Magdeburg – Die katholische Kirche hat den jahrelangen sexuellen Missbrauch eines ehemaligen Ministranten in der Gemeinde Delitzsch nahe Leipzig vor fast 50 Jahren bestätigt. „Wir wissen, dass der beschuldigte Pfarrer wohl Missbrauch begangen hat“, sagte der Sprecher des Bistums Magdeburg, Thomas Lazar, am Montag der dpa.

Zu einer angeblichen Entschädigungszahlung von 25 000 Euro nahm er keine Stellung. „Wir haben Beratung und Hilfe angeboten. „Zu finanziellen Dingen äußern wir uns nicht“, sagte er.

Einem Bericht des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ zufolge zahlte die Kirche dem ehemaligen Ministranten in einem bislang beispiellosen Fall eine Entschädigung von 25 000 Euro. Der Ministrant war dem Bericht zufolge seit seinem neunten Lebensjahr – von 1958 an – neun Jahre lang erst von einem Pfarrer und dann von einem Angestellten seiner Gemeinde missbraucht worden. Seit 1993 habe das Opfer versucht, den Fall bei verschiedenen Kirchenstellen anzuzeigen – lange ohne Erfolg. Das Bistum Magdeburg wollte laut „Spiegel“ zunächst nur dann eine Entschädigung zahlen, wenn sich das Opfer verpflichte, über den Missbrauch durch den inzwischen gestorbenen Pfarrer zu schweigen. Das Schicksal des Ministranten ist der zweite im Bistum Magdeburg bekannt gewordene Fall sexuellen Missbrauchs innerhalb weniger Jahre. Im Februar 2004 gestand ein Priester nach 16 Jahren den Missbrauch eines zur Tatzeit neun Jahre alten Mädchens. Das Bistum untersagte dem Priester daraufhin, weiter seelsorgerische Aufgaben wahrzunehmen. Ein kirchenrechtliches Verfahren läuft noch.

Landkreis Rosenheim