Meine Geschichte möchte ich ebenfalls beisteuern, um auf die Folgen sexuellen Missbrauchs aufmerksam zu machen:
Ich wurde mit 13 Jahren vom Freund einer Freundin in einen Keller gelockt und vergewaltigt. Typisch für Vergewaltigungsopfer gab ich mir selbst die Schuld, weil ich mitgegangen war.
Mit 17 wurde ich auf einer Party betrunken gemacht und die Situation wiederholte sich.
Verarbeitet habe ich das nie. Statt dessen habe ich begonnen, mich selbst zu zerstören. Mit 15 war ich magersüchtig und verbrachte ein halbes Jahr in einer Klinik. Noch heute denke ich, obwohl ich ein sehr glückliches Leben führe, man hätte mich damals sterben lassen sollen.
Die Magersucht habe ich gegen Bulimie eingetauscht, die ich erst mit 25 überwunden habe. Mit 17-18 Jahren habe ich mich geritzt und hatte ein ernsthaftes Alkoholproblem.
Als ich nach dem Studium meinen ersten Job als einzige Frau in einer Männerfirma bekommen habe, hatte ich monatelang Panik, einer der Kollegen könnte auf dumme Gedanken kommen. Spiele ich mit meinem Sohn auf dem Fußballplatz und eine Gruppe junger Männer kommt zum Training, gehen wir sofort, um kein Angriffsziel zu bieten … viele Alltagssituationen lösen bei mir einfach nur Angst aus. Diese Angst beeinflusst auch die nachfolgende Generation. Meinen beiden Kindern habe ich schon als Baby beigebracht: Du hast eine Scheide / einen Penis. Dort darf dich niemand anfassen.
Ich glaube nicht, dass ich ihnen jemals erlauben werde, außer Haus zu übernachten. Denn jedes 3. Mädchen und jeder 7. Junge werden Opfer, 90% der Täter kommen aus dem Umfeld der Kinder. Ich kann allen Eltern nur raten, wachsam zu sein und Vertrauen nicht leichtfertig zu verschenken, auch nicht innerhalb der eigenen Familie.

Butterblume