Inzwischen ist das Thema Deutlich mehr in den öffentlichen Diskurs gekommen. man hat diese Gruppe bei den Heimkinder-Debatten schlichtweg „vergessen“, bzw. Vernachlässigt. Dabei ist deren Schicksal von der Grausamkeit her ganz genauso schlimm, aber im Charakter und in der Art unterschiedlich. In der Öffentlichkeit wird die „Kürze“ des Aufenthaltes (6/8 Wochen bis zu 8/12 Monaten) bisher als irgendwie weniger schlimm assoziiert, dem muss widersprochen werden, da Kleinkinder keine Vorstellung über einen solchen Zeitraum haben und ihn nicht überblicken und sich dadurch trösten können.
Nun haben sich über die Seite und per mail von: http://www.verschickungsheime.de inzwischen über 700 betroffene „Verschickungskinder“ gemeldet, die ihre oft erschütternden Erlebnisberichte und traumatischen Erinnerungen zu einer riesigen Belegsammlung aufgeschrieben und gepostet haben. Beteiligt euch dort, wir beginnen auch eine selbstbestimmte Forschung (FRAGEBOGEN), kommt zum KONGRESS am 21.-24.11.19 nach Sylt. Erhebt eure Stimmen! Organisiert Euch in SELBSTHILFE. Aus hilflosen Kindern werden Erwachsene, die sich wehren können! Gemeinsam sind wir stark. Anja Röhl
Hallo alle Zusammen!! Mein Name ist Annemarie Berkele und ich war zwischen 1978 und 1982 auf Wyk auf Föhr. Ich bin leider so traumatisiert worden dort wie in meinem Elternhaus, dass ich mich nur bruchstueckhaft erinnere (unter anderem weiss ich nicht wo ich untergebracht gewesen bin und kenne nur den Ort) . Ich litt unter chronischer Bronchitis und unter massivem Untergewicht. Ich erinnere mich an einige sehr fiese Begebenheiten. U. a. mussten wir Essen was auf dem Tisch stand, assen wir etwas nicht, gab es Schläge mit dem Rohrstock. Medikamente (-haben meist die anderen bekommen da ich so traumatisiert war, dass ich kaum auf etwas oder jemanden reagiert habe-. Heute mit 45 Jahren und auch ueber die letzten Jahrzehnte hinweg habe ich lauter Flashbacks, die Betreuer schlugen uns und demoralisierten uns. Wir wurden zu vielem gezwungen. Nach dem ersten sexuellen Uebergriff, war ich auch dort nicht mehr sicher. 1978 war es streng, aber annehmbar gegenüber meinem Elternhaus. Ich erinnere mich an Kuemmelbrot – ich hasse es bis heute- und daran das ich sehr schwach war und um was zu trinken gebeten habe und dort trotz akutem Infekt mit Fieber geschlagen worden bin nachdem man mir zuvor brutal ein Paracetamolzaepfchen in den Po geschoben hat mit den Worten : Halt dein Maul du nutzlose Goere! Toll fand ich das gemeinsame Singen. Und auch das ich dort mit und mit immer besser Luft bekommen habe. Es war landschaftlich sehr schön. Wenige der Betreuer/innen waren in Ordnung. Meist lag das mit an der Leitung des Hauses. Das sind nur kurz ein paar Erinnerungen zu meiner Zeit dort. Ich war aber auch auf Borkum. Woher kann ich erfahren wann ich genau dort war?? Es ist wichtig für mich einen zeitlichen Bezug zu erhalten. Wer kennt mich vllt zufällig? Es gab wenige mit dem Namen Annemarie ich war hellblond und braunaeugig. War entweder dissoziativ (also habe kaum bis gesprochen) oder war quasi dauerredend. Aufgefallen sein könnte ich auf jeden Fall. Ich versuche seit Jahren das Erlebte zu verarbeiten was recht schwer ist, weil es so viel war. LG Annemarie