Papst Franziskus hat erstmals Opfer sexuellen Missbrauchs durch katholische Geistliche im Vatikan empfangen. Bei dem Treffen verurteilte er die Mittäterschaft der katholischen Kirche und bat die Opfer um Vergebung.

Die Verbrechen seien lange „verheimlicht und vertuscht worden, durch eine Mittäterschaft, die nicht zu erklären ist“, sagte das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche bei dem Treffen mit sechs Missbrauchsopfern im Vatikan. Er bitte um Vergebung für die Sünden einiger ranghoher Kirchenvertreter, die sich geweigert hätten, die „Anschuldigungen und Klagen der Opfer“ wahrzunehmen. Den Betroffenen seien „tiefe seelische Schmerzen“ zugefügt worden. Es gehöre zum Auftrag der Kirche, Minderjährige zu schützen, sagte der Papst. Daher sehe er eine Mitschuld der Kirche bei den Taten.

Papst Franziskus hatte zuerst gemeinsam mit je zwei Betroffenen aus Deutschland, Irland und Großbritannien in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses Santa Marta die Morgenmesse gefeiert. Anschließend führte er Einzelgespräche mit den männlichen und weiblichen Opfern. Die Begegnungen seien sehr intensiv gewesen, berichtete Vatikan-Sprecher Federico Lombardi.

Kritik von Betroffenen-Netzwerk

Der Papst hatte die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche wiederholt verurteilt und eine strengere Verfolgung der Taten angeordnet. Es dürfe hier „null Toleranz“ geben. Angekündigt hatte Franziskus ein erstes Treffen mit Betroffenen bereits im Mai. Damals bezeichnete der Papst den Missbrauch Schutzbedürftiger als „ein Sakrileg“ und vergleichbar mit einer „schwarzen Messe“.

Kritik an dem Treffen am Montag im Vatikan kam vom deutschen Netzwerk Betroffener von sexueller Gewalt. „Die Aktion von Papst Franziskus ist ein weiteres Stück Symbolismus, nicht weiter als eine PR-Veranstaltung“, so der Vorsitzende des Netzwerkes, Norbert Denef. Der Papst schare lieber strenggläubige Missbrauchsopfer um sich und bete mit ihnen, anstatt die Betroffenen angemessen zu entschädigen.
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