Papst Franziskus (77) hat die „Mittäterschaft” der katholischen Kirche beim sexuellen Missbrauch durch Geistliche verurteilt. Die Verbrechen seien lange „verheimlicht und vertuscht worden, durch eine Mittäterschaft, die nicht zu erklären ist”, sagte der Pontifex am Montag nach seinem ersten Treffen mit Missbrauchsopfern im Vatikan.

Franziskus empfing zwei Deutsche sowie je zwei Briten und Iren in seiner Privatresidenz und feierte mit ihnen eine Messe.

Den Gottesdienst feierten Papst Franziskus und die Betroffenen in der kleinen Kapelle des vatikanischen Gästehauses Santa Marta. Danach kam der Papst mit den Missbrauchsopfern noch zu persönlichen Gesprächen zusammen, die jeweils etwa eine halbe Stunden dauerten. Die jeweils zwei Betroffenen pro Land wurden dabei von Familienangehörigen oder Personen ihres Vertrauens begleitet.

Der Papst entschuldigt sich

Der Papst bat um Vergebung für die Sünden einiger ranghoher Kirchenvertreter, die sich geweigert hätten, die „Anschuldigungen und Klagen der Opfer” wahrzunehmen.

Er entschuldigte sich für die „schweren Verbrechen” der Täter aus den Reihen der Kirche. Den Opfern seien „tiefe seelische Schmerzen” zugefügt worden. Manche hätten sogar einen geliebten Menschen durch Selbstmord verloren, sagte Franziskus. Ihr Tod sei eine schwere Last für „mein Gewissen und das der ganzen Kirche”.

Ende Mai hatte der Papst sexuellen Missbrauch durch Geistliche mit einer „schwarzen Messe” verglichen und scharf verurteilt. Dies sei ein schweres Problem, bei dem es für die katholische Kirche nur eine Null-Toleranz gebe, sagte Franziskus.

Die katholische Kirche wurde in den vergangenen Jahren durch zahlreiche Fälle sexuellen Missbrauchs weltweit nachhaltig erschüttert. Hunderte Geistliche wurden ihrer Priesterämter enthoben.

Franziskus‘ Vorgänger Benedikt XVI. hatte sich auf seinen Reisen mehrfach mit Missbrauchsopfern getroffen, nie aber Betroffene im Vatikan empfangen.

Kritik an der Kirche

Kritiker werfen der katholischen Kirche vor, die Täter oftmals geschützt zu haben. Zudem fordern sie den Vatikan auf, die Ermittlungen nicht länger im Verborgenen zu führen, sondern mit der staatlichen Justiz zusammenzuarbeiten.

„Die Aktion von Papst Franziskus ist ein weiteres Stück Symbolismus, nicht weiter als eine PR-Veranstaltung”, kritisierte das deutsche Netzwerk Betroffener von sexueller Gewalt. Der Papst schare lieber strenggläubige Missbrauchsopfer um sich und bete mit ihnen, anstatt die Betroffenen angemessen zu entschädigen, so der Vorsitzende des Netzwerkes, Norbert Denef. Eine Begegnung auf Augenhöhe sehe anders aus.
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