Von Axel Mewes

Foto_Mitglieder Kommisssion

Der UBSKM kündigte am 3. August den Start einer neuen Umfrage an, um Informationen zu den Erwartungen, Vorbehalten und Bedenken der Betroffenen von sexuellem Missbrauch einzuholen.

Mit einem recht umfangreichen Fragebogen versucht der UBSKM die Arbeit der „Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs“ zu flankieren. Dabei geht es darum, zu erfragen, was die Betroffenen über die Kommission, die sich da für sie einzusetzen bemüht, denken. Ebenso wird die Antwort danach gesucht, was die Betroffenen von dem Projekt mit dem Titel „Aufarbeitung“ halten.

Der erarbeitete Fragebogen, der den Betroffenen nun vorgelegt wird, ist umfangreich und – themenbedingt – tiefgehend in den Fragen.

Die einleitenden Erklärungen des Fragebogens erscheinen in ihrer Zielsetzung allerdings mehrfach unklar. „Sie (die Initiatoren) wollen zuhören, damit sich für Betroffene und Kinder heute und in Zukunft etwas verändert.“ Und die Arbeit der Kommission „soll zu politischen Konsequenzen führen.“

Leider wird nicht gesagt, was genau sich dadurch verändern soll und welche politischen Konsequenzen durch dieses Projekt angestrebt werden.

Irritierend wirkt der Hinweis, dass der Fragebogen das Ziel verfolgt, den Betroffenen hinterher sagen zu können, welche Erwartungen nicht erfüllt werden können. Das wäre sicher auch ohne Fragebogen jetzt schon klarstellbar. Auch entkräftet dies sehr die beiden oben benannten Aspekte, dass sich „etwas“ verändern und zu „politischen Konsequenzen“ führen soll.

Auch widersprüchlich ist die Aussage, möglichst viele Betroffene erreichen zu wollen. Gleich darauf heißt es, dass man „leider nur eine begrenzte Anzahl von Betroffenen anhören kann und „nur eine begrenzte Zeit für (die Studien-) Arbeit zur Verfügung steht.“

Die Kommission möchte die Betroffenen „als Expertin bzw. Experte für Ihre Erfahrungen und Ihre Lebenssituation“ verstanden wissen und sich in dieser Haltung an sie wenden, was im Zuge der Unklarheiten als übertrieben verstanden werden könnte.

Weiter heißt es, „es soll aufgedeckt werden, wodurch es möglich wird, dass sexueller Missbrauch in Kindheit und Jugend so häufig ist, und es soll geklärt werden, warum der sexuelle Missbrauch oft verschwiegen und den Betroffenen nicht geholfen wird und Aufarbeitung in der Vergangenheit verhindert wurde.“

Diese Haltung wurde schon früher von mehreren Seiten kritisiert, die eine Aufdeckung ohne Einbeziehung von Tätern und Mitwissern als unmöglich ansehen.

Die Art von Fragestellung und der vorgegebene Antwortmodus ist insofern kritisch, da die Antwort in drei Kategorien eingeengt wird, wobei die dritte („Das kann ich nicht einschätzen“) einem „weiß nicht!“ entsprechend anzusehen ist und die anderen beiden schlicht „ja“ und „nein“ als mögliche Antworten vorsehen. Zur Erweiterung sind zwar noch offene Fragen an einigen Stellen platziert, aber damit kann die eingeschlagene Einengung kaum ausgeglichen werden.

Antwortkategorien:

  • Ja, erreichbar
  • Nein, nicht erreichbar
  • Das kann ich nicht einschätzen

Die Vorgehensweise mit diesem Fragebogen, wirkt wie darauf angelegt, jene Betroffenen dazu bringen, an der Umfrage und dem ganzen Projekt teilzunehmen, indem es bei Ihnen Hoffnungen weckt, z.B. auf politische Veränderungen und/oder persönliche Erleichterungen. Es scheint aber eher so zu sein, dass dieser Fragebogen eine Sicherheit für die Kommission erbringen soll, hinterher, nach einer als nicht unwahrscheinlich anzunehmenden Enttäuschung der Hoffnungen, sagen zu können, dass man dies ja ehrlich angekündigt und im Blick gehabt habe.

Ob es nun um eine Verbesserung für die Betroffenen geht oder doch nur um den Erfolg dieses Projektes und der Kommission, bleibt in Frage zu stellen, denn für die Betroffenen wird nichts Konkretes erbracht, bzw. liegt dies völlig im Unklaren, was es denn bringen könnte. Nur, was es nicht erbringen wird, scheint schon klar zu sein, wird aber nicht gesagt.

Umfrage zu Erwartungen von Betroffenen sexuellen Missbrauchs in Kindheit und Jugend an die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs:
https://www.soscisurvey.de/Erwartungen-Aufarbeitung/

Deutsche Aufarbeitung