Papst Franziskus will einen Gerichtshof für Bischöfe einrichten, die sexuelle Übergriffe verschweigen. Doch das Gericht soll bei einem Mann angesiedelt sein, der selbst Erfahrung im Vertuschen hat.

Der Papst macht also Nägel mit Köpfen: Franziskus hat verkünden lassen, dass er einen Gerichtshof im Vatikan einrichten will, der sexuellen Missbrauch in der Kirche aburteilen soll. Das Besondere: Nicht die Täter sollen vor den Kirchenrichtern stehen, sondern jene Oberhirten, die Fälle von sexuellem Missbrauch durch Priester oder kirchliche Mitarbeiter in ihrem Bistum vertuscht haben, statt sie aufzuklären.

Doch schon bevor der Gerichtshof überhaupt eingerichtet ist, gibt es Zweifel gerade unter Opfern, ob es dem Papst wirklich ernst ist mit der Aufklärung. Grund: Der Gerichtshof wird in der Glaubenskongregation angesiedelt, wo mit Gerhard Ludwig Kardinal Müller ein Kirchenfürst sitzt, der einst selbst als Bischof Erfahrung mit dem Vertuschen eines Missbrauchsfalls gemacht hat. Das zumindest bestätigten deutsche Gerichte.

Was ist geplant? Das sogenannte K-9-Beratungsgremium des Papstes, dem neun Kardinäle angehören, unter ihnen der Münchner Kardinal Reinhard Marx, haben dem Papst die Ergebnisse der Kinderschutzkommission des Vatikans vorgestellt – er hat daraufhin die Einrichtung eines eigenen Gerichts gebilligt, das für Bischöfe und deren Verantwortlichkeit in solchen Fällen zuständig sein soll. Doch schon in dem Gremium sitzt ein Kardinal, der selbst vor den Gerichtshof gestellt werden könnte: George Kardinal Pell soll in seiner Zeit als Erzbischof von Sydney 1993 über einen Missbrauchsfall informiert worden sein, den Fall aber vertuscht haben. Bis heute bestreitet der Kardinal die Vorwürfe. Weiter lesen…

netzwerkB Pressemitteilung vom 10.06.2015:
Papst Franziskus und der Kinderschutz