Norbert Denef wurde als Kind von einem Pfarrer in Delitzsch über Jahre missbraucht. Der 69-Jährige sagt: „Das Bistum Magdeburg trägt Schuld an meiner Krebserkrankung“ und fordert eine Million Euro.


Norbert Denef am Ostseestrand in Scharbeutz. Für ihn ist das Training am Meer die beste Therapie. Quelle: privat

Delitzsch/Magdeburg. Der in Delitzsch geborene Norbert Denef wurde als Kind jahrelang von einem katholischen Pfarrer missbraucht. Als erstes deutsches Opfer bekam er eine finanzielle Entschädigung – 25 000 Euro. Jetzt geht sein Kampf gegen die Kirche weiter.

Sein Arzt hat Norbert Denef zur Untersuchung gedrängt

Norbert Denef sagt: „Schuld am Ausbruch meiner Krebserkrankung trägt das Bistum Magdeburg.“ Erst kürzlich sei ihm bewusst geworden, „dass mein Darmkrebs die Folge meiner Missbrauchs-Problematik ist.“ Sein Hausarzt habe den 69-Jährigen in den vergangenen Jahren immer wieder gedrängt, eine Darmspiegelung machen zu lassen. „Ich sei stark gefährdet, weil mein Vater mit 56 Jahren an Darmkrebs gestorben ist“, erklärt Denef. „Wegen der sexualisierten Gewalt war es mir undenkbar, jemanden in meinen Hintern schauen zu lassen. Ich lehnte deshalb permanent eine solche Untersuchung ab. Als Kind wurde ich sechs Jahre lang von einem Priester vergewaltigt.“ Das Bistum Magdeburg habe die Verbrechen bewusst „verschwiegen, verleugnet, vertuscht – und mit verschuldet“, sagt Norbert Denef.

Mit vorsorglicher Darmspiegelung lasse sich Darmkrebs fast zu 100 Prozent vermeiden, erklärt Denef weiter. Durch rechtzeitiges Entfernen von Darmpolypen könnten zudem über 80 Prozent aller Darmkrebserkrankungen verhindert werden. „Da mich die posttraumatische Belastungsstörung in Folge der Missbrauchs-Problematik blockierte, kam keine Darmspiegelung für mich in Frage. Schuld am Ausbruch meiner Krebserkrankung trägt also das Bistum Magdeburg. Ich fordere daher eine Million Euro Schadensersatz vom Bistum“, so der 69-Jährige.

Klage gegen die Kirche: Investor gesucht

Norbert Denef hatte seine Schadensersatzforderung am 20. November in einem Schreiben an den Bischof von Magdeburg, Gerhard Feige, gerichtet. Eine Antwort habe er bisher nicht erhalten. Für den Klageweg sucht Norbert Denef einen Investor. Bei Gewinn bietet er eine Beteiligung von 30 Prozent. Denef: „Die Kosten richten sich nach dem Streitwert. Das wären bei 1 000 000 Euro an reinen Gerichts- und eigenen Rechtsanwaltskosten etwa 30 000 Euro zusammen für die erste Instanz.“ Das Prozessrisiko, falls die Klage abgewiesen werden sollte und der Kläger somit zu den eigenen auch die Kosten der Gegenseite und des Gerichts tragen muss, seien mit etwa 45 000 Euro zu beziffern.

Kontakt: netzwerkB – Netzwerk Betroffener von sexualisierter Gewalt, Tel.: 04503 892782 oder 0160 2131313, Email: norbert.denef@netzwerkb.org, www.netzwerkB.org

Von Mathias Schönknecht

Quelle: http://www.lvz.de