Und über das Fehlen des investigativen Journalismus zu Kirchenthemen in Deutschland.
Über die gute Macht der kritischen Presse und das Fehlen des Recherche-Journalismus in Deutschland….
Ein Hinweis von Christian Modehn
Der große Spielfilm SPOTLIGHT (eigentlich auch ein „gespielter Dokumentarfilm“) beweist: Wenn der politische, der demokratische Wille bei Journalisten geweckt und dann tatsächlich auch gelebt wird, kann durch journalistische Recherche unglaublich Wichtiges und Wertvolles geleistet werden. Das Investigativ-Team der Zeitung „Boston Globe“ (USA) hat allen Einschüchterungen und Angstmachereien der „großen Herren“ ,vor allem in der römischen Kirche von Boston, widerstanden; die Journalisten haben in diesem Umfang sicher als die ersten (2002) der Welt gezeigt: Es gibt einen weit verbreiteten Missbrauch von Kindern durch Priester im Erzbistum Boston. So wurde die Wahrheit frei gelegt, die mit aller Macht zugedeckt und verschwiegen wurde von den Vorgesetzten, also den kirchlichen Bürokraten an der Spitze. Sie werden ja oft „Verantwortliche“ und „Elite“ genannt, ein seltsamer Titel angesichts ihrer Kumpanei, die eigenen Leute, die Kleriker, unter allen Umständen zu schützen. Diese Tatsache erschüttert genauso wie das Leiden der Opfer Mitgefühl weckt und Schmerz. Dass in der Kirche zuerst der Schutz des Klerus gilt, selbst im Falle von Vergehen, Verbrechen oder Mitwisserschaft, trifft noch immer zu, ist eine Tatsache: Allein die Anwesenheit des damals (2001) alles vertuschenden Kardinals Law aus Boston nun in Rom spricht Bände:
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Wer Berlin leicht erreicht, für den könnte Christian Modehn und sein Religionsphilosophischer Salon eine sehr interessante Alternative zu herkömmlicher Sinnsuche sein. In seiner hp fand ich auch diesen Hinweis
http://forum.remonstranten-berlin.de/topics/aktueller-kommentar/
„Remonstranten – das Wort leitet sich von “remonstrance” her, es meint Abwehr und Zurückweisung: Diese reformierten Christen lehnten es zu Beginn des 17. Jahrhunderts in Holland ab, an einen alles vorher bestimmenden Gott zu glauben. Sie wollten als Menschen freie und selbständige Wesen sein und bleiben. Sie verzichten nicht auf das kritische Denken, wenn sie die Frage nach Gott stellen oder nach dem Sinn von Glauben und Kirche fragen. Sie nehmen sich die Freiheit, diese “Freiheit des Glaubens” nicht als ferne Utopie oder Geschenk von Autoritäten, sondern schon jetzt zu leben.“ …
Ich habe dieser Film gesehen, in viele Kinos wird er gedreht. Geh doch bitte selber auch mal hin, und komme dann nachher ins Gespräch.
Was aber die Verbindung mit Remonstranten in Holland damit bedeutet verstehe ich nicht. Ist es die Unabhängigkeit von einem Glaubenssystem? Ich bin selber aus Holland.
Ja, Unabhängigkeit im Denken ist wie der Sauerstoff – in Foren kritischer Christen sollte investigativer Journalismus selbstverständlich sein. Vor allem zu Kirchenthemen nach 2010. Vor allem in Deutschland vor 2017.
Ehrliche Auseinandersetzung – alle reden drüber – ist sie wirklich erwünscht?
In Holland sind die Remonstranten offenbar schon 300 Jahre lang und seit einigen Jahren Religionsphilosophen um Christian Modehn auch in Berlin aktiv geworden. Gott-und-ihm-sei-Dank.
Unabhängigkeit von Glaubenssätzen und -systemen braucht es, um Denk-Anstöße herein zu holen ins System. Systeme und Strukturen veralten und verlieren den Anschluss. Sie stehen Kopf.
Keiner soll ’s merken.
Was passiert da gerade vor unseren Augen?
Gläubige wie Gurus lassen gehorsam und stolz sich als ‚Brandsatz‘ benutzen, anfällig geworden für Machtmissbrauch.
Sollten Leute heutiger Traditionen ‚die Asche verehren‘ anstatt ‚das Feuer zu hüten‘?
Im Altertum hatte die Frau die wichtige Aufgabe sich um Kinder zu kümmern und das Feuer zu hüten. Frau hielt Gesellschaft zusammen.
Heute funktioniert Frau als Wirtschaftsfaktor, die Kinder verwahrlosen, das Feuer erlischt. Fortschritt, Finanzen, Karrieren zählen mehr als Werte wie Würde, Wärme, Erziehung, Zusammenhalt. An Asche aber kann keiner sich wirklich erwärmen.
Wer würde nicht lieber eine Gesellschaft erleben, in der Männer sich selbst die Grenze geben, Frauen wertgeschätzt, Kinder gefordert und gefördert werden?
Wieso schafft eine freie Gesellschaft das nicht?
Wem nützt der Atommeiler, der doch nicht nur unsere Seelen versengt hat?
Innerhalb der Kirche riecht es zu sehr nach kalter Asche. Das Feuer braucht wie der Mensch den Sauerstoff. – Unabhängig lässt sich’s außen besser überleben.
Hat das eine Kirchenleitung begriffen?
‚Ja, Unabhängigkeit im Denken ist wie der Sauerstoff,‘ Stimmt. Aber das darf es in die RK Kirche nicht geben. Auch ein Recht auf Meinungsfreiheit gibt’s nicht, genau wie in eine Sekte. Was macht man dann? Es akzeptieren? Oder den Mund aufmachen? Letztendlich die Konsequenzen ziehen??? Aber doch nicht nachgeben?? Erwachsenen haben doch ihre eigene Verantwortung, oder? Glaube und Kirche sind nicht immer identisch. Und die Kirchliche Lehre ist keine Glaube, ist nur ein Verhaltungmuster…
Schön wäre, wenn hier wie in Holland die absterbenden „… Gemeinden sich zu „Schulen von Weisheit“ entwickeln würden – ein Ausdruck des katholischen Theologen Edward Schillebeeckx. Im kritischen Sinne geht es um die Entlarvung von Scheinweisheit und Götzendienst“ – ein Gedanke aus http://forum.remonstranten-berlin.de/1139/fuer-die-schulen-der-weisheit-ein-interview-mit-prof-johan-goud-den-haag/ (auch PUBLIK-FORUM, 2/16)