Sehr geehrter Herr Stark, sehr geehrtes Team von NetzwerkBplus,
ich wende mich anonym an Sie, da ich als Mutter seit Jahren versuche, mein Kind vor psychischer und struktureller Gewalt zu schützen – und dabei von Behörden, Jugendhilfe und Gericht nicht nur allein gelassen, sondern systematisch gebrochen wurde.
Ein Grund für die Trennung vom Vater meines Kindes war unter anderem der Schutz vor sexualisierter Gewalt gegen mich. Dieser Aspekt wurde im späteren familiengerichtlichen Verfahren kaum berücksichtigt und entwertet – mit gravierenden Folgen für mein Kind und mich.
Ich sende Ihnen meinen anonymisierten Erfahrungsbericht.
Er zeigt ein Muster – eines, das ich in Ihrer Initiative wiedererkannt habe.
Ich wünsche mir, dass meine Geschichte Teil Ihrer Arbeit werden darf: Sei es als öffentliches Beispiel, intern für Ihre Strukturarbeit oder zur Vernetzung mit anderen Betroffenen.
Hier mein Bericht im Wortlaut:
„Wenn Schutz zur Gefahr wird“
Ein anonymisierter Bericht einer Mutter über systematisches Behördenversagen im Kinderschutz
Ich bin Mutter.
Und ich bin zutiefst erschöpft.
Nicht, weil ich mein Kind nicht liebe. Sondern weil ich es liebe – und seit Jahren darum kämpfe, dass es geschützt wird.
Ein Kampf, der nicht gegen den Vater allein geführt wird, sondern gegen ein ganzes System, das wegsieht, verdreht, verschleppt.
Ich habe erlebt, wie mein Sohn gegen seinen Willen in eine Umgebung gebracht wurde, in der er sich unsicher, überfordert, klein fühlt.
Ich habe mit ihm geweint. Ich habe ihn getröstet. Ich habe versucht, ihn zu stärken – obwohl ich selbst kaum noch stehen konnte.
Und als ich um Hilfe bat, wurde ich zur Verdächtigen gemacht.
Die Mutter, die angeblich dramatisiert.
Die Mutter, die angeblich nicht loslassen kann.
Die Mutter, die angeblich nicht versteht, was „Kindeswohl“ bedeutet“.
Dabei bin ich die Einzige, die mein Kind wirklich kennt.
Die jede Veränderung in seinen Augen sieht.
Die merkt, wenn er nicht mehr sprechen kann – weil ihm das Vertrauen auf den nächsten Tag fehlt.
Die Behörden, an die ich mich gewandt habe, haben mich entmündigt.
Ich wurde beurteilt, nicht begleitet.
Mir wurde Akteneinsicht verweigert, mein Wille pathologisiert, meine Beobachtungen als Projektionen abgetan.
Der systematische Machtmissbrauch und die Täter-Opfer-Umkehr haben mich sprachlos gemacht – aber nicht stumm.
Ich schreibe dies nicht nur für mich.
Ich schreibe, weil ich weiß, dass es vielen so geht.
Dass Mütter, Väter, Kinder tagtäglich durch ein System traumatisiert werden, das vorgibt, sie zu schützen.
Ein System, das oft nur reagiert, wenn es zu spät ist.
Ich wünsche mir kein Mitleid. Ich wünsche mir Wahrheit.
Öffentlichkeit. Kontrolle. Menschlichkeit.
–> Kein Kind sollte zum Objekt eines Verfahrens gemacht werden.
Keine Mutter sollte gezwungen sein, sich zwischen Wahrheit und „Kooperation“ zu entscheiden.
Kein Elternteil sollte psychische Gewalt erleben – und dann auch noch als „nicht belastbar“ abgestempelt werden.
Ich bleibe anonym, weil ich muss.
Nicht aus Angst vor meiner Geschichte – sondern aus Angst vor dem, was passiert, wenn ich sie offen erzähle.
Aber ich schreibe.
Weil mein Schweigen Teil ihres Schutzes wäre – nicht meines.
Und weil mein Kind später wissen soll: Ich habe alles getan. Auch das.
Mit stillem, aber entschlossenem Gruß, eine betroffene Mutter
Ingeborg Bachmann sagte 1959: Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar (Rede von 1959): „Es kann nicht die Aufgabe des Schriftstellers sein, den Schmerz zu leugnen, seine Spuren zu verwischen, über ihn hinwegzutäuschen. Er muss ihn, im Gegenteil, wahrhaben und noch einmal, damit wir sehen können, wahrmachen. Denn wir wollen alle sehend werden. Und jener geheime Schmerz macht uns erst für die Erfahrung empfindlich und insbesondere für die der Wahrheit.“
Deshalb veröffentlichen wir den anonymen Bericht, denn wir wollen Veränderungen über die Wahrheit!