Pressemitteilung 5/2021 vom Juli 2021 

Bündnis NM reicht Schattenbericht zur Istanbul Konvention bei GREVIO ein

Das Bündnis Nordisches Modell hat am 09.07.2021 seinen Schattenbericht zur Umsetzung des Übereinkommens des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt, der sog. Istanbul-Konvention, bei GREVIO, dem Monitoring-Instrument des Europarates, eingereicht. Das Bündnis zeigt darin den Zusammenhang zwischen Gewalt an Frauen und Prostitution auf.

https://www.coe.int/en/web/istanbul-convention/germany

https://www.bündnis-nordischesmodell.de/

Das Bündnis Nordisches Modell legt, wie schon NGOs anderer Länder zuvor, den Finger in die Wunde des Systems Prostitution und erläutert in seinem Schattenbericht fundiert die Gewalt an Frauen in der Prostitution, stellt aber auch den Zusammenhang zwischen dem System Prostitution und der Gewalt gegen Frauen generell dar.

Die Gewalt in der Prostitution wurde von anderen deutschen NGOs nicht behandelt, im Kontext von Zwangsprostitution kurz erwähnt und vorrangig als zu komplex bewertet und daher in der Berichterstattung außen vorgelassen. Dem ehrenamtlich geleiteten, unabhängigen Bündnis ist es nun gelungen, ohne jegliche finanzielle Unterstützung mit der Expertise seiner Bündnispartnerinnen diese Komplexität aufs Papier zu bringen.

Wenn es darum geht, die Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen erfolgreich umzusetzen, ist der Blick auf das System Prostitution unerlässlich. Das Bündnis Nordisches Modell widerspricht grundsätzlich der Voraussetzung, dass Prostitution als Beruf anzusehen sei und widerspricht dem verharmlosenden Begriff der „Sexarbeit“. Die mehrfach tägliche Wiederholung sexueller Handlungen, meistens an jungen Frauen, ohne körperliches Verlangen, ist sexuelle Gewalt. Freier nutzen die finanzielle und soziale Not der Frauen aus.

„Wir haben nicht nur aufgezeigt, welche Zusammenhänge zwischen der Gewalt gegen die prostituierten Frauen und Deutschlands Prostitutionspolitik bestehen sondern auch, wie das System Prostitution Gewalt und Ungleichbehandlung an allen Frauen fördert bzw. fortführt“, so Ina Hansmann, eine der Koordinatorinnen des Schattenberichts und Lenkungskreis-Gewählte des Bündnisses. Die weitgehende Legalisierung als „Beruf“ hat qualitativ und quantitativ die Gewalt erhöht. Deutschland ist zum Zielland für Menschenhandel zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung geworden und muss sich endlich seiner Verantwortung stellen. „Wenn die in der Prostitution systematisch auftretende Gewalt von staatlicher Seite nicht erkannt wird, ist es nur eine logische Konsequenz, dass es einen gravierenden Mangel an Maßnahmen gibt“, folgert Barbara Bauer, ebenfalls Koordinatorin des Schattenberichts. Das Bündnis Nordisches Modell hat Handlungsempfehlungen entwickelt und detaillierte Empfehlungen formuliert (unter anderem):

Die Bundesregierung sollte

  • eine Dunkelfeldstudie zur Prostitution beauftragen, da nur ein kleiner Teil der prostituierten Frauen gemäß ProstituiertenSchutzGesetz angemeldet ist. Ohne Ermittlung von Daten zu deren Lebens- und Arbeitsrealität kann eine Einordnung der Lage der prostituierten Frauen in Deutschland nur ein stark verzerrtes Bild der Realität der Frauen in der Prostitution zeichnen
  • bundesweit und flächendeckend den Ausbau von Ausstiegshilfen fördern und den Schutz und die Unterstützung der betroffenen Frauen sicherstellen.
  • Prostitution als Gewalt gegen Frauen erkennen und die Legalisierung der Nachfrage durch die Einführung einer generellen Freierstrafbarkeit beenden.
  • sofort beginnen, konkret die Umsetzung des Nordischen Modells für Deutschland zu planen und damit den Paradigmenwechsel in der Prostitutionspolitik einzuleiten.

Pressekontakt:

Der Lenkungskreis des Bündnisses Nordisches Modell (V.i.S.d.P.)

Ansprechpartnerin: Simone Kleinert (0176 826 14445); Ina Hansmann (0162 7255 817)

Kontakt:          info@bündnis-nordischesmodell.de

Info:                https://www.bündnis-nordischesmodell.de

 

Erklärung: Das Bündnis Nordisches Modell ist ein Bündnis von über 45 bundesweit zivilgesellschaftlich engagierten Vereinen, Netzwerken und Initiativen sowie engagierten Einzelpersonen, das sich gemeinsam für die Einführung des sogenannten „Nordischen Modells nach schwedischem Ansatz“ in Deutschland einsetzt.