Männliche Opfer sexueller Gewalt können sich neu in Stockholm behandeln lassen. 20 Minuten hat mit einem Sexologen dieser weltweit einzigartigen Notfallklinik gesprochen.

Es ist ein Novum: Das Stockholmer Spital Södersjukhuset hat seine Notfallklinik für weibliche Vergewaltigungsopfer nun auch für Männer und Transgender geöffnet. 20 Minuten hat mit Karl Norwald, der als Therapeut in der Klinik arbeitet, gesprochen.

Herr Norwald, was ist der Unterschied bei der Aufnahme von Frauen und Männern in Ihrer Klinik?

Männer werden gleich wie Frauen behandelt. Es gibt bei uns keine Wartezimmer, man wird direkt in einen Behandlungsraum gebracht. Dort macht eine spezialisierte Krankenschwester medizinische Tests, entnimmt gegebenenfalls DNA-Proben, macht Fotos, falls äusserliche Wunden vorliegen. Hier können Patienten sehr kurz nach dem Vorfall über ihre Erfahrung sprechen, was sehr wichtig ist.

Und danach?

Nach einer ersten Abklärung erhalten sie längerfristige psychologische und medizinische Hilfe. Oft können die Opfer bereits am selben oder am nächsten Tag mit einem Therapeuten sprechen. Hier ist es sehr wichtig, über die Normen von Männlichkeit zu sprechen. Viele männliche Vergewaltigungsopfer haben das Gefühl, «nicht männlich genug» gewesen zu sein, um sich zu verteidigen. Hier setzt die Therapie an.

Ist es problematisch, Männer und Frauen in derselben Notfallklinik zu behandeln?

Wir können Frauen, die Opfer von sexuellem Missbrauch wurden, nicht davor bewahren, auf Männer zu treffen. In unserer Notfallaufnahme haben die Frauen aber auch oft Partner oder männliche Verwandte dabei. Ich denke nicht, dass das zum Problem werden wird. Weiter lesen…