netzwerkB Pressemitteilung vom 20. Januar 2017
Papst Franziskus hat „Null-Toleranz“-Strategie gegenüber ‘sexuellem Missbrauch‘ versprochen. Dass die Wirklichkeit in der katholischen Kirche anders aussieht – behauptet der Enthüllungsjournalist Emiliano Fittipaldi in seinem Buch „Lussuria“ (Unzucht).
Wir von netzwerkB haben die Erfahrung gemacht, dass die „Null-Toleranz“-Strategie von Papst Franziskus nichts weiter als ein Papiertiger ist.
Bischof Ackermann, Missbrauchsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz, spricht sich zwar öffentlich dafür aus, dass die Verbrechen sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirche in Deutschland aufgearbeitet werden sollen. Die Praxis sieht leider anders aus. Wenn es um wirkliche Aufarbeitung geht, schweigt Bischof Ackermann.
Uns von netzwerkB geht es beispielhaft um die gemeinsame Aufarbeitung der Verbrechen des Serientäters Pfarrer Alfons Kamphusmann. Dieser Fall ist nämlich durchgängig dokumentiert und es existiert ein schriftliches Geständnis des Täters.
Dieser Fall beweist eindeutig, dass verantwortliche Würdenträger in der katholischen Kirche, im vorliegenden Fall das Bistum Magdeburg, die Verbrechen dieses Serientäters bewusst gedeckt haben.
Bereits im Mai 2013 haben wir Papst Franziskus diesbezüglich schriftlich um Unterstützung gebeten, so wie auch wiederholt Bischof Ackermann, zuletzt mit Schreiben vom 23.09 2016.
Weder Papst Franziskus noch Bischof Ackermann als Missbrauchsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz sind dazu bereit Verantwortung zu übernehmen und den vorliegenden Fall wirklich aufzuarbeiten – stattdessen wird versucht mit Lippenbekenntnissen die Schweigemauern der katholischen Kirche aufrecht zu erhalten.
Mehr dazu unter:
http://netzwerkb.org/wp-content/uploads/2016/11/2016-09-23_an-Bischof-Ackermann.pdf
Für Rückfragen:
netzwerkB – Netzwerk Betroffener von sexualisierter Gewalt e.V.
Telefon: +49 (0)4503 892782 oder +49 (0)160 2131313
presse [at] netzwerkb.org
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Aus Karl Lehmann ‘Mit langem Atem’ Wege – Erfahrungen – Einsichten (Herder 2016) Seite 226:
Thema ‚sexuellen Missbrauch‘:
‚Natürlich hat uns dies so richtig hart getroffen. Aber wir haben Anfang der 90er Jahre (1993) früher, rascher und nachhaltiger eingegriffen als fast alle Institutionen. Dies gilt auch für die Inanspruchnahme vieler Fachleute, die uns regelmäßig beraten haben. Es gibt in vielen Bereichen unserer Gesellschaft eine hohe Dunkelziffer – ganz abgesehen von der sehr hohen Zahlen in den Familien. Es gibt freilich keinen Grund für die Kirche, sich damit auszureden. Aber ich verlange Gerechtigkeit für alle Seiten. Es trifft uns mit Recht härter.
Sie haben den sexuellen Missbrauch als einen Verrat am Evangelium gebrandmarkt. Hat die Kirche … die systematische Dimension… ausreichend ernst genommen?
Ich glaube, das unter Bischof Ackermann seriös, redlich und vollständig eine erste Bilanz formuliert werden könnte, die viele Aspekte dieser schwierigen Jahre aufgearbeitet hat. Auch die Frage, warum dieser Missbrauch relativ häufig auftreten konnte, warum sich dies über so lange Zeit unter Beteiligung unter der Decke halten ließ, welche Strukturen dafür verantwortlich waren, dass die Schweigespirale gegriffen hat. Ich habe diese Aufarbeitung, die Diskussion unter den Verantwortlichen und die Konsequenzen die daraus gezogen werden, zum Beispiel die wissenschaftlichen Aufarbeitung und die zahlreichen Präventionsmaßnahmen, als durchaus die daraus gezogen ernste und intellektuell konsequente Grundlagenarbeit großen Stils wahrgenommen. (zitatende) aber es geht noch weiter. Liebe Grüße, Corrie Wolters
Mich persönlich interessiert die katholische Kirche überhaupt nicht, und ich finde, dass das Einzige bei diesem Konglomerat, was man machen kann, austreten ist.
Allerdings habe ich eine ehemalige Mitschülerin und ursprünglich auch mal Freundin, die heute an einer katholischen Internatsschule unterrichtet, mitsamt ihrem Mann, den ich nicht kenne. Und das finde ich hochgradig bedenklich. Ich habe vor ein paar Jahren, nachdem ich über 20 Jahre nichts über sie gehört hatte, einmal mit ihr telefoniert. Sie erklärte mir frisch von der Leber weg, dass sie als Lehrerin hinsichtlich der Kinder und den Familien, aus denen sie stammten, viel zu sehen bekäme, aber es nicht ihre Aufgabe sei, da irgendetwas zu machen geschweige denn sich ans Jugendamt zu wenden. Mich diagnostizierte sie natürlich nach kurzer Zeit am Telefon als „psychisch krank“. Hinsichtlich unserer Schulzeit bzw. Kindheit und Jugend könne sie sich an fast nichts erinnern. Ich kannte ihr Elternhaus bestens und hatte, obwohl dort eine Menge im Argen lag, was auch an mir ausagiert wurde, zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, dass es dort sexuelle Übergriffe oder physische Gewalt gäbe. Deshalb halte ich diese „Amnesien“ nicht für einen notwendigen Schutz, sondern für eine große Portion Feigheit, um sich bloß nichts über die superkatholische Familie einzugestehen und ergo auch nichts bei den heutigen Kindern besser zu machen.
Ich weiß nicht, was ich tun könnte.
Es wird Zeit, dass eine so kleine Organisation wie netzwerkB gegenüber einer so großen Organisatioin wie der römisch-katholischen Kirche erklärt: „Null-Toleranz“-Strategie gegenüber Organsisationen, die immer noch nicht Aufklärung leisten, Verantwortung übernehmen und Schutz für Kinder, Jugendliche und Gewaltopfer leisten möchten.