Über Geschmäcker lässt sich bekanntlich streiten. Ob der ARD-Film „Die Auserwählten“ das leistete, was er versprach, das lassen wir offen. Wir sind keine Filmkritiker.

Zu beklagen ist die anschließende Diskussionsrunde bei Anne Will. Die Vermischung von OSO, katholische Kirche und Feminismus leistete keinen erkennbaren Mehrwert und nicht einmal einen Unterhaltungswert.

Man verharrte bei Klischees und Bekanntem.

Die destruktive Dynamik einer totalen Institution im Typus der Odenwaldschule wurde durch die Bewunderung des freien Umgangs und der „Lichtgestalt“ verniedlicht. Im Talk wurde eine echte Chance vergeben, weil er zum Small Talk verkam.

Sicherlich wurde eine Sensibilisierung erreicht, die wäre aber mit einer Kampagne im Stil einer Antiraucher- oder Aidskampagne effizienter.

Die Aufarbeitung der Causa Odenwaldschule ist viel weiter fortgeschritten, als man bei der Talkrunde vernehmen konnte. Die Bedingungen auf Seiten von Organisation, Ideologie, fehlender Kontrolle und Personal sind viel besser bekannt, als man meinen will. Eine sorgfältige Lektüre der Publikationen von Oelkers und Miller zur Vorbereitung hätte den Machern der Sendung zu einem höheren Niveau und zu einem grösseren Tiefgang verholfen. Schade um die vertane Chance.

Weiterführende Information:

Reformpädagogik nach der Odenwaldschule – Wie weiter?

ARD-Film „Die Auserwählten“

Zwei Opfer wehren sich gegen “Die Auserwählten”

“So viel Kaltschnäuzigkeit hätte ich nicht erwartet”


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