Die Kirchensteuer auf Kapitalerträge wird künftig automatisch einbehalten. Unter Gläubigen löst das erheblichen Unmut aus – und bei den Kirchenaustritten zeichnet sich nach F.A.S.-Informationen im laufenden Jahr ein neuer Rekord ab.

Bei den Kirchenaustritten in Deutschland zeichnet sich nach einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (F.A.S.) im laufenden Jahr ein neuer Rekord ab. „Die Zahl der Kirchenaustritte liegt höher als im vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres“, erfuhr das Blatt aus Kreisen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Bei der Katholischen Kirche bestätigte ein Sprecher der Diözese Rottenburg-Stuttgart den Anstieg. „Nach menschlichem Ermessen wird die Gesamtzahl 2014 höher liegen als 2013“, sagte er.

Zurückgeführt wird die Zunahme darauf, dass künftig die Kirchensteuer auch auf Kapitalerträge direkt einbehalten wird. Zu diesem Zweck haben die Banken im ersten Halbjahr Mitteilungen verschickt, dass sie beim Bundeszentralamt für Steuern die Religionszugehörigkeit der Kunden abfragen. Das löste unter den Kirchenmitgliedern erheblichen Unmut aus. Die Kirchen hatten bei der Politik auf die Einzelabfrage gedrängt. „Wir hätten uns auch andere Verfahren vorstellen können“, heißt es aus dem Bundesfinanzministerium.

Erst vor zwei Wochen hatte die katholische Bischofskonferenz bekanntgegeben, dass sie aufgrund der Diskussion um den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst bereits im vorigen Jahr 179.000 Austritte zu verzeichnen hatte, fast so viele wie im Jahr 2010 wegen des Missbrauchsskandals. Sollten die Zahlen in diesem Jahr weiter ansteigen, wäre das bei der katholischen Kirche die größte Austrittswelle ihrer Geschichte.
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