Meine Eltern haben sich 1957 scheiden lassen. 1957 sind Mutter, eine meiner Schwestern und ich nach Westerland/Sylt zu meinen Großeltern gezogen und dort bin ich in Kampen eingeschult worden. 1961 ist meine Mutter mit meiner Schwester und mir nach Nürnberg gezogen weil sie hier Arbeit gefunden hatte. Ihre Wohnung war für uns 3 zu klein und so hat sie meine Schwester und mich ins Nürnberger Heim „Stapf“ getan. Und dann ging es los.

In dem Heim war es so dass unter den kleineren schon das Gesetz der Stärke herrschte. Die dortigen Nonnen haben als Erziehung Prügel ausgeteilt. Hunger war an der Tagesordnung und wenn man sich trotzdem mal was genommen hat musste man sich auf eine eingeschaltete Herdplatte setzen oder die Hand drauf legen. Als ich mal eine Außentreppe runtergefallen bin hab ich mir eine einigermaßen schwere Gehirnerschütterung geholt. Ein Arzt wurde nicht hinzugezogen, die Gehirnerschütterung musste so ausgeheilt werden. Als es mir aber immer schlechter ging durfte ich doch zum Arzt der einen Schädelbasisbruch festgestellt hatte. Ich landete endlich im Krankenhaus.

1962 hat mein Vater in Hamburg mich mit einem katholischen Priester zurück nach Hamburg entführen lassen. Was anderes war es nicht weil meine Mutter das Sorgerecht hatte und sie nicht von der Aktion wusste. Das ganze ging in einer Nacht- und Nebelaktion über die Bühne und plötzlich war ich in Hamburg. Kurz darauf hat sich das Jugendamt eingeschaltet und mich wieder in ein Heim gesteckt, Wieder Nonnen. Das Hein war in HH-Bergedorf, Grasredder 13. Dort ging es ähnlich zu wie in Nürnberg. Wer nicht parierte bekam Prügel. Eine der Nonnen hat sich nachts Jungs in ihr Zimmer geholt und an denen „rumgespielt“ Ich „durfte“ dabei sein.

1964 kam mein Vater auf die glorreiche Idee mich in ein Priesterseminar in Italien in der Nähe von Asti (der Ort ist bekannt von dem Zuckerwasser her) zu stecken. Ich galt inzwischen als „schwer Erziehbar“ weil ich Aufsässig und Renitent geworden war und mein Vater dachte wohl dass ich dort endlich ein anständiger Mensch werden würde. Nur die Priester dort waren schlimmer als die Nonnen. Wir waren in einem Schlafsaal in dem ca. 40 Jungs schliefen. In einem abgeteilten Raum hatte die „Saalaufsicht“  ihren Schlafplatz. Das war natürlich ein katholischer Priester. Die Saalaufsicht wechselte wochenweise und der holte sich jede Nacht einen von uns um sich mit den zu vergnügen. Seit dem hab ich innenliegende Hämorrhoiden. Ich glaub jedenfalls dass die davon kommen, bin mir aber nicht sicher. Da ich immer aufsässiger wurde bin ich nach 3 Monaten wieder zurück nach Hamburg geschickt worden. Angekommen landete ich wieder im gleichen Heim und es ging weiter wie vorher. Sagen konnte man nichts. Wer glaubt schon einem renitenten jugendlichen. Einmal nur hab ich meinem Vater davon erzählt und als Antwort kam das ich nicht Lügen soll. Seit dem hab ich nie wieder da drüber gesprochen und hab das Weinen verlernt. Ich hab nie wie der eine Träne vergossen.

Im April1967 (ich war 14 1/2) bin ich in die Lehre gekommen und dazu in ein Heim für arbeitende Jugendliche. Angeschlossen war ein Arbeiterwohnheim in der Nähe der Binnenalster. Dort war es an der Tagesordnung das sich einige der Männer abends jugendliche mit Gewalt nahmen. Damals wollte ich mich umbringen, bin aber rechtzeitig gefunden worden. Und so musste ich weiterleben. Mit all der Schande und niemand hat mir geglaubt. Die Polizei kam zwar ins Krankenhaus und hat mich auch befragt. Nur gemacht wurde nichts. Ist ja nur ein Jugendlicher und die Lügen alle.

Das ist mein kurze Geschichte aus verschiedenen Heimen in Nürnberg, Hamburg-Bergedorf und Italien.

Viktor