Quelle: Artikel von Marco Schimpfhauser
München – Die Münchener Gynäkologin Dr. Eiman Tahir steht mit dem Rücken zur Wand – oder konkreter: mit einem Bein im Gefängnis. Ihr „Verbrechen“: Sie hat in den letzten Jahren rund 5000 genitalverstümmelte Frauen behandelt.
„Ich soll ins Gefängnis, weil ich beschnittene Frauen behandle“, sagte die Medizinerin in einem Instagram-Video, das vom gemeinnützigen Verein „innn.it e. V.“ gepostet wurde.
Dieser Verein machte erst vor wenigen Wochen von sich reden, nachdem alle 26 Mitarbeiter der deutschen Sektion der Petitions-Plattform „change.org“ geschlossen zum eigenen Projekt „innn.it“ wechselten.
Laut den Informationen, die in mehreren Postings des Vereins aufgelistet werden, weigern sich die Krankenkassen, die Behandlungskosten zu übernehmen, da sie „nicht dem Gynäkolog/innen-Fachdurchschnitt“ entsprechen.
Die Folge: 130.414,70 Euro fordert die Kassenärztliche Vereinigung nun von Dr. Tahir zurück. Laut Beitrag ist die Summe bis Montag fällig. Hinzu käme eine Geldstrafe von 17.568,75 Euro. Ansonsten würden im schlimmsten Fall Gefängnis und Praxisschließung drohen.
Die Plattform hat sich zur Aufgabe gemacht, diese Gefahr zusammen mit den Followern abzuschmettern. Mit einer Petition und einer Spendensammlung baut man auf die kollektive Unterstützung der Community.
Und diese Gemeinschaft ist stärker, als die Ärztin erwartet hat. Bis Freitagvormittag gingen rund 128.333 Euro von über 6700 Personen ein. Die höchste Einzelspende beträgt bislang 2500 Euro. „Ich bin so überwältigt“, sagt Tahir in einem am Donnerstagabend veröffentlichten Instagram-Video.
„Ich habe heute Nacht nicht geschlafen. Ich bin heute früh aus dem Bett gefallen und habe meinen Augen nicht geglaubt.“ Die enorme Hilfsbereitschaft hätte sie völlig überrascht.