Eine aktuelle Pressemeldung berichtet über die Forschung zur Häufigkeitsangabe sexuellen Missbrauchs. Internationale Experten tauschten ihr Wissen Ende 2014 in Berlin aus.
Der US-amerikanische Soziologe Prof. David Finkelhor, University New Hampshire, der seit mehr als 30 Jahren zur Epidemiologie des sexuellen Missbrauchs forscht referierte dort über die Schwierigkeit vergleichbare Statistiken zur Prävalenz von sexuellem Missbrauch zu bekommen. Der Grund hierfür sei, dass vieles von der Definition abhinge. So seien die Zahlen niedriger, wenn man ausschließlich sexuellen Missbrauch mit Penetration betrachtet, sie würden wiederum deutlich höher, wenn man Übergriffe mit Berührungen im Genitalbereich oder an den Brüsten hinzunimmt.
„Unterschiedlich beziehungsweise nicht vergleichbar seien die Zahlen auch, weil es in manchen Ländern Meldepflichten zum sexuellen Missbrauch gibt und in anderen nicht. So gibt es in Deutschland keine strafrechtliche Meldepflicht für Ärzte.“
(Mehr hierzu: Ärztezeitung, 06.02.2015 http://www.aerzteblatt.de/archiv/167721/Sexueller-Kindesmissbrauch-Am-haeufigsten-unter-Gleichaltrigen)
Gerade diese strafrechtliche Meldepflicht für Ärzte war 2012 auf Drängen von Prof. Dr. Jörg Fegert, stellvertretender Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP) in Deutschland abgeschafft worden.
(Mehr hierzu: netzwerkB PM vom 23.10.2012 „netzwerkB fordert Meldepflicht”)
netzwerkB fordert schon seit vielen Jahren eine Verankerung der Meldepflicht im Strafgesetzbuch.
Jeder Verzicht auf eine Anzeige ist Täterschutz. Nicht die Opfer werden geschützt, sondern die Täter. Die Täter können so weiter agieren und gehen vor dem Hintergrund der lächerlich kurzen Verjährungsfristen davon aus, dass sie weder bestraft, noch zivilrechtlich auf Schmerzensgeld und Entschädigung belangt werden können.
Fegert vertritt aus unserer Sicht nicht die Opfer sondern betreibt aktiven Täterschutz.
netzwerkB fordert den Gesetzgeber auf, die strafrechtliche Meldepflicht zum ’sexuellen Missbrauch‘ für Ärzte wieder einzuführen.
Weiterführende Informationen:
Ärztezeitung 06.02.2015:
http://www.aerzteblatt.de/archiv/167721/Sexueller-Kindesmissbrauch-Am-haeufigsten-unter-Gleichaltrigen
netzwerkB Pressemitteilung 23.10.2012:
netzwerkB fordert Meldepflicht
netzwerkB Pressemitteilung 11.11.2010:
Fegert nennt Missbrauchsopfer „Lügner“
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Für Rückfragen:
netzwerkB – Netzwerk Betroffener von sexualisierter Gewalt e.V.
Telefon: +49 (0)4503 892782 oder +49 (0)160 2131313
presse@netzwerkb.org
www.netzwerkB.org
Wie ein Mantra könnte ich es runter beten. Solange man der Pychiatrie, dieser unwissenschaftlichsten aller Wissenschaften, dieses Feld überlässt, wird es immer auf Kosten der Opfer gehen. Dieses Beschreiben von Beobachtungen, die dann hin zum wissenschaftlichen Symptom und zur abgesicherten Diagnose so lange verformt und mit pseudowissenschaftlichem Vokabular unterlegt werden, bis es sowieso niemand mehr versteht, ist einfach das Erniedrigendste, was einem Menschen widerfahren kann. Es ist diese Psychiatrie, die Glaubwürdigkeitsgutachten erstellt und die sich anmaßt, das Verhalten von Betroffenen zu bewerten – denn mehr kann sie nicht – und sie mit subjektiven Sichtweisen zu stigmatisieren.
Natürlich will Herr Prof. Fegert keine gesetzliche Meldepflicht. Mit dem Thema sexualisierte Gewalt stoßen wir an den Urgrund unserer Gesellschaft und den des Menschen. Wir alle sind sexuelle Wesen, denn sonst würden wir nicht leben. Wenn diese Sexualität aber pervertiert wird, wird eine Hauptversorgungsader unseres Lebens getroffen, und der Mensch kann kein „normales“ Leben mehr leben. Bei der Häufigkeit sexualisierter Gewalt, würde sich bei konkreten Vorgehensweisen ein Meer des Schreckens auftun, sowohl was die Taten betrifft, als auch bezogen auf deren Folgen. Das ist nicht gewollt und dies weniger, damit gewisse Kreise weiter ihre Ruhe haben, sondern weil die Häufigkeit dieser Straftaten ein gesellschaftlich kaum zu bewältigendes Problem darstellt. Das wiederum wissen gewisse Kreise, und so bedient man sich lieber des Täterschutzes und macht noch die ein oder andere Studie, die dann natürlich nicht dazu führen, dass Taten, wie z.B. die Meldepflicht, folgen. Vielmehr folgt die nächste Studie und die nächste und die nächste. Das schafft Zeit, viel Zeit.
Ich erinnere mich, dass das Thema sexualisierte Gewalt bereits Mitte der 80ger Jahre in Deutschland professionell thematisiert wurde. Ein englischer Professor, mir ist leider der Name entfallen, hielt erste Vorlesungen zu diesem Thema. So ist bereits viel Zeit vergangen, verlorene Zeit auf Kosten der Betroffenen. Ich befürchte, die Zeitschinderei geht weiter.
Dazu passt auch:
„Ambulanz geplant: Psychotherapie soll Vergewaltigungen verhindern“
„Nur wenige kommen zu uns freiwillig“
http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/neuro-psychiatrische_krankheiten/article/878791/ambulanz-geplant-psychotherapie-soll-vergewaltigungen-verhindern.html?sh=14&h=-1401010298
Kommentar:
Und weil so wenige freiwillig kommen, deshalb auch eine Ambulanz für „leidende“ Täter und das anonym und kostenlos. Hereinspaziert ihr Unfreiwilligen.
Opfer im Abseits – Die Gewalt des Schweigens: Amazon.de: Werner Raith: Bücher
Aus der Rezension:
„Jede Regierung sollte sich schämen, wie sie mit den Opfern umgeht und welche Hürden aufgebaut wurden und werden…Für jeden Täter hat auch die Presse mehr Platz auf ihren Titelseiten oder Minuten im TV, wen interessieren schon die Opfer??“
http://www.amazon.de/Opfer-Abseits-Die-Gewalt-Schweigens/dp/3927658146
… da mühen sich Frauenrechtlerinnen lange Jahrzehnte ab, beißen sich buchstäblich die Zähne aus am Kampf um Menschenrechte für sich selbst und ihre oder anderer Leute geschundene, geschändete Kinder – und sie wissen:
Die Kuh muss vom Eis!!
Ganze Horden von Männern aber schaffen es durch eigenes Verdrängen: Keine Meldepflicht!
ALLES BLEIBT WIE ES IMMER WAR. – Keine Meldepflicht???
Wie retten wir die Gesellschaft?
Würde ein Arzt wegen Falschaussage angeklagt werden, wenn er aufgrund der Aussagen von Opfern und deren psychischen Befinden, eine Straftat melden würde und das Opfer in der Gerichtsverhandlung den Täter aus Angst schützt und alles widerruft.
Es geht hier nicht um Kinderschutz. Es kann nur um Täterschutz gehen.
Wo bleibt der Aufschrei in den Medien?
Wen treibt eigentlich noch die Frage um: Wie retten wir die Kinder? Wie retten wir die Gesellschaft vor der Seuche von Kriminalität gegen Kinder?
Diese Frage hatten weit über 80% BürgerInnen bereits in den dimap-Umfragen von 2004 und 2014 beantwortet – sie stimmten in diesem Land eindeutig für die Abschaffung von Verjährungsfristen bei Seelenmord. Hätte dimap gleichzeitig auch zur Meldepflicht befragt, wäre die Zustimmung vermutlich ähnlich ausgefallen. Die Anzeigepflicht könnte per sofort das Wir-haben-eine-heile-Welt-Bild als Mär entlarven. Politiker WISSEN das, kennen die Fakten, tun aber nichts! Unsere Volksvertreter nehmen die Meinung des Volkes, des Souveräns schlicht nicht mehr zur Kenntnis?
Die Medien schweigen?
Vorsätzliche Verschleierung scheint politische Priorität zu haben, aus Angst. Aus den Familien heraus wird Machtmissbrauch sich immer mehr auch auf das außerfamiliäre Umfeld unserer Kinder ausgedehnen. Das riesige Ausmaß dieser Gewalt KANN auf diese Weise nur zunehmen!
Was sagen die Medien dazu?
Das Ulmer Kompetenzzentrum Kinderschutz erkennt nun, dass unsere „Versorgungsangebote nicht ausreichen“, „geht unter in Fällen“. Wie das?
Ein Kompetenzzentrum Kinderschutz kann keine konkreten Forderungen an die Politik stellen?
Es kann sich erst jetzt um einschlägige Forschungsergebnisse ausländischer Institute kümmern? – nach fünf Jahren?
Wieso geschieht nichts?
WESHALB greifen Medien unsere Fragen nicht auf?
Wen interessiert eigentlich, was uns der amerikanische Soziologe Prof. David Finkelhor seit mehr als 30 Jahren zur Epidemiologie des sexuellen Missbrauchs zu sagen hat???
Warum muss man Medien ‚zum Jagen tragen‘?