Vor knapp drei Jahren hat die Deutsche Bischofskonferenz 7.000.00 Euro
‚in Anerkennung des Leids‘ an mich gezahlt, ein Witz angesichts von zehn
Jahren Therapie plus massivster Probleme mit
meiner Identität (‚Opferidentität‘) plus struktureller Einbußen an
Lebensqualität –
ich sah mich beispielsweise nie imstande, eine dauerhafte Partnerschaft
mit langfristiger Perspektive einzugehen.
Veranlassung für die Therapie waren Exzesse an körperlicher und Exzesse
an sexualisierter Gewalt in den ersten beiden Klassen in der Volksschule,
die der damalige Vikar Heinz Körner, ein übler Wanderpokal im Erzbistum
Freiburg mit dort sieben Stationen, an mir
(und einer wohl hohen zweistelligen Anzahl weiterer Opfer auch an seinen
anderen ‚Wirkungsstätten‘) ausagiert hatte.
Um eine halbwegs akzeptable Lebensqualität auch nur in etwa erreichen
zu können, habe ich zehn
Jahre an intensiver Psychotherapie (Gestalt, Bioenergetik sowie
tiefenpsychologisch orientierte Psychotherapie) durchlaufen, für die ich
– nach heutiger Kaufkraft – so um die 60.000,00 Euro aufgewendet habe.
In einem Artikel in der ‚Badischen Zeitung‘ vom 6. Februar 2021,
basierend auf einer Meldung der Katholischen Nachrichtenagentur kna
(‚Bistümer zahlen mehr als 19 Millionen Euro an Missbrauchsopfer‘)
stand die Passage, dass auch Betroffene, die schon einmal
eine ‚Entschädigung in Anerkennung des Leids gewährt bekommen
haben‘ (!!), einen erneuten Antrag stellen können.
So habe ich Anfang März 2021 über die ‚Diözesane Beauftragte zur
Prüfung des Vorwurfs von sexuellem Missbrauch Minderjähriger‘ im
Erzbistum Freiburg / Breisgau eine Nachforderung an die Deutsche
Bischofskonferenz gerichtet.
Immerhin hat die Deutsche Bischofskonferenz bereits eine
Eingangsbestätigung an die Beauftragte verschickt.
Meine Nachfrage Anfang Oktober dort ergab, dass sich die von der
Deutschen Bischofskonferenz eingesetzte ‚Unabhängige Kommission‘ derzeit
schwerpunktmäßig die Forderungen der über 80Jährigen sowie die
Forderungen der erkrankten Betroffenen mit eingeschränkter
Lebensperspektive abarbeitet und sich erst danach der Anträge
der übrigen Petenten annehmen wird.
So ganz werde ich den Verdacht nicht los, die Deutsche
Bischofskonferenz arbeite hier an einer ‚biologischen‘ Lösung.
Die Institution ‚Katholische Kirche‘ als solche bliebe dann weitestgehend
unbeschädigt, und das Gedächtnis der Menschen reicht nicht
allzu weit zurück…
Es ist die geradezu moralische Verpflichtung und
die gesellschaftlich relevante Aufgabe
der Betroffenenverbände, genau dies nicht dazu kommen
zu lassen sondern durch permanentes
Verweisen auf die Versäumnisse (beabsichtigt und konzeptionell),
Verschleierungen und Vertuschungen das Gewissen und die Aufmerksamkeit
der Öffentlichkeit wachzuhalten und zu schärfen und darauf
hinzuwirken, dass die im Parlament vertretenen politischen Parteien
die Gesetzestexte anpassen in Richtung Rehabilitierung
der Opfer / der Geschädigten / der Betroffenen und ihre Rückführung in
ein einigermaßen ’normales‘ ziviles Leben ermöglichen.
Zu wünschen wäre, dass diese Betroffenenverbände sich untereinander
intensiver abstimmen, den Druck auf die Katholische Kirche verstärken
und die Öffentlichkeit stärker einbinden.
Es erheben sich Fragen, die ich für zulässig halte, und die sich geradezu aufdrängen:
- Wie ‚unabhängig‘ ist diese Kommission tatsächlich?
- Von wem wurde sie nach welchen Gesichtspunkten zusammengestellt
(Nähe der Mitglieder zur Katholischen Kirche)? - Welche Durchgriffsmöglichkeiten (Erzwingung von umfassender Akteneinsicht)
wurden ihr zugestanden? - Wie restriktiv sind die Rahmenbedingungen, die ihr von der
Katholischen Kirche vorgegeben bzw. aufgedrängt werden? - Sind die Beträge, welche die Katholische Kirche bisher gezahlt hat,
festgelegt / gedeckelt worden und aufgrund welcher Konzepte? - Wie kamen die ernüchternden / beschämenden ‚5.000,00 Euro‘ überhaupt zustande?
Mit diesem ‚Einwurf‘ möchte ich eine Diskussion anregen,
wie ‚wir‘ vielleicht mehr Druck auf die Vertreter der
Katholischen Kirche ausüben können, um die Entwicklung im
Interesse von Betroffenen beeinflussen zu können.
gez. Eugen S.
(Adresse dem Verein bekannt, Anfrage leiten wir weiter)