DER TAGESSPIEGEL 13.04.2010
Wie der Papst die Aufklärung von Missbrauch verhindert hat. Ein Gastbeitrag von Paolo Flores d’Arcais.
Ausreden helfen nicht mehr. Jahrzehntelang wurden Tausende pädophiler Priester gedeckt, nicht den Strafverfolgungsbehörden gemeldet, es wurde ihnen damit eine Straffreiheit verschafft, die es ihnen möglich machte, den Missbrauch von zigtausenden (manchmal behinderten) Kindern und Jugendlichen fortzusetzen. Dafür sind Joseph Ratzinger und Karol Wojtyla unmittelbar verantwortlich. Ob ihre Verantwortung moralischer oder juristischer Natur ist, werden in Kürze amerikanische Gerichte klären. Die moralische Verantwortung ergibt sich jedenfalls aus Dokumenten, die der „Osservatore Romano“, das amtliche Organ des Heiligen Stuhls, vor einigen Tagen erneut veröffentlicht hat.
Dabei geht es keineswegs um einzelne Fälle von Vertuschung auch im Umfeld der Kirchen-„Justiz“, die inzwischen erwiesen sind und über die vor allem die amerikanischen und deutschen Medien berichtet haben. Es geht um die Verantwortung beider Päpste für sämtliche Fälle von Missbrauch innerhalb der Kirche, die nicht der staatlichen Justiz angezeigt wurden. Entscheidend ist folgender Punkt: Der Pontifex und der Kardinalpräfekt der Glaubenskongregation verpflichteten bindend alle Bischöfe, Priester und ihr Hilfspersonal, im Zusammenhang mit Missbrauchsfällen innerhalb der Kirche nichts an die Behörden durchsickern zu lassen.
nach lesen des berichts, werde ich das gefühl nicht los, hat der papst vielleicht, in jüngeren jahren, selbst…..???????
Es bleibt nur zu hoffen, dass die Philosophen aller Länder aufstehen:
Leute, mit eurem Kollegen d’Arcais MÜSST ihr euch jetzt solidarisieren, es geht um’s Ganze: DIE WAHRHEIT!
Hallo gudrun,
darüber habe ich mir in den vergangenen Wochen auch Gedanken gemacht.
Wenn man die Institution Kirche mit einem Unternehmen vergleicht, ist der Papst die oberste Führungskraft. Der Chef und Hauptverantwortliche.
Das, was in den vergangenen Jahren mehr und mehr ans Tageslicht kam ist unter dem Gesichtspunkt des Ansehens der Katholischen Kirche („Public relations“) ein „Super-Gau“.
Das Verhalten der Führungsspitze widerspricht allerdings Allem, was man über effektive Problemlösung in diesem Fall weiß.
Bei einem Unternehmen in einer schweren Krise erwartet die Öffentlichkeit und die Belegschaft zu Recht, daß die Führung die Verantwortung übernimmt und handelt.
Genau das passiert hier nicht.
Die Hauptverantwortlichen tauchen ab, weichen aus, versuchen Nebenschauplätze zu eröffnen.
Dafür kann es nur zwei Gründe geben:
a) die Führung ist überfordert. In der Wirtschaft würde sie dann ausgetauscht. Oder das Unternehmen geht unter
b) die Führung hat selbst etwas zu verbergen, was noch größere Imageschäden zur Folge hätte. Schwere, strafrechtlich relevante Übergriffe sind schon bekannt geworden. Man darf sich jetzt zu Recht fragen, was es da denn an noch Schlimmerem zu verbergen gibt.
Angelika Oetken, Berlin
Fakt ist, dass das Schweigen des Papstes unweigerlich zu Spekulationen führt. Wie Angelika schon treffend formulierte: In jedem anderen Unternehmen müsste die Spitzenkraft mit sofortiger Wirkung abgesetzt werden.
Wenn all diejenigen, die an der Vertuschungstaktik in dieser Institution ausnahmslos samt den Täter und Mitwissern des Kirchenamtes verwiesen werden würden, und ihre rechtliche Konsequenzen tragen müssten, könnten diejenigen, die bisher die Kirche im Sinne von wahrem Vorbild, von echter Spiritualität und von Mitmenschlichkeit vertraten, von dem inzwischen schmierigen, charakterlosen „Rest“ endlich wieder wahrgenommen werden, denn auch die gibt es, und sie leiden und schämen sich innigst für diese innerhalb ihrer Kirche verbrochenen Schandtaten.
Sarah M.