Statement von SNAP, dem internationalen Netzwerk der Überlebenden von Missbrauch durch Priester (www.snapnetwork.org) und netzwerkB, dem Netzwerk Betroffener von sexualisierter Gewalt zu den Berichten über eine neues kostenfreies Angebot zur Therapie von pädophilen Tätern:
„Wie viel Geld hat die bayerische Staatsregierung in den letzten Jahren für die für ihr Leben gezeichneten und geschädigten Überlebenden sexualisierter Gewalt ausgegeben?“, fragt SNAP.
„In was für einem Staat und Gesellschaft leben wir, die mehr Geld für Täter ausgibt und zwielichtige Programme betreibt, während die Opfer auf sich alleine gestellt sind?“
Nobert Denef, Sprecher von netzwerkB erinnert daran: „Es gibt für Überlebende z.B. kein Recht auf (kostenlose) Therapie und sonstige Hilfen. Sie müssen ihren Alltag in der Regel alleine bewältigen, sich mit Ämtern und sonstigen bürokratischen Hürden herumschlagen. Da ist kein gut organisiertes Netz, das sie auffangen würde. Wie viele Betroffene haben sich genau deswegen irgendwann umgebracht? Nicht wenige. Ich kenne genügend, die es getan haben oder immer am Rande …
Die Täter müssen sich mit Ämtern, Anträgen usw. nicht herumschlagen. Für sie ist alles vorbereitet.“
„Pädokriminalität ist ein Verbrechen und das sollte potentiellen Tätern durch abschreckende Gesetzgebung klar gemacht werden. Der Kinderschutz muss absoluten Vorrang haben“, so eine SNAP-Sympathisantin in Regensburg.
Das Argument, man müsse bei den Tätern ansetzen ist nur bedingt richtig:
- Gibt es nicht genügend (finanzielle) Ressourcen dafür; also muss man Entscheidungen bzgl. der Verteilung treffen. Richtig wäre: kindliche und jugendliche Täter ins Visier zu nehmen. Da ist noch was zu machen. Bei den „Alten“ ist es schlicht zu teuer, zu aufwändig und viel zu unsicher.
- Es gibt keinen Beweis, dass erwachsene Täter nicht doch wieder „rückfällig“ werden; wie das so schön heißt. Trotzdem wertet man das Recht der Täter auf Freiheit, auf Therapie, auf ihre Erforschung(!) höher als das Recht auf Leben von Kindern (die in Zukunft betroffen sein könnten).
- Der „Krieg“ entsteht im Kinderzimmer. Also müsste man genau hier beginnen! Kein Baby, das geboren wird, ist „vorprogrammiert“ auf Tätersein. Also müsste man hier hüten, beschützen u.v.m.
SNAP und netzwerkB klagen an:
Warum ist die Aufmerksamkeit gegenüber den Tätern so hoch! Vom Schicksal, den abgebrochenen Lebensläufen der Überlebenden, mag man weniger hören. Es „belastet“, ist nicht so „spannend“.
Eine verantwortungsbewusste Gesellschaft und ihre Politiker würden dafür sorgen, dass Kinder präventiv stark gemacht werden, dass aufgeklärt und informiert wird. Die betroffenen Opfer sollten schnell angemessene therapeutische und finanzielle Unterstützung, sowie Hilfe bei der Bildung von Selbsthilfe-Gruppen erhalten.
Hintergrund:
(Süddeutschen Zeitung) Täter therapieren, um Opfer zu schützen
In Regensburg entsteht Bayerns erste Ambulanz für Männer mit pädosexueller Neigung“
7.Juni 2010, Nr. 127, Bayern, S. 45
( Mittelbayerische Zeitung) Pädophilie-Projekt in Regensburg startet
Am Freitag gab das Justizministerium die Gelder frei.
04.06.2010, Oberpfalz & Bayern
www.mittelbayerische.de/nachrichten/oberpfalz-bayern/artikel/paedophilie_projekt_in_regensb/557062/paedophilie_projekt_in_regensb.html
Merkur: Kostenlose Therapie für Pädophile in Regensburg
004.06.10 Bayern
www.merkur-online.de/nachrichten/bayern-lby/kostenlose-therapie-paedophile-regensburg-791752.html
(Bayern2) Sexueller Missbrauch von Kindern Hilfe für pädophile Männer
Regionalzeit: 04.06.2010
www.br-online.de/aktuell/sexueller-missbrauch-von-kindern-DID126753292602/praevention-paedophilie-anlaufstelle-ID1267611785399.xml
SNAP ist seit 1988 die Stimme der Opfer von sexualisierter Gewalt und Missbrauch
SNAP (Survivors Network of those Abused by Priests) ist das Netzwerk der Überlebenden von Missbrauch durch Priester (www.snapnetwork.org) und hat 9000 + Mitglieder in den USA und der ganzen Welt.
SNAP ist die größte und aktivste Unterstützungsgruppe von Menschen, die von religiösen Autoritätsfiguren (Priestern, Bischöfen, Diakonen, Nonnen und anderen) verletzt wurden. SNAP ist unabhängig und ist nicht mit der Kirche oder Kirchenautoritäten verbunden. SNAP ist für die Opfer eine Selbsthilfegruppe um einander zu heilen und zu helfen.
SNAP sitzt in Chicago. Bei SNAP vertreten die Opfer von sexuellem Missbrauch die Interessen der Opfer. Barbara Blaine, eine Sozialarbeiterin, ist SNAP-Gründerin und Präsidentin der Organisation.
SNAP kooperiert in Europa mit lokalen Netzwerken wie www.netzwerkB.org in Deutschland oder Österreich und unterstützt die Netzwerkbildung der Überlebenden. Sie können gerne die Kontakt-Email veröffentlichen: SNAPdeutschland@gmail.com
Ansprechpartner deutschsprachige Länder:
Thomas B. Seelenkrach, Community Organizer Europa
Tel: 0172-1676 931, SNAPeuropa@gmail.com
Rückfragen (auf Englisch in den USA) an:
Barbara Blaine (Präsidentin), SNAPblaine@gmail.com +1 312 399 4747
oder
David Clohessy (Executive Director), SNAPclohesy@aol.com, +1 314 566 9790
oder
Barbara Dorris (Organisationsmanagerin) 1-314 862 7688, SNAPdorris@gmail.com
netzwerkB.org (Netzwerk Betroffener von sexualisierter Gewalt) ist eine unabhängige Interessenvertretung.
Betroffene setzen sich für die Rechte Betroffener ein, indem sie das gesellschaftliche Schweigen brechen, über Ursachen und Auswirkungen sexueller Misshandlung informieren, beraten und sich für konkrete Veränderungen stark machen.
netzwerkB.org kooperiert weltweit mit Netzwerken wie dem SNAP (Netzwerk der Überlebenden von Missbrauch durch Priester www.snapnetwork.org) und unterstützt die Netzwerkbildung der Überlebenden.
netzwerkB bittet darum an Opfer die netzwerkB-Kontaktdaten weiterzugeben und Kontakt-Email (info@netzwerkb.org) und Website (www.netzwerkB.org) zu veröffentlichen.
Für Journalisten-Rückfragen:
netzwerkB – Netzwerk Betroffener von sexualisierter Gewalt
Nobert Denef, Vorsitzender
Telefon: +49 (0)4503 892782
Mobil: +49 (0)163 1625091
presse@netzwerkb.org
www.netzwerkB.org
Das ist so nicht ganz richtig! Denn in Regensburg werden eben KEINE Täter therapiert. Sondern es handelt sich um ein Präventionsprojekt, um Täter zu verhindern! Voraussetzung für die Teilnahme an dem Therapieangebot ist nämlich, dass die Männer eben noch nicht straffällig geworden und daher eben noch keine Täter sind. Damit erfüllt dieses Projekt genau die Kernforderung nach Prävention.(traumatisiert@wolke7.net)
Opfer stehen im Regen und klagen zurecht an!
So begrüssenswert es ist, das sich immer mehr Initiativen gründen, so besteht doch die Gefahr, das man sich gegenseitig die „Show“ stiehlt und das Opfer letztendlich micht mehr weiss, an wen er sich wenden soll und kann. Die Ernsthaftigkeit dieser Organisationen Opfern zu helfen, steht ausser Frage. Doch wie steht es um das Bemühen, jedem einzelnen Opfer gerecht zu werden und weiterhin, wie kommt jedes Opfer in den Genuss gleichwertiger Aufmerksamkeit und Hilfe!?
Es fängt ja schon damit an, das alle Initiativen glauben, jedes Opfer hat zuhause Internetanschluss und kann telefonieren so lang wie er möchte. Trugschluss, also, wie kann es gehen, das alle Opfer Zugang zu den für sie wichtigen Informationen gleichermassen erhalten? Wie können Opfer mit ihren „Tätern“ kommunizieren, wenn ihnen der Zugang zu den Vorgehensweisen, wie auf dieser HP beschrieben, versperrt bleibt?
Gehen wir mal von folgendem aus: Ein traumatisiertes Opfer ist in der Regel: berufsunfähig, krank, depressiv, Frührentner, Hartz IV-Empfänger, oder lebt von Sozialhilfe. Diese Tatsache allein reicht schon aus, um von ganz normalen gesellschaftlichen Aktivitäten ausgeschlossen zu sein. Wie soll er dann noch den Mut und die Kraft aufbringen, damit er an Opfer-Täter-Veranstaltungen teilnehmen kann, wie an Demo`s und Versammlungen? Wie, von dem sehr geringen Einkommen (es soll ja jetzt noch mehr Einschneidungen im sozialen Bereich geben) Mitgliedsbeiträge, Fahrtkosten usw. finanzieren? Wie einen Anwalt konsultieren, wenn selbst der Beratungsschein vom Amtsgericht 11,50 Euro kostet? Wie, soll sich ein Opfer verhalten, wenn die Täter die Ergebnisse des Runden Tisches abwarten wollen? Wie soll ein Opfer vorgehen, um aus der Fülle von Therapieangeboten, das für sich Optimalste herauszuholen, wenn er durch die Traumatisierung eh schon psychisch geschwächt ist!?
Geduld soll ja bekanntlich eine Tugend sein, aber sie von Opfern einzufordern grenzt schon fast an ein Gottes-Kraftakt. Die oben genannten Opfer, müssen den gleichen gesellschaftlichen Stellenwert erhalten, wie sie den Odenwald-u.Jesuitenschülern zuteil werden.
Ich möchte damit sagen, das alle Opfer-Verbände-Vereine eine ganz wichtige Aufgabe zu meistern haben, nämlich dafür zu sorgen, das jedem einzelnen Opfer der Zugang zu allen Quellen ermöglicht wird, egal ob er für eine Wiedergutmachung streitet, oder ob er auf der Suche nach einem geeigneten Therapieplatz ist. Dafür plädiere ich an die Opfer-Netzwerke, ganz gezielt nach Sponsoren zu suchen! Die Odenwaldschule konnte Rita Süssmuth für sich gewinnen, hier allein reicht schon de Name als ehemalige Bundestagspräsidentin. Hier müssen die Netzwerke nachziehen und Gönner, Förderer, Spender, Sponsoren finden, damit auch ja kein Opfer im Regen stehen muss und teilhaben kann, an der gesellschaftlichen Aufarbeitung dieser so grässlichen und teuflischen Missbrauchfälle.
Ich hoffe sehr, das jede Anregung auf dieser HP an mich weitergeleitet wird, damit ich vor Ort in NRW mir und anderen Opfern diese Hilfe zuteil werden lassen kann.
Dank an Norbert Denef und Danke für Eure Geduld beim Lesen, L.G. Uwe