www.kath.net 2.03.2010
Die sexuelle Revolution frisst ihre Kinder. Ein Kath.net-Kommentar zur WDR-Sendung „Hart aber Fair, Die Priester und der Sex – Ist die Kirche noch wahrheitsfähig?“ – Von Gabriele Kuby
München (kath.net) Wer Herrn Norbert Denef in der Sendung hart aber fair über „Die Priester und den Sex“ gesehen hat, der zweifelt nicht mehr, dass der vom Papst für die Opfer gebrauchte Begriff „Überlebender“ zutreffend ist. Norbert Denef ist ein Gezeichneter. Dass er nicht nur angeklagt, sondern sogar die Fortzeugung erlittener Schuld durch eigene Schuld bekennt, nötigt größten Respekt ab. Es ist durch sein Zeugnis und die Stellungnahme des Psychotherapeuten Wolfgang Bergmann verständlich geworden, warum die Opfer so lange schweigen. Deswegen sollte die Forderung der Opfer, die Verjährungsfrist aufzuheben, von der Kirche übernommen und von der Regierung dringend umgesetzt werden.
Wenn es zutrifft, dass die Katholische Kirche Herrn Denef mit Wissen des zuständigen Bischofs, Schweigegeld angeboten hat, dann genügt es nicht, dass dies als Fehler eingestanden wird, dann sollte dieser Bischof dem Beispiel des Abtes von Ettal und der EKD-Ratsvorsitzenden folgen. Er hat dann seine Autorität und die der Kirche beschädigt.
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Quelle:
Oje, hat sich schon mal jemand die Mühe (ist es wirklich!!) gemacht, den Kommentar von Frau Kuby ganz zu lesen??
Also, das ist doch auch eine sehr eigene Welt, die Frau Kuby da herbetet (!!), und ob die dann Kinder tatsächlich besser vor sexualsierter Kindesmisshandlung schützen könnte, sei mal noch dahingestellt.
Jedenfalls fällt auch Frau Kuby auf die Gleichung „sexueller Missbrauch = perverse Sexualität“ herein.
Sie beklagt die „Anbetung des Molochs Sex“ in unserer Gesellschaft und macht dies verantwortlich für die sexualsierte Gewalt in Gesellschaft und Kirche.
Sie nennt Täter „kriminelle Sexsüchtige“, was nicht weit weg ist von den „Kinderschändern“ und „Triebtätern“ – und keinem würde bei so einem Begriff der Vater, der Opa, der Priester oder Gemeindeorganist einfallen.
Sie spricht von „mehreren Hunderttausend Fällen von Kindesmissbrauch seit 1995 in Deutschland“ – und legt damit eine Spur zum neuzeitlichen Sittenverfall, den sie blumig darstellt. Und was war davor? Davor war die „sexuelle Revolution“, „Wilhelm Reich, Herbert Marcuse und die anderen“, die ihrer Ansicht nach alle schuld sind, dass „die Kultur verfällt“ und die „Kirche im sexuellen Tsunami unserer Zeit“ unterzugehen droht.
Frau Kuby bricht eine Lanze für Andreas Englisch, den „seine Erregtheit leider an Überzeugungskraft“ bei „hart aber fair“ hat einbüßen lassen. Und sie stellt fest: „Für Bischof Jaschke war es ein schwerer Gang.“
Ihre mit viel Nachdruck vorgetragene Lösung lautet folgerichtig auch: „die Zügelung des Sexualtriebes (und) diese mächtige schöpferische Kraft für den Aufbau der Kultur freisetzen“. Sie wünscht sich, es hätten „doch eine junge Frau oder ein junger Mann in der Runde gesessen, die Reinheit leben und mit ihrer Ausstrahlung den Weg in die Zukunft beleuchten“.
Wenn es so einfach wäre….
Ich sagte es schon einmal: Wo viel (zu viel) Licht ist, ist auch viel Schatten. Wo viel „Reinheit“ ist (sein muss), ist auch viel Schmutz. DAS ist schon immer das Problem der „Heiligen“, der „Guten“, der „Reinen“: ihre Einseitigkeit.
Und noch einmal: sexualisierte Kindesmisshandlung hat nichts mit Sexualität zu tun (sondern mit Macht und Gier) – und es gibt sie auch schon länger als es die neuzeitlichen Ansichten über Sexualität gibt.
Die Behauptung der Kirche, diese „sexuellen Eskapaden“ wären eine Folge der „sexuellen Revolution der 68er“, ist schon deshalb völliger Quatsch, weil sich ja die Kirchenmänner eben gerade dieser Revolution verweigert haben.
( Denn die sexuelle Revolution war ja nicht durchweg verantwortungslos. Aus einem Teil dieser Revolution entwickelte sich auch die neue Frauenbewegung )
Aber selbst wenn ich diese krude Behauptung für bare Münze nehmen würde, wäre dies schon chronologisch nicht möglich. Die Mißbrauchsfälle reichen bis in die frühen 50er Jahre zurück, da war die „sexuelle Revolution“ noch fast 2 Jahrzehnte entfernt.
Hallo Petra,
ja – jemand hat sich „die Mühe gemacht“ 🙂
Beim ersten Durchlesen hatte ich den Eindruck, wieder in meine Zeit als Ordensfrau zurückkatapultiert zu werden. Die auffallend verklärte Sprache von Fr. Kuby ist mir nur all zu vertraut.
Trotz einiger irreführender Passagen in ihrem Schreiben bin ich überrascht, dass sie klare Stellung bezieht, wie im Falle eines sex. Missbrauchs mit dem dafür verantwortlichen Würdenträger (Täter) verfahren werden soll, und dass sie sich klar gegen eine Verjährungsfrist ausspricht.
Dann aber äußert sie sich über Siegmund Freud und dessen These der „Sublimation des Sexualtriebes als Bedingung von Kultur“, weil die Zügelung des Sexualtriebes diese mächtige schöpferische Kraft für den Aufbau der Kultur freisetzt…
Sie wundert sich, dass Herrn Plasberg offenbar diese These unbekannt ist…
Fr. Kuby wiederrum scheint Freuds Verrat an den missbrauchten Patientinnen und dieser Konstrukt des ödipalen Konflikts unbekannt zu sein…