ihren eigenen guten Ruf hat die Kirche sehr wohl geachtet. Die Opfer wurden mundtot gemacht und so doppelt geschändet. Nichts sollte auf die Kirche kommen, den frommen Schein stören.
Aber dann ging die Lawine los und es war an der Zeit. Der Anstoß bei den Jesuiten hat andere Fälle in Bewegung gebracht. Eine ganze Landkarte steht uns vor Augen. Zuerst kommen die katholischen Schandtaten an Licht, evangelische lassen nicht auf sich warten, aus staatlichen und anderen Einrichtungen kommt Böses an den Tag. Bitteren Ruhm erlangt die Odenwald-Schule, hoch angesehen, mit dem Stempel der Reformpädagogik ausgezeichnet.
Die Kirche darf nicht von sich weg auf die anderen zeigen und die vielen so oft unausgesprochenen Probleme in Gesellschaft und Familie. Ich habe vor zwei Wochen mit einem kleinen Kreis den Papst getroffen. Der Skandal bewegt ihn zutiefst, denn im Inneren der Kirche, nicht von außen, sondern bei Priestern und Ordensleuten, die sich dem Herrn Jesus verschreiben, bricht die Bosheit aus und beschädigt die Kleinen, die Unschuldigen. Welche Worte soll ein Papst finden? Wie soll er die Kirche zur Umkehr und zur Buße bringen? In Hamburg hat unsere Bischöfin ein starkes Zeichen gesetzt: für eine Kirche, die glaubwürdig sein muss, die die Opfer nicht beschämt, die sich wahrhaftig zur Besinnung rufen lässt.
So will ich es uns neu ins Bewusstsein rufen: Der Missbrauchsskandal ist längst nicht erledigt, in Vergangenheit, aber auch im Blick auf die Zukunft. Die unschuldigen Opfer haben das Recht, dass sie zu Wort kommen. Unterstützen wir sie dabei! Sie müssen tatkräftige Hilfe erlangen.
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Anmerkung von netzwerkB (Norbert Denef):
„Die unschuldigen Opfer haben das Recht, dass sie zu Wort kommen. Unterstützen wir sie dabei! Sie müssen tatkräftige Hilfe erlangen.“ – Gehts noch verlogener? Ich glaube Hans-Jochen Jaschke kein einziges Wort, so lange keine Taten folgen!
Den Artikel von Hans-Jochen Jaschke,
kann man nur untersteichen !!!
Zur Zeit sind andere Themen wieder wichtiger.
Wie früher schon immer wird Mißbrauch oder Mißhandlung wieder verdrängt in der Öffentlichkeit. Bleibt zu hoffen, das irgendwann Opfer auch an die runden Tische kommen.
1.) Sarrazin
2.) Die Drohung zweier seltsamer religiösen Gruppen von Koranverbrennungen
Sehr wohl, Herr Jaschke, das ist ein starkes Zeichen von Frau Jepsen gewesen.
Welche Zeichen aber kommen aus Rom? Entschuldigungen, leere Worte.
Das reicht nicht, damit verpasst Rom schon wieder einen Anschluss.
Schon ’68 war es falsch, die Rufer in den eigenen Reihen zum Schweigen zu bringen – aus Angst vor neuen Wegen.
Befreiung wollten sie mit ihrer Theologie, für die die Zeit reif war …
Sie gingen alle – die sich selbst treu bleiben wollten. Und nun gehen alle anderen auch, weil sie gelernt haben dem eigenen Gewissen zu folgen.
Hören Sie auf mit dem Popanz von Macht und Mammon, verteilen Sie Ihre „Güter“ an Bedürftige und geben Sie Stimme den Stummen – das TUN allein könnte Sie und Ihren Chef in Rom noch glaub-würdig machen …
Wir alle warten nur auf Ihre Rückkehr zu den Quellen Ihrer Religion – wenn Sie diese freilegen, wird es wieder fließen, das Wasser des Lebens! und dann werden auch wieder die passenden Worte gefunden werden, in Rom, in Hamburg, in Aachen und anderswo – das jedenfalls verstehe ich unter ‚Umkehr‘, wenn schon ein Christenmensch davon reden muss.
Für ‚Buße‘ ist heute der Staat zuständig, gemauschelt wurde genug – jetzt ist Transparenz angesagt …
Zumindest den Missbrauchsopfern des Aloisiuskollegs gegenüber sollte der Papst persönlich seine Betroffenheit mitteilen. Immerhin ist er jahrelang dort zur gleichen Zeit verkehrt während zwei leitende Jesuitenpater die zu den schlimmsten Missbrauchern der Jesuitengeschichte zählen dort ihr Unwesen trieben. Beide liegen auf dem Grusel-Friedhof des Aloisiuskollegs gemeinsam mit Pater Stüper begraben. Nochmals, hier hat der Papst mehr als Anlass sich zu äussern!
Ja, während der Sommerpause des Netzwerk B ist Pater Stüper verstorben.
Damit hat er sich der weltlichen Gerichtsbarkeit entzogen.
Bei seinem Begräbniss bedauerte der Schulleiter des Aloisiuskollegs, dass ihm nicht genug vergeben wurde durch seine Opfer und dass er darunter in den letzten Monaten seines Lebens leiden musste!
es tut mir nicht leid, aber ich kann nicht anderst fühlen. Ich bedaure es in keinsterweise, dass seine Opfer ihm nicht genug vergeben haben und er dadurch in den letzten Monaten seines Lebens leiden musste.
Diese Aussage ist wiedermal mehr als eine heftige Ohrfeige ins Gesicht der Opfer, die ihr Leben lang leiden, was sind dagegen ein paar Monate, wo er doch sein Leben lang Spaß an seinen Opfern hatte.
Ja, interessant, dass er nach Meinung der Jesuiten erst dann litt, als seine Opfer an die Öffentlichkeit getreten sind und eine Anzeige gegen ihn lief! Die über 40 Jahre in denen er am AKO sein Unwesen treiben durfte waren demnach wohl von keinerlei Selbstzweifeln getrübt! Oder wie soll man das verstehen?
Er litt nicht weil er Unrecht tat,sondern weil er Angst um seinen Kragen hatte.
Gestern sagte ein Mensch zu mir „es wird Zeit endlich alles abzuhacken“.
Ich kann nicht zur Tagesordnung übergehen.Ich kann es mir nur gut gehen lassen und für mich sorgen,aber wir kämpfen doch weiter,was denn auch sonst.Wie soll sich was ändern wenn wir vergessen und zur Tagesordnung übergehen ? Als Kinder mussten wir in der Reihe stehen und das Lied „Auf,auf zum Kampf sind wir geboren“singen.Eigentlich wollte ich auf dieser Welt weilen,um der Sonne zu sagen wie schön und warm sie ist.Als Kind durfte ich die Wärme nicht spüren und jetzt hole ich mir diese Wärme ! Medi
Danke Medi und viel Spass an der Sonne!
Jede unbeschwerte Minute ist kostbar und doch werden wir das Unrecht nicht vergessen..
was soll das alles von dem schulleiter,hat er immer noch nicht verstanden oder will er nicht verstehen, jetzt auch noch den opfern ein schlechtes gewissen einreden. soll der pater doch in der hölle schmoren.
gudrun gläser
bonn
Lieber Herr Denef,
Ich habe Weihbischof Jaschkes Text gelesen – und lese ihn etwas anders als Sie: Diesen letzten Absatz, der Sie so ärgerlich macht – den spricht er „nach innen“, in seine Kirche, vor allem in sein Bischofskollegium hinein. Jaschke weiß, dass er teils Kollegen hat, die weit von jeder Unterstützung für Opfer entfernt sind – weil sie eigentlich am liebsten die Augen zumachen wollen vor all dem Leid und vor der Schuld der Kirche. Es ist nicht angenehm, sich als Bischof mit Opfern zu treffen – gerade für solche Kirchenmänner nicht, die immer noch die joviale Geste drauf haben: „Ich, der große, gütige Bischof, in Vertretung der Kirche, wende mich den Schäfchen zu – oder auch nicht….Und dann gibt’s doch tatsächlich undankbare Schäfchen, Unverschämtheit!“ Diesen Kollegen schreibt Jaschke seinen letzten Absatz ins Stammbuch.
Ich bin persönlich sehr sicher, dass es in der Bischofskonferenz heftige Konflikte über die Revision der Leitlinien gegeben hat, auch um Fragen der praktischen Folgen, die sich daraus ergeben müssten. Es gibt Ignoranten unter den Bischöfen, Angsthasen und einfach Unfähige… Jaschke gehört meiner Beobachtung nach zu KEINER dieser drei Gruppen.
Britta Baas
Wenn ich das schon lese –
ihm – Pater Stüper – ist nicht genug verziehen worden –
deswegen litt er in den letzten Monaten seines Lebens.
ich kotz mich gleich –
die betreffende Schester –
aus dem Waisenhaus Straubing –
unter der ich vier Jahre lang litt –
ist auch schon rübergegangen –
und ich kann nichts mehr klären –
keine Fragen mehr stellen –
nur noch sehen wie ich damit zurecht komme –
das ich an meiner Seele vergewaltigt wurde –
mein Glaube ins Leben zerstört wurden-
ich beziehungsunfähig bin –
weil ich nicht weiss was Liebe, Geborgenheit und Nähe ist –
meine Sexualität derart verzerrt wurde
das ich selber Angst davor habe.
ich einen Gott kennenlernte
der nicht gütig und verständnissvoll liebend war –
sondern in Form von Gewalt, Prügel und Strafe
mich zu seiner Religion bekehren wollte ,
all das verdrängte ich 40 Jahre lang mit Alkohol und Drogen und kurzfristigen Beziehungen die allessamt scheiterten.
nun steh ich da mit meinem Leben
das je mehr ich hinschau –
immer absurder wird
und mit den Verletzungen und Ängsten
und den Folgen dieser „liebevollen Behandlung“
die mich bis in die Gegenwart verfolgen
und …………
Soll ich hier vergeben – verzeihen,
das wäre schon ein irrer Gewaltsakt ,
und ich müsste mich zu etwas zwingen ,
wozu ich nicht in der Lage bin.
damit würde ich mich selber wieder vergewaltigen .
Nein – hier denke ich oft –
das Sie das selber erfahren möge an ihrer Seele
was sie so vielen anderen Seelchen antat –
im Namen des Herren.