AD HOC NEWS 23.04.2010
Runder Tisch gegen Missbrauch will im Herbst Ergebnisse vorlegen – Opfer fühlen sich ausgeschlossen
Norbert Denef ist richtig sauer. Im dunklen Anzug steht der 61-Jährige Sachse am Freitag vor dem Bundesfamilienministerium in Berlin. Dort wird gleich der Runde Tisch der Bundesregierung über die Konsequenzen aus den bekanntgewordenen Missbrauchsfällen an Schulen und in kirchlichen Einrichtungen beraten. «Doch wir sind ausgegrenzt», klagt Denef, der Sprecher des «netzwerkB – Betroffener von sexueller Gewalt» ist und nach eigener Aussage selbst als Jugendlicher acht Jahre lang von einem Pfarrer und einem Organisten sexuell missbraucht wurde.
Dass er keine Einladung zu dem Treffen der 61 Vertreter von Politik, Kirche, Opferorganisationen und Schulträgern erhalten hat, empört Denef. «Man spricht über uns, nicht mit uns», ruft er einem Geistlichen hinterher, der schweigend durch die Tür ins Ministerium verschwindet: «Das ist, also ob die Mafia ihre eigenen Verbrechen aufklären will.»
Ich habe schon meinem Bundestagsabgeordneten vor einiger Zeit geschrieben, daß ich es unmöglich finde, daß an dem Runden Tisch kein Opfer sitzen soll. Keine Antwort. Aber auch das ist für mich Signal genug: er wird nicht mehr gewählt von mir.
Aber die Öffentlichkeit ist sensibel geworden, auch dank der guten Arbeit von Norbert Denef.
Vertuschen und Verschweigen ist nicht mehr so einfach wie vor dem Skandal.
Bitte weiter so, nicht mehr schweigen. Danke für großartige Arbeit im Sinne der Betroffenen und im Sinne einer gut gelebten Demokratie.
Aufklärung a la Mafia
Gutes Statement. Die katholische Kirche will niemals Aufklärung dieser Schweinereien, sondern Aufklärung nach katholischer Art wie bisher. Es ist „UNSERE SACHE “ auf sizilianisch heißt dies „COSA NOSTRA“ womit wir bei der Mafia wie oben beschrieben wären. Ein Vertuschungs und Schweigekartell mit den Akten in Geheimarchiven des Vatikans.
Bei einer langjährigen Betrachtung der katholischen Kirche sind die mafiösen Strukturen nicht zu übersehen. Missliebige Menschen wurden nicht wie bei der Mafia ermordet , sondern zur Abschreckung der anderen Schafe öffentlich unter unvorstellbaren Grausamkeiten verbrannt unter Einziehung des gesamten Eigentums für die Kirche.
Das heutige Problem der katholischen Kirche besteht darin, dass dies jetzt nicht mehr möglich ist und betroffene Menschen die Möglichkeit haben über das Internet miteinander zu kommunizieren und die unzähligen Schweinereien der Diener Gottes ans Licht zu bringen.
Höhepunkt des Vertuschungskartells ist die Entlassung des Beraters von Bischof Mixa Augsburg, der angeblich den Bischof falsch beraten hat und deshalb der Schuldige ist an der Affäre Mixa. Mit diesem Trick soll der Bischof als exponierter Diener Gottes rein gewaschen werden.
Bleiben sie standhaft und lassen nicht nach bei der Aufdeckung der Schweinereien
W.Müller
Ich habe alle Beiträge zu dem brisanten Thema „Mißbrauch“ gelesen, studiert und auch aus eigenem Erleben versucht zu kommentieren.
In der Tat, es gibt ein „Für“ & „Wider“ in dieser Debatte…und das ist auch durchaus legitim. Es unterstreicht nur deren Notwendig-und Sinnhaftigkeit.
Mir drückt sich bei den bisherigen Veröffentlichungen ein konkretes Gesamtbild auf, daß sich grundsätzlich in drei Kathegorien aufspaltet:
Zum einem die Gruppe der Mutigen, die sich aufrafften, tatsächliche Geschehnisse mit Ross und Reiter beim Namen zu nennen,
zum anderen die Gruppe der Unwissenden/Unbeteiligten,
wie schließlich die Gruppe der Ignoranten oder Verblendeten, deren Motivation sich nur schwerlich durchschauen lässt.
Fakt ist…(um es mit der Titelzeile eines MDR-Magazins zu beschreiben) nun einmal, daß es diese Übergriffe realitätsnah gab; ich kann mich nur auf mein Eigenerleben in der Spezialkinderheimzeit von 1958 bis 1962 und meine JWH-Zeit von 1963 bis 1964 beziehen, da ich alle fortschreitenden Ereignisse nach dieser Zeit nicht selbst habe erleben können.
Es gab in dieser Zeit sehr wohl 1. Ansätze, die sich der Thematik zur Aufklärung stark machen wollte, aber über dieses Stadium nie hinaus kam.
Nur einmal konnte die Mauer des Schweigens durchbrochen werden, sodaß sich die „Untersuchungsorgane“ des damaligen MfS der BV Chemnitz, KD Zschopau einmischten und gegen namentlich bekannte Deliquenten ermittelten. Leider ohne abschließendes Ergebis und ohne Konsequenzen der Täter. – Wie es damit im Leipziger Umland ausschaute, kann ich nicht beurteilen. Ich weiß nur, daß seitens der betroffenen Heimleitungen stets es zu entsprechenden Unterdrückungsmaßnahmen kam. In Einzelfällen wurden lediglich die zuständigen Abt. Volksbildungen bei den Räten der Kreise oder Stadtbezirke unterrichtet, wenn es sich gar nicht mehr vermeiden ließ.
Durchgreifende Restriktionen durften jedoch nicht erwartet werden, in keinen der bekannt gewordenen Fälle. Und so war es dann auch.
1989 im August besuchte ich noch einmal mein ehemaliges Spezialkinderheim in Scharfenstein, das da bereits schon längerfristig in einen JWH umgewandelt worden war.
Die damals aktuelle Leitung zeigte sich erfreut über meinen Besuch, glaubte sie doch, die an mir erprobten pädagogischen Umerziehungsmaßnahmen hätten positive Veränderungen meines Lebens bewirkt. Bereitwillig zeigte man mir die neugestalteten Unterkünfte, ein Kulturkabinett, die Tagesaufenthaltsräume…, kurzum alle neuerlichen Errungenschaften sozialistischer Pädagogik der „Moderne“. Man ermöglichte mir auch Gespräche mit einigen „ausgesuchten“ JWH-Zöglingen, alle übrigens Mitglied der hauseigenen FDJ-GO.
Im Stillen mußte ich darüber nur müde Lächeln, kannte ich doch das Prozedere aus früheren Zeiten.
Im Fazit meines Besuches mußte ich feststellen, daß sich tatsächlich etwas zum „positiven“ gewandelt hatte; wenn auch nur rein optisch. Die Unsicherheit der Jugendlichen blieb mir trotz aller Unterdrückungsbemühungen jedoch nicht verborgen. Das spürten wohl beide Seiten; ich als Besucher, wie auch die Besuchten.
Als ich schließlich im Einzelgespräch mit der JWH-Leitung auf frühere Ereignisse im Spezi zu sprechen kam, blockte man sofort ab. Trotzdem sprach ich auch jene wenig delikaten Vorkommnisse aus meiner Erlebniswelt an.- Kaum geschehen, erntete ich nur mißtrauische Blicke, Kopfschütteln, Unverständnis und schlielich die plötzlich weninger freundliche Aufforderung, meinen Besuchstermin doch bitte abzubrechen. Dem leistete ich gern folge. Ich hatte ja meine Genugtuung erfahren….., was wollte ich mehr.
Niemand ahnte zu der Zeit, daß die Stunde der tatsächlichen gesellschaftlichen Erneuerung nur noch ganze 3 Monate auf sich warten ließ. Allein bei diesem Gedanken huscht jetzt ein schadenfrohes befreiendes Lächeln über mein Gesicht! Irgendwie hatte der Lauf der Geschichte über eine z.T. amoralische pädagogische Indoktrination obsiegt.
Nach der Wende wurde die „kindliche Hölle Scharfenstein“ endlich befreit und einem nützlicheren Zwecke zugeführt; sie wurde heimatlich frühgeschichtliches Museum, das ich seitdem schon mehrfach wieder besuchte. Der Schatten der unrühmlichen Vergangenheit, mit all den wenigen erfreulichen, dafür aber mehrfach unerfreulichen Tendenzen, schwebten und schweben noch immer über meiner Seele. Gesprochen habe ich über all die gelebte Finsternis meiner Biografie nur in seltenen Fällen. Vielleicht war das ein Grundsatzfehler.
Ähnlich wird es vielen Betroffenen ergangen sein, wie ich vermute. Daher auch der ausgerollte Teppich des Verschweigens.
Der Sprecher der Staatsanwaltschaft Leipzig, Rico Schulz hat zwar die juristische Betrachtung der Sachlage korrekt eingeschätzt und widergegeben, jedoch auch wenig den Bereitschaftswillen erkennen lassen, eventuell erneute Nachermittlungen forcieren zu helfen. Sicher, die meisten Deliquenten aus vergangener Zeit (besonders der meinigen) sind ohnehin entweder bereits verstorben oder so hoch betagt, daß man sie so oder so nicht mehr behelligen könnte, selbst dann nicht, wenn es eine andere Gesetzeslage gäbe.
Trotzdem sollte man sich einer korrekten Aufarbeitung nicht verschließen. Dem sollten sich die heutig Verantwortlichen ohne Resentiments stellen und uns Betroffenen damit einen endgültigen Abschluss mit einem unrühmlichen Kapitel des Lebens ermöglichen. Das wäre mehr als nur fair.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Dallmer (Naumann), Jahrgang 1947
Tel. 03733-66414-0
#2 dulder 11.03.2010, 07:42:29 LVZ
„….sehr schlimm was hier alles raus kommt. wenn es in deutschland schon solche sachen gibt, wie muß es da erst in den ein richtungen der kirche in ländern der dritten welt zu gehen. wo es keine öffendliche kontrolle gibt .“
#3 Wolfgang 16.03.2010, 00:04:00
„Diese schrecklichen Gespenster aus der Vergangenheit allein auf die z.T. pseudomoralische Affinition zu reduzieren hilft den Betroffenen genau so wenig, wie denen für die Vorkommnisse Verantwortlichen.
Vielmehr sollte das demokratische Parlament sich fraktionsübergreifend auf eine einheitliche finanzielle Entschädigung für die nachweislichen Opfer besinnen, ähnlich der „Ehrenopferrente für SED-Opfer“ an der sich auch die Katholische Kirche nachhaltig beteiligen müßte.-
Vielleicht könnte man ja sich zu einem „Offenen Bekenntnis zu Schuld und Sühne“ aufraffen, ein Symposium unter aller Beteiligter Teilnahme einberufen, einen „Runden Tisch“ begründen (nach dem Vorbild des Neuen Forums).
Vielleicht ist es der Öffentlichkeit entgangen und auch einigen „schein“-heiligen Vertetern des Vatikans: Das sexueller Mißbrauch an Kindern und Jugendlicher in den unterschiedlichsten katholischen Einflußgebieten stattfand, wurde allein schon durch die Verstrickungen bei „OPUS DEUS“ bekannt und hätte juristische Konsequenzen nach sich ziehen können, wenn man es nur gewollt hätte.
Leider bietet die Grundlage der freiheitlich demokratischen Grundordnung auch den Ignoranten eine Basis für ihr schändliches Tun.
Doch es gibt nichts, was nicht auch überwindbar wäre; früher oder später.
Alles nur eine Frage der Besinnung auf die positive Wirkung von Moral in der Gegenwart.
Ein „Gott befohlen“ …..oder packen wir es an, lautet die Devise. “
Statement eines ehemaligen staatlichen Heiminsassen:
„Misshandlungen haben stattgefunden. Aber sexueller Missbrauch: nein. Ich kann mir das nicht vorstellen. Wir waren 18 Jungen. Immer zusammen. Da hätte man doch etwas mitbekommen. Von den Umkleideräumen im Keller. Das waren ungefähr für Meter und es war kalt“, so erinnerte sich Dirk Gregor aus Leipzig gestern am Telefon der Kreiszeitung. „Es gab Lehrer, die uns hemmungslos verdroschen haben. Oder es wurde toleriert, dass uns aus der sechsten die aus der zehnten Klasse verprügelten“, berichtet der heute 44-Jährige.
Es gab auch Lehrer und Erzieher, die versucht haben, normal mit uns umzugehen. „Und uns etwas zu geben, was wir bei den anderen nicht bekommen haben: Sie respektierten uns. Bei anderen gab es einen Schlüsselbund ins Gesicht. Und der war dort ungefähr ein Kilo schwer.“ Er sei auf Betreiben seiner Stiefmutter im Eilenburger Heim gelandet, die mit dem Jungen nicht klar kam, der vorher auch schon von den Großeltern – bei ihnen lebte er zuvor – misshandelt wurde. Besser sei es im Eilenburger Heimen nicht geworden. „Das prägt fürs ganze Leben. Das ist das Schlimmste, was man jemanden antun kann.“ Er sei nie richtig auf die Beine gekommen. „Es hat mich die ganze Zeit belastet“, erklärt er, warum er sich gerade jetzt meldet. Ihm sei wichtig: „Was wahr ist, muss wahr bleiben.“
Ebenfalls aus Leipzig meldete sich Brigitte Schneider. Sie habe schon lange für die Rechte derjenigen gekämpft, die in DDR-Heimen misshandelt wurden. „Ich bin froh, dass das jetzt hochkommt.“ Schwere Vorwürfe erhebt Claudia Idyiaagan-Bohse, ebenfalls aus Leipzig. Sie habe in der Region Leipzig bereits in den frühen 90er-Jahren viele Fälle zur Anzeige gebracht. Sie seien aber alle niedergeschlagen worden.Cornelia Schilde ist heute 42 Jahre alt und lebt in Kamenz. 1982 und 1983 war sie in Eilenburg untergebracht. „Wir wurden nachts rausgeholt und mussten strammstehen. Das sollten Erziehungsmaßnahmen sein.“ Als sie einmal mit drei weiteren abgehauen war, musste sie mehrere Tage mit blauen Sachen rumlaufen. „Das war wie Sträflingskleidung. Jeder wusste, die haben irgendwas gemacht.“ Viele der Repreassalien seien wieder „hochgekommen“, als sie vor einiger Zeit ihre Heimakte beim Jugendamt einsehen kann. „Aber wie sollen wir denn all das beweisen, was uns angetan wurde?“René Zander hat in Dortmund von den Vorwürfen erfahren. „Ich war von 1980 bis 1982 dort. Von sexuellen Übergriffen ist mir nichts bekannt. Allerdings wurden fast alle körperlich und psychisch misshandelt. Es gab Anweisungen fast aller Erzieher zur Gruppenerziehung in Form von Schlägen.“ Es gäbe vieles, was damals alles geschehen war. „Und es ist noch vieles im Dunkeln“, so der 44-Jährige.
Die Strafbarkeit der nunmehr bekannt gewordenen mutmaßlichen Missbrauchs- beziehungsweise Misshandlungsfälle von Kindern in den Zeiträumen 1967 bis 1969 beziehungsweise 1970 bis 1980 richtet sich nach dem zum Tatzeitpunkt geltenden Strafrecht der DDR. Für die Frage der möglichen Verjährung der jetzt behaupteten Straftaten ist neben dem mutmaßlichen Tatzeitpunkt auch der konkrete Tatvorwurf entscheidend.
Der sexuelle Missbrauch von Kindern (Kind ist, wer zum Tatzeitpunkt noch nicht 14 Jahre alt ist) wurde nach § 148 Abs. 1 StGB-DDR mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren bestraft. Die Verjährungsfrist für derartige Taten betrug gemäß § 82 Abs. 1 Nr. 3 StGB-DDR acht Jahre. „Ein Missbrauchsfall aus dem Jahr 1980 wäre damit nach Ablauf von acht Jahren je nach Tatzeitpunkt im Jahr 1980 spätestens mit Ablauf des 31. Dezember 1988 verjährt“, so Schulz. Die Verjährungsvorschriften des StGB der BRD einschließlich möglicher Übergangsvorschriften nach dem Einigungsvertrag finden auf nach DDR-Recht am 3. Oktober 1990 bereits verjährte DDR-Alttaten keine Anwendung mehr.
Der sexuelle Missbrauch von Jugendlichen (14 bis 16 Jahre) und vorsätzliche Körperverletzungdelikte hatten nach dem DDR-StGB einen noch geringeren Strafrahmen und damit auch eine noch kürzere Verjährungsfrist. „Derartige Taten wären auf jeden Fall bereits vor dem 3. Oktober 1990 nach DDR-Recht verjährt“, so Schulz weiter.
Anhaltspunkte dafür, dass Sachverhalte geschildert werden, die den Tatbestand des schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern nach dem StGB-DDR erfüllen, sind bisher nicht ersichtlich. Selbst in diesen Fällen mit einer entsprechend längeren Verjährungsfrist und der möglicherweise zur Anwendung kommenden vereinigungs-bedingten Übergangsregelungen und der Vorschriften des StGB der Bundesrepublik Deutschland dürften alle bisher aus den Medien bekannten Vorgänge das Ernst-Schneller-Heim in den Jahren 1967-1980 betreffend der Verfolgungsverjährung unterliegen. Die Staatsanwaltschaft Leipzig sehe aufgrund des Ergebnis der bisherigen Prüfungen und der daraus ersichtlichen fehlenden Anhaltspunkte für eine (noch) verfolgbare Straftat keine Veranlassung von Amts wegen ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt einzuleiten.
(ACH WIE GUT DAS NIEMAND WEIß, daß ich ………………… heiß. d.Verf.)
#1 Heimkind 12.03.2010, 21:17:54
Hallo Pädagogen, das werdet ihr alles wiederbekommen. Kinder zu schlagen ist das allerletzte. Jetzt seid ihr dran. Die Staatsanwaltschaft ist nur mit sich selber beschäftigt und so müssen wir mit euch selber abrechnen.
#2 Wolfgang 15.03.2010, 23:06:35
Tja, bei allem Verständnis für den Kommentator „heimkind“ kann ich ihm nur bedingt zustimmen, was seinen letzten Satz betrifft.
Unrecht wird nicht dadurch besser, als man es selbst begehen will; gleich wofür seine Motivation stehen mag.-
Es ist wohl wahr, daß daß das innere Ich geradzu nach Vergeltung schreit, aber es darf auch nicht geltendes Recht aushebeln wollen, nur um endgültig Genugtuung zu erfahren. Rachegelüste sind ein schlechter Ratgeber.
Deren Ergebnisse sind schlechtenfalls dazu angetan, die Prisanz der Geschehnisse aus der Vergangenheit ins Gegenteil zu verkehren.
Aus Tätern werden „Opfer“ und aus wirklichen Opfern werden „Täter“.
So sind die Spielregeln.
Richtig ist, daß man die Befindlichkeiten erhöhen und die Sinne für die ehemaligen Vorfälle unter Zuhilfenahme der breiten Öffentlichkeit (auch durch die Medien) sensibilisieren, sprich schärfen muß. Ich glaube, da sind wir auf dem richtigen Weg….., die LVZ hat es in der Hand. Sie könnte wesentlich dazu beitragen. Man sollte das Eisen schmieden, solange es heiß ist.
#3 Wolfgang 15.03.2010, 23:14:54
Eine kleine Anmerkung als Nachtrag:
Wer sich mit Vergangenheitsbewältigung in Sachen Heim -oder JWH Unterbringung befassen möchte, vielleicht auch in einen effektiven Gedanken austausch mit Betroffenen treten will, dem seien zwei Webadressen genannt:
Initiativen http://www.jugendwerkhof.info oder www. imheim.de
(nicht kommerzielle Plattformen und kostenfrei)
Vorwürfe werden auch gegen Heim im sachsen-anhaltischen Pretzsch laut
Frank Hörügel
Pretzsch. „Ich möchte nicht noch einmal ausgelacht werden“, sagt der 48-Jährige. Seinen Namen (liegt der Redaktion vor) will er deshalb nicht in der Zeitung lesen. Im Spezialkinderheim für schwer erziehbare Kinder im sachsen-anhaltinischen Pretzsch bei Wittenberg wurde er nach eigenen Angaben als Jugendlicher nicht nur ausgelacht, sondern auch mehrfach sexuell missbraucht. Nach dem Bericht vom Mittwoch zu Übergriffen im Eilenburger Heim für erziehungsauffällige Kinder hat sich der 48-Jährige entschlossen, über seine Erlebnisse in Pretzsch zu berichten. Er war dort als Junge von 1969 bis 1979, weil er nach eigenen Aussagen gegen das DDR-Regime rebelliert hatte.
„Mitten in der Nacht wurden wir von den Strahlen der Taschenlampen geweckt und in eines der Verstecke geführt. In dem alten Schloss gab es ja genug Verstecke. Die Erzieher haben dann mit uns ihre Spielchen gemacht, uns unten angefasst und sich an uns gerieben“, erinnert er sich. Außerdem sei es üblich gewesen, dass aufmüpfige Heimbewohner zur Strafe mit kaltem Wasser abgestrahlt wurden. „Wir mussten die Hände im Nacken verschränken, und dann hielten die Erzieher den eiskalten Strahl auf unsere Brust und auf die Weichteile.“ Dabei seien die Jungs von ihren Peinigern beschimpft und als Weicheier ausgelacht worden.
Wie viele Heimbewohner sexuelle Übergriffe der Erzieher erdulden mussten, ist unklar. „Bei uns hat sich bisher kein ehemaliger Insasse in dieser Richtung gemeldet. Das ist der erste Fall. Das heißt aber nicht, dass es so was nicht gegeben haben kann“, sagte gestern Rainer Wischniewski, pädagogischer Bereichsleiter im Kinder- und Jugendheim Pretzsch. Das Haus gehört zur gemeinnützigen Gesellschaft Salus.
In den vergangenen Monaten seien in Pretzsch hunderte von Anfragen ehemaliger Bewohner eingegangen, die einen Nachweis für ihren Aufenthalt angefordert hätten. Den bräuchten sie, um ihre Ansprüche nach dem neuen Reha-Gesetz anmelden zu können. „Etliche Gespräche habe ich selbst geführt, da ist nichts in der Richtung hochgekommen“, so Wischniewski. Er bietet Betroffenen Unterstützung an: „Jeder, der hier so etwas erlebt hat, kann sich an uns wenden. Wir behandeln das vertraulich.“
Der heute 48-jährige ehemalige Heiminsasse wurde im Mai 1979 volljährig. Damit war für ihn das Martyrium zu Ende – und er konnte das Heim nach zehn Jahren verlassen. So richtig auf die Beine gekommen ist er danach nie. Die Schatten von Pretzsch verfolgen ihn bis heute. „Das wird man nicht los. Ich kann nicht auf Menschen zugehen, bin beziehungsunfähig.“ Von seiner Erwerbsunfähigkeits-Rente lebt er isoliert in einem Wohnwagen bei Neustrelitz. Kontakt zur Außenwelt hält er über das Internet. In der virtuellen Welt nennt er sich Rebello. In der realen Welt haben die Erzieher im DDR-Spezialheim sein rebellisches Wesen gebrochen.
Die gemeinnützige Salus GmbH ist seit 2000 Träger des Heimes in Pretzsch. „Das macht uns im Nachhinein sehr betroffen. Weitere Fälle von sexuellen Übergriffen sind uns bisher nicht bekannt“, sagte auch Salus-Sprecherin Franke Petzke.
#1 Wolfgang 15.03.2010, 19:56:38
Was der Betroffene über die Zustände im SPEZI Pretzsch angeführt hat, kann ich nachvollziehen, auch wenn ich selbst dort nicht Zögling war. Die geschilderte Methotik allerdings ist mir aus meinem Spezi bestens bekannt.
Auch unser Heim befand sich auf einer mitttelalterlichen Burg. Hier kam es zu ähnlichen Übergriffen, die an mir und einigen anderen Mitinsassen verübt wurden. –
Knaben als Lustobjekte pädophil veranlagter Erzieher ????
Schwer vorstellbar für jeden Nichtbetroffenen; das zumindest muß man zugestehen. Leider aber ist es eine Tatsache….diese Straftaten hat es wirklich gegeben und mit großer Wahrscheinlichkeit nicht nur in Eilenburg, Pretzsch und Scharfenstein. Der Wahrheit halber muß man aber auch sagen, es betraf nur einen kleinen Teil der Erzieherschaft , die sich durch derartige Handlungen namhaft machten. Fakt ist, daß alle Register der Vertuschung, der Verleumdung von Mißhandelten und Bestrafungsexzesse zur Anwendung kamen, um das z. T. verbrecherische Handeln nicht öffentlich werden zu lassen. Tatssache auch ist , daß diejenigen Erzieher, welche nicht involviert waren, zumindest Bescheid wußten über die Neigungen einiger ihrer Kollegen. Hier funktioniete das kollegiale Prinzig des „Hinwegschauens“ perfekt. Aber nicht nur Erzieher haben sich maßgeblicher sexueller Straftaten unterworfen, auch Bedienstete des technischen Personals waren nicht frei von Schuld. In meinem Fall zum Beispiel betraf es den hauptverantwortlichen Hausmeister, einen schon etwas betagten älteren Herrn.
Erst nachdem dieser nicht mehr tragbar war, weil eine in der Nähe wohnende Erzieherin der Heimleitung über ihre seltsamen Beobachtungen in Form von ständigen „Besuchen“ einger Kinder in dessen Privatwohnung Bericht erstattete, wurde der Angelegenheit nachgegangen. Dieser Mann wiegte sich derart in Sicherheit, daß er jegliche Vorsichtsmaßnahmen außer acht ließ. Er machte sich die Jungs durch kleine Geschenke in Form von Geld, Zigaretten und Alkoholika gefügig. erst nachdem ein unbescholtener Erzieher begann Detektiv zu spielen und durch ein nicht verhangenes Fenster im Anwesen des Hausmeisters diese sexuellen Handlungen live erspäht hatte, kam es zur Entlassung. Strafanzeige wurde jedoch seitens der Heimverantwortlichen bei der Polizei nicht erstattet. Man war sich wohl der Tragweite einer solchen Handlung bewußt.
Insgesamt kann geurteilt werden, es gab demnach sowohl aktive Schuldige, in der Mehrzahl aber die Wegschauer.
Ein gesellschaftliches Phänomen nicht nur der ehemaligen DDR-Pädagoden und ihrer Hilfskräfte, sondern auch so mancher der heutigen Gesellschaft.
Hinzuzurechnen ist diesem Prozedere aber auch das Schweigen und Verdrängen so mancher ehemaliger betroffener Kinder und Jugendlicher.
Die Mehrheit dieser Personengruppe hat inneren Frieden mit sich und dem Erlebten geschlossen und möchte nur noch vergessen; die Wahrheit jedoch ist, man kann es nicht schaffen, sosehr man sich auch bemüht.
Das Damoklesschwert der Erinnerung wird für ewig über den Köpfen und Seelen all der Mißhandelten und Vergewaltigten schweben.
Daran würde auch eine späte Sühne nichts ändern.
#23 Wolfgang 15.03.2010, 14:32:08
Man kann nur die Augenbrauen hochziehen und die Stirn runzeln, wenn man von der teilweisen Ignoranz einger „Live-Zeugen“-Kommentare übergossen wird.-
Ich selbst war nicht Zögling des E.S. Heimes in Eilenburg, dafür aber im „schärsten“ Spezialkinderheim in Scharfenstein/Erzgebirge; allerdings in einer Zeit, in welcher offensichtlich keiner der Kommentatoren Heiminsasse war.
Unser Spezi (so lautete damals die gängige Abkürzung unter uns Betroffenen) war ein reines, völlig von der zivilen Außenwelt abgeschottetes Knabenheim.
Zusammengesetzt waren wir zu reichlich 2 Dritteln mit anfangskriminellem und zu etwa 1 Drittel mit politisch motiviertem Hintergrund. Letzteres bezogen auf die herkömmlichen Elternhäuser und die daraus resultierenden „Erziehungsauffälligkeiten“, die sich nach Beurteilung der jeweiligen Referate Jugendhilfe und Heimerziehung bei den Räten der Kreise oder der Stadtbezirke bei Großstädten angeblich auftaten.
Obgleich zwar in den meisten Fällen der Einweisung die Zustimmung der Erziehungsberechtigten Grundbedingung war, kam es zu Beginn 1959/60 immer verstärkter auch zu sogenannten Zwangseinweisungen, gegen diese kaum eine Einspruchsberechtigung geltend gemacht werden konnte. Dies betraf vor allem die letztbenannte Gruppe zu der auch ich damals zählte.
Ich kann aus eigenem Erleben mit gutem Gewissen sagen, daß es, zumindest in unserem SPEZI, tätsächlich immer wieder zu allerlei Scheußlichkeiten kam, die man weder Kindern noch Erwachsenen angedeihen lassen sollte.
Seelische und auch körpeliche Drangsalationen waren oft an der Tagesordnung und nicht nur im Heimgruppenbereich, auch im objekteigenen angeschlossenen Schulteil.
Um es vorwegzunehmen….reine Engel gab es unter uns Heimkindern garantiert nicht !!! Und ebenso waren unsere Erzieher und Erzieherinnen (die es auch gab) keineswegs alles Monster.
Fakt aber ist nun einmal, daß es in der Tat mehrfach körperlich züchtigende Übergriffe einiger Gruppenerzieher und auch Lehrer gab.
Wobei reine „Klapse“ fast schon lächerlich wirkten….; nein, es gab Schläge mit der Hand auf Körper und Gesicht, oftmals auch unter Zuhilfenahme von Gegenständen (Schlüsselbund, Tafellineal oder Zirkel, auch Blumenübertöpfe mußten dran glauben), sodaß deshalb unser REVIER (Sanitätsabt.) Amtshilfe leisten mußte.- Nicht immer waren die Handlungen begründet, manches geschah aus reinem Erzieherfrust fremder Natur, wieder andere waren schlichte „Überreaktionen“ auf Verfehlungen der Jungs.
Es gab „Strafstehen“ des nachts auf den Schlafraumvorfluren oder vor dem Heimleiterbüro (das nächtlich unbesetzt war oder zum telefonieren benutzt wurde) bis zum Umfallen, es gab wüste Beschimpfungen übelster Art begleitet von Schlägen, es gab sogenanntes „Strafscheeren“ (Glatze/besonders nach mißglückten oder vollendeten Fluchtvorhaben), Besuchersperren aus Vertuschungsgründen (man wollte die offensichtlich vorhandenen Verletzungen nicht sichtbar werden lassen), es gab schwere Mißhandlungen körperlicher Züchtigung im „Karzer“ (eigentlich zentraler Papierkeller für Gruppen-und Büroabfälle der als solcher weiterhin genutzt wurde) oftmals aus nichtigsten Anlassgründen, es gab „Strafarbeiten“ (Heizmaterial {KOKS} schaufeln und mit der Schubkarre in den Keller fahren), für uns Kinder die reinste Hölle, da viel zu schwer, es gab „Essensentzug“ bei lautem oder leisem Schwatzen während der Mahlzeiten (war strikt verboten, da absolute Stile verordnet), es gab „Wassertauchen“ in den Waschräumen durch einige Erzieher (Waschbecken auffüllen und Kopf unter Wasser drücken), es gab bewußte „Verwüstungen“ der Schlafstätten durch Erziehungskräfte (Alibihandlungen), um einigen mißliebigen Jungs einen Denkzettel verpassen zu können und es gab allerdings auch sexuelle Mißbrauche durch Erziehungskräfte (keine leichten „Übergriffe“ im normalen Sprachgebrauch) sonder ECHTE (ausgeführte Straftaten).
Mir selbst ist dies mehrfach angetan worden. Eine Offenbarung gegenüber einer mir sehr vertrauten Gruppenleiterin einer Paralelgruppe nach einer langen Phase des Schweigens folgte deren Intervention beim Heimleiter und beim „Pädagogischen Rat“….in deren Folge ihr die Leitung entzogen wurde und ich bekam Urlaubssperre. (Weil nicht sein konnte, was nicht sein darf.)
Lediglich, der tatausführende Praktikant wurde strafversetzt, der festangestellte Erzieher jedoch blieb von Maßnahmen verschont. –
Bis zu seiner Verrentung, die ich allerdings nicht mehr erlebte.
Ganz versiegelt blieben diese geschilderten Vorkommnisse allerdings nicht. Einem anderen Mitzögling war ähnliches passiert, doch der hatte nicht geschwiegen gegenüber seinen Eltern, wie ich !! Dessen Vater erstatte Anzeige bei der VP und diese übergab die Sache der Kreisdienststelle des MfS in Zschopau, die daraufhin aktiv wurde und umfangreich ermittelte.
Dabei blieb es aber auch….; Konsequenzen stellten sich für den Erziehungskörper leider nicht ein. Das damalige Ministerium für Volksbildung in Ostberlin wurde aber in Kenntnis gesetzt, wie ich HEUTE aus einschlägigen Aktenunterlagen weiß.
So unwissend war also weder die Politik von damals, noch ihre Rechtsnachfolger in der BRD.
Was nun Eilenburg betrifft: Wir bekamen oft Zugänge aus dem E.S.Heim und einige Jungs von dort berichteten freimütig uns gegenüber von den hier beschriebenen Vorgängen. Das waren keine blosen Erfindungen oder Phantastereien frustrierter Boys, denn dafür waren sie zu objektiv und datailgerecht geschildert !! Wer selbst Heiminsasse war, weiß, wovon ich spreche.
Nicht unerwähnt aber soll bleiben, daß es auch häufig zu sexuellen Mißhandlungen unter uns Jungs kam. Meist unter Ausnutzung von Abhängigkeiten, die sich darin äüßerten, das Stärkere sich die Schwächeren unterwürfig machten, bzw. z.T. unter großzügiger Duldung der Erzieher stattfinden konnten.
Nun kann vlt. so mancher besser verstehen, was Dirk, blabla, Keks und Herrn Kirchheim bewegen.
Betroffen waren aber auch Durchgangsheime (Neudorfgasse in Leipzig) und auch „Heiterblick“ ebenda.
Eine echte Aufarbeitung war bisher wederpolitikgewollt ,noch juristisch.
Die hier angeführten TORGAU-Prozesse waren nichts als eine Farce, gemessen an dem dort praktizierten Leid. Jeder Jugendliche in den anderen „offenen“ JWH’s der DDR wußte darüber Bescheid.
Der Mantel des Schweigens hat vielerlei Ursachen und manchmal ist er sogar recht nützlich, wie die Erfahrungen zeigen.
Achja.,….die sogenannten Aufarbeitungsprozesse zum Thema WALDHEIM/Sa. sprachen ja geradezu ihren eigenen Kommentar; bis HEUTE !!
Übrigens…ich bin strafrechtlicher Rehabilitant. Alles was hier zu lesen steht, ist auch Teilbestand meiner REHA-Akte beim Landgericht.
Hätte dies nicht schon vor langer Zeit Anlass zu einer gewollten Aufarbeitung gedient haben können ??
Die Antwort können nur die Verantwortlichen geben.
Zum Beitrag „Möglicher Kindesmißbrauch im Spezialkinderheim ‚Ernst Schneller‘ Eilenburg“ Bundesland Sachsen, in „Leipziger Volkszeitung“ Kreisausgabe Eilenburg
Sehr geehrter Herr Pfütze,
es ist schon bemerkenswert und zugleich auch imposant verfolgen zu können, wie sich faktisch aus einem Feld von Dominosteinen (sprich Bildungseinrichtungen/Kinderheimen) sowohl in West wie auch in Ost, gleich welcher Trägerschaftsart, eine nicht enden wollende Lawine an Mißbrauchsfällen sexueller Natur und Kindesmißhandlungen über die Gesellschaft ergißt. –
Gesprochen wird immer über derartige Tendenzen erst dann, wenn eine gewisse Öffentlichkeit durch die Medien hergestellt wurde; was bekanntlich in der Sache der Natur liegt.
Dabei ist doch Tatsache, daß bereits kurz nach der politischen Wende sich die neue demokratisch legitimierte Führung an die Untersuchung gewisser „Auffälligkeiten“ in der sogenannten Erziehungspraxis der sozialisten Bildung unter dem Einfluß des ehemaligen Ministeriums für „Volksbildung“ der DDR unter Margot (Feist) Honecker einen ersten Gesamtüberblick verschaffte/verschaffen ließ.
Bereits dabei traten diese heute in den Vordergrund gerückten Übergriffe der oben bezeichneten Art und Form hervor, ohne jedoch mit der eigentlich erforderlichen Notwendigkeit der Aufklärung mit Nachdruck verfolgt zu werden. – Selbst dem einstigen „MfS“ der DDR waren diese Scheußlichkeiten gewisser sadistischer Übergriffe von Heimerziehern und sogar Lehrern der ehemaligen Heime für schwererziehbare Kinder und Jugendllicher aus Befragungen betroffener Eltern und eigenen Ermittlungen bekannt, die durch Mitarbeiter des AG I der K der VP noch erhärtet wurden.-
Ernstliche Konsequenzen (bis auf einige sehr wenige) ergaben sich daraus für die Übeltäter bekanntlich jedoch nicht., weil es nicht ins Bild der sozialistischen Gesellschaftsmoral passte.
Seltsamerweise wurden derartig kriminelle Handlungen vornehmlich nur in den Spezialkinderheimen und Jugendwerkhöfen der DDR praktiziert, weniger, oder gar nicht hingegen in den sogenannten „Normalkinder-und Jugendheimen“ . Allein diese Tatsache ist doch m.E. bezeichnend.
Man machte sich einfach den Umstand nutzbar, daß vorbelastete, erziehungsschwierige Kinder und Jugendliche ehedem als notorische Lügner und Psychopathen leichter abzustempeln und als völlig unglaubwürdig diffamiert werden konnten. Ein sehr sicheres Polster für pädophil/pedorastisch veranlagte Erziehungs-und Bildungskräfte; sowohl damals als auch in der gegenwärtigen Zeit. Wobei konfessionelle oder auch keine nicht die entscheidende Rolle spielte oder spielt. –
Vielleicht ist ihnen bekannt, daß es in der Stadt Eilenburg zu DDR-Zeiten ZWEI Kinderheime gab. Ich glaube nicht, daß es im Kinderheim „Ernst Thälmann“ ähnliche Mißbrauchsfälle gab, eben weil, wie oben angeführt, eine gänzlich andere Ausgangssituation vorlag.
Das diese Abscheußlichkeiten tatsächlich passiert sind, kann ich mit gutem Gewissen nur bestätigen !! Als Insasse des „schärfsten“ Spezialkinderheimes der ehemligen DDR in Scharfenstein/Erzgebirge hatte ich oft Kontakte zu Neuzugängen aus dem Ernst-Schneller-Heim Eilenburg, die aus gewisssen Gründen der Sicherung und Besserung zu uns verlegt wurden. Unter gleichgesinnten (Betroffenen) Kindern gab es immer einen regen „Erfahrungsaustausch“, nicht nur über eigene Verfehlungen, sondern eben auch und vor allem über jene der verantwortlichen Erziehungskräfte. Hierbei kam es immer wieder zu unterschiedlichen und doch übereinstimmenden Schilderungen von sexuell verübten Mißbräuchen an den Schutzbefohlenen.
Ich selbst wurde ebenfalls Opfer solcher z.T. perverser Übergriffe (1959 -1962); zunächst nur durch einen sogenannten Pädagogik-Praktikanten, später auch durch einen festangestellten Erzieher. Ich hatte mich nach längerem Schweigen einer mir eng vertauten Erzieherin offenbart, die meine Schilderungen sehr ernst nahm. Diese wurde sowohl beim Heimleiter, als auch beim „Pädagogischen Rat“ des Heimes vorstellig und unterbreitete dort diesen ihr bekannt gewordenen Mißstand.-
Die Folge dessen war, daß man der Pädagogin die Leitung ihrer Gruppe entzog und gegen mich eine regelrechte Hetzjagd einleitete.
Was diese im einzelnen beinhaltete, möchte ich ihnen hier nicht schildern, da Ähnliches bereits durch andere Betroffene bereits in den Medien bekannt gemacht wurde. Vielleicht nur soviel: es waren menschenverachtende Scheußlichkeiten, die für ein 12 bis 14 jähriges Kind lebensprägend wurden und unvergeßlich bleiben werden. Sie sind durch nichts in der Welt auf die eine oder andere Weise wieder gutzumachen; weder ideell noch materiell .
FAZIT der ganzen Sache: Gut, daß wir mal darüber gesprochen haben. Konsequenzen für die Deliquenten einst und Heute ??? NADA. NIENTE. NIX.
In diesem Sinne
freundlichst
W.Dallmer (63)
N I C H T S SOLL JEMALS VERGESSEN WERDEN…….nicht im Staat und nicht im Gedächtnis der Kirchen !!!
Eine „Offene Gesellschaft“ mit höchsten moralischen Ansprüchen an sich selbst, sollte sich ihrer Pflicht und Verantwortung endlich besinnlich zeigen und endlich Abbitte leisten.
Eine kleine „Ehrenrente“ als Anerkenntnis für die Betroffenen sollte das Mindeste sein, was den ehrlichen Willen zur Aufarbeitung unterstriche.
Es hat lange gedauert,habe mich durch Euch beraten und verstanden gefühlt,habe eben eine E-mail an Frau Beck-Frau Dr.Bergmann gesandt,
werde Morgen bei der Polizei Anzeige erstatten,wegen Übergriffe und Beeinflussung Schutzbefohlener durch die Caritas Werkstatt für Behinderte,habe von Euch den Tipp,mich an den weissen Ring zu wenden befolgt,
weiss momentan gar nicht wie ich mich fühle,kann sonst mit niemanden
darüber reden,Danke für Eure Tipps!!