Demo der ehemaligen Heimkinder in Berlin am 15. April 2010

Ich wurde Nr. 21
als ich von einer Welt in eine andere katapultiert wurde
Ich wurde Nr. 21
als ich in die Hölle der schwarz weiss gekleideten Frauen kam
als ich mich in meine kleine innere Welt zurückzog
und meine Geschwister mir zu Fremden wurden
Ich war Nr.21
Eintausendvierhundertsechzig ewige Tage und Nächte lang
Ohne Recht auf Gefühle
Ohne Recht auf Liebe
Ohne Recht auf Leben
Nummern haben zu funktionieren
Nummern sind Statistik
Nummern dürfen keine Sehnsucht haben
Nummern müssen beten um nicht in die Hölle zukommen

Ich wurde Nr.21
Als ich sechs Jahre alt wurde
In einer mir fremden Welt voller neugieriger Augen
Voll roher Gewalt und Unterdrückung
Voll falscher Wahrheiten im schön gefärbten Gewand der katholischen Kirche
Voller Angst und voller Sehnsucht nach Geborgenheit und Vertrautheit und Liebe

Aber Nummern haben keine Schmerzen
Haben keine Seele
Nummern sollen nur funktionieren nach dem System indem sie leben
Ich wurde Nr. 21
Als meine vertraute Welt in einer Minute in Trümmer fiel
Für mich zum Gefängnis wurde
Nr.21 mit einem endlosen Schrei in schlaflosen Nächten als tief in mir meine Seele zerbrach.
Mit der immer währenden Frage nach dem Warum
Nr.21 mit fragmentierten Gefühlen die blutend sich in Schwarz ergossen
Mit pervertierten Emotionen und dem nicht wissen – warum
Mit immer kehrenden Zweifeln über sich selbst
und dem Dunkel -düsterem Gefühl der Einsamkeit.
Aber Nummern haben keine Schmerzen,
und kein Recht auf Tränen.