von Thomas Schlingmann

Wer die öffentliche Diskussion der letzten Jahre verfolgt, kann den Eindruck gewinnen, der Großteil der sexualisierten Gewalt würde von „Pädophilen“ begangen, aber zum Glück gäbe es das Projekt „Kein-Täter-werden“, das endlich dagegen effektive Prävention betreibe. Dort würden „pädophile“ Männer erreicht, bevor sie sexualisierte Gewalt begehen, und durch die Therapie davor bewahrt, so etwas zu tun.

Der Autor wirft einen kritischen Blick auf die Konzeption und Arbeit von „Kein-Täter-werden“. Er diskutiert u.a. die Genauigkeit der verwendeten Begriffe, die Konstruktvalidität1 und Reliabilität2 der Diagnostik, die Relevanz und ethische Grundlagen.

Er führt aus, dass die Grundannahmen von „Kein-Täter-werden“ hinterfragt werden müssen und zum Teil widerlegt sind, für einige derselben keine Belege vorgebracht werden können, die Diagnostik kritikwürdig ist, die originäre Zielgruppe kaum erreicht wird und dass es während der Therapie zu einer Fortsetzung schon vorher begangener sexualisierter Gewalt kommt, offensichtlich ohne dass „Kein-Täter-werden“ adäquat reagiert.

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