Die meisten Prostituierten arbeiten freiwillig? Für die Frauenrechtlerin Lea Ackermann ist diese These die „große Lüge der Frauenpolitik“. Ein Gespräch über einen merkwürdigen „runden Tisch“ in NRW.

Als Lea Ackermann erstmals las, wer da alles am „Runden Tisch Prostitution“ saß, glaubte sie, sich verlesen zu haben. Anschließend dachte sie an einen Druckfehler.

Und erst danach realisierte sie, dass es wirklich so war: Das Emanzipationsministerium in NRW hatte Bordellbetreiber, Prostituierte und Freier eingeladen, Empfehlungen für die künftige Prostitutionspolitik des Landes zu erarbeiten. Vier Jahre tagte der Runde Tisch (an dem auch Kommunalvertreter und Ministeriumsmitarbeiter saßen). Dann legte er seine Empfehlungen vor. Rot-Grün war angetan. Aber auch die CDU kritisierte den Bericht vergangene Woche nur punktuell und stimmte in vielen grundsätzlichen Fragen zu.

NRW plädiert nun also fast geschlossen dafür, Prostitution von jedem Imagemakel zu befreien und die Frauen für ein Leben in, nicht außerhalb der Prostitution zu stärken. Kurz: „Es soll keinen Grund mehr geben, seinen Körper nicht zu verkaufen“. Auf diesen Nenner bringt es Lea Ackermann, Vorsitzende der Frauenrechtsorganisation Solwodi. Und nur bei Frauenrechtlerinnen wie ihr gibt es noch grundsätzliche Kritik an diesem Kurs. Ein Gespräch mit dem außerparlamentarischen Widerstand.

Die Welt: Frau Ackermann, der runde Tisch war mutig, auch Freier und Bordellbetreiber einzuladen, oder?

Lea Ackermann: Das mag man so sehen. Der „Berufsverband für sexuelle und erotische Dienstleistungen“, also die Lobby der Bordellbetreiber, durfte bisher noch nirgendwo die Politik beraten. Auch dass Prostitutionskunden Rot-Grün empfehlen durften, wie man mit Prostitution umgehen soll, ist bemerkenswert. Allerdings bemerkenswert naiv – weil das nur zu einseitigen Ergebnissen führen konnte. Weiter lesen…

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