Kampf gegen Verjährung Norbert Denef, Chef des Opfervereins netzwerkB, das etwa 25 000 Unterstützer zählt

Aus Anlass der Reform des Sexualstrafrechts haben Opfer von Kindesmissbrauch Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) Wortbruch vorgeworfen. In einem Brief, der FOCUS vorliegt, schrieb Norbert Denef, der Chef des Opfervereins netzwerkB, an den Politiker: „Dieser Gesetzentwurf ist eine Farce“. Die Verjährungsfristen für sexuellen Missbrauch müssten „komplett aufgehoben werden, und zwar auch rückwirkend“.

Die Gesetzesnovelle, die am Donnerstag den Bundestag passieren soll, sieht lediglich eine Anhebung der Verjährungsfristen vor. Noch 2010 hatte Maas zum Thema Kindesmissbrauch erklärt, es dürfe nicht sein, „dass ein solches widerliches und grausames Verbrechen verjährt“.

Denef war 2005 als erstes Missbrauchsopfer von der katholischen Kirche entschädigt worden. In den 60er-Jahren hatten sich ein Priester und ein Organist im heutigen Bistum Magdeburg an ihm vergangen. Die Kirche zahlte Denef 25.000 Euro für die Taten des inzwischen verstorbenen Priesters.

Strafrechtlich waren beide Vorfälle verjährt, weil Denef sich erst nach Jahrzehnten in der Lage sah, Anzeige zu erstatten. Der 65-Jährige fordert die Einrichtung einer Wahrheitskommission, um auch verjährte Fälle von Missbrauch aufzuklären.

Quelle: FOCUS Nr. 46/14  10. November 2014