An vielen Stellen der derzeitigen Diskussionen um Pädophile und Prävention von sexuellen Gewaltübergriffen auf Kinder werden die schlüssigen Erkenntnisse der heutigen Trauma-Forschung konsequent ausgeklammert.

Von Beate Lindemann-Weyand

Das Geld, das in Projekte wie „kein Täter werden“ – oder die zwei Millionen Euro die in die Erforschung des Gehirns von Pädophilen gesteckt werden http://netzwerkb.org/2012/05/07/was-fuhrt-zu-padophilie/ – könnte man viel sinnvoller z.B. in Traumatherapien investieren und damit unter anderem auch zukünftige Täterschaft verhindern!

Man könnte sich schlicht und ergreifend der bereits vorhandenen Ergebnisse der Trauma- Forschung bedienen.

Früher meinte man- und entsetzlicherweise ist dieser Glaube durchaus noch gesellschaftlich präsent- dass das Kind an sich “böse” sei, ein Tyrann, der seine Eltern terrorisiert, und erst noch zu einem guten Menschen ”erzogen” werden müsste. Die verstorbene Alice Miller widmete sich auch dieser abstrusen Sicht in ihrer Arbeit. http://www.alice-miller.com/artikel_de.php?nid=23

Die Idee, dass z.B. Pädophile angeboren ist, oder durch irgendwelche “Hirn-Ungleichgewichte” entsteht, trifft meines Erachtens genau in diese überholte Kerbe von der „bösen Anlage“, und ist in meinen Augen unfassbar rückständig! Jeder, der die Existenz von psychischen Traumata nicht leugnet, kann auch nicht leugnen, dass diese sich folgenschwer im Gehirn abzeichnen, gerade das charakterisiert ja das Trauma, das sich in der kindlichen Prägezeit in das Kind einmeißelt! http://netzwerkb.org/2013/07/22/das-gehirn-zeigt-erlittenes/

Ganz klar, warum für Opfer sexueller Gewalt so wenig Traumatherapie zur Verfügung steht: die Politik glaubt nicht an die Traumatisierung! Würde sie an die psychische Traumatisierung als Folge von sexueller, körperlicher, seelischer, emotionaler Gewalt an einem Kind glauben, müsste sie sämtliche Traumata verleugnende Projekte zurückfahren (inklusive “kein Täter werden”). Es wird doch hier von völlig anderen Konzepten als von denen der Traumatisierung ausgegangen. Man weiß heutzutage, dass das Weitergeben von Gewalt nichts mit Veranlagung zu tun hat, sondern mit dem AUFWACHSEN!

Kinder, die nie erlernt haben, dass das was ihnen angetan wurde, ein schreiendes Unrecht ist, werden dieses Unrecht an ihnen nicht- oder nur durch helfende Vorbilder- erkennen können und werden auf die eine oder andere Art weitergeben was sie erfahren haben. Wer sich nicht in sich selbst einfühlen kann, weil niemand sich jemals in dieses Kind einfühlte und ihm half oder auf irgendeine Weise beistand, wer nicht fühlt, dass es schreckliches Unrecht war, was ihm angetan wurde, kann das auch nicht gegenüber anderen Kindern! Sie können kein Mitgefühl, keine Empathie empfinden!

Pädophilie als Krankheit darzustellen, die aus dem “Irgendwoher” kommt und “irgendwie” behandelt wird mit “irgendwelchen” Kontrollen, spült Geld in die Taschen der “kein Täter werden” Projekte.

In einem Artikel über einen Mann, der an einem der „kein Täter werden“ Projekte teilnahm, las ich „Es geht darum, herauszufinden, ob Jonas wirklich pädophil ist, also ob sein Interesse an Kindern sexuellen Ursprungs ist und nicht etwa eine Ausweichhandlung oder der Wunsch nach Machtausübung, was andere Störungen sind.“ Es gäbe da einen Unterschied in der Motivation zwischen Pädophilen und den anderen, denn „Pädophile verlieben sich in Kinder und suchen ihre Nähe.“ Weiter heißt es „aber einem anderen Menschen Schaden zuzufügen ist nicht das eigentliche Ziel.“ http://www.zeit.de/2012/44/Sexualitaet-Paedophilie-Therapie

Mir sträuben sich bei solchen Beschreibungen die Haare! LIEBE und VERLIEBTSEIN ist etwas, das mit sexueller Gewalt NICHTS zu tun hat. Das, was sogenannte Pädophile spüren sind Gedanken an Schädigung, denn es gibt keine nicht schädigende Verliebtheit zu einem Kind, sie ist per Se immer sexuelle Gewalt!

Ich frage mich: was wäre beispielsweise los, wenn man Therapeuten zukünftig haftbar machen würde für die Ergebnisse ihrer Behandlungen? Wie schnell wären wohl die derzeitigen Pädophilie-Projekte zu Ende?

Wie viele Jahre, wie viele Kinderleben, wie viele Seelenmorde muss es noch geben, bis Gesellschaft und Politik begreifen, bis die Wahrheit ans Licht kommt und diese Projekte und Forschungen endlich gestoppt werden!
Dem zuzuschauen ist eine Farce.

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