ZEIT ONLINE 2.04.2010
Tarcisio Bertone, der Mann hinter Joseph Ratzinger, versuchte seinem Chef vor über zehn Jahren einen Skandal vom Halse zu schaffen. Nun bringt er ihn damit in Bedrängnis.
Verliert der Papst wenige Wochen vor seinem fünften Amtsjubiläum seinen engsten Mitarbeiter? Am 19. April ist der Deutsche Joseph Ratzinger fünf Jahre Papst. Tarcisio Bertone ist im Vatikan der mächtigste Mann hinter Benedikt, doch beliebt ist er nicht. Auch seine Kompetenz als Kardinalstaatssekretär, also als Ministerpräsident des Vatikan, ziehen inzwischen viele in der Kurie in Zweifel. Nun gerät er zum zweiten Mal in kurzer Zeit unter Druck.
Die Angst vor einem „Skandal“ (Skandal = Öffentlichkeit) ist so groß, daß wir das als Hinweis darauf werten dürfen, daß es noch viele ähnliche Fälle zu veröffentlichen gibt, die derzeit noch in den Archiven schlummern.
Die Art der Rechtfertigung und die Sprache erinnert an Militärs, die sich für „Kollateralschäden“ entschuldigen müssen und an Autofahrer, die in betrunkenem Zustand Menschen tot gefahren haben und zu der Tat Stellung beziehen müssen. Nicht eine Spur Mitgefühl, kein Gedanke daran, wie man zukünftig solche Verbrechen verhindern will.
Dafür jede Menge „Macchiavelli“ (=Machtpolitik) und Selbstgerechtigkeit.
Gestern gab es folgende Meldung in der Berliner Zeitung : Einer aktuellen Meldung zu Folge erwägen 20 % der deutschen Katholiken aus der Kirche auszutreten.
Das ist die einzige Sprache, die die Kirchenmachthaber verstehen werden.
Angelika Oetken, Berlin