Erst in der vergangenen Wochen wurden in Indien zwei Mädchen missbraucht und getötet. Ein Regionalminister der Regierungspartei hat solche Verbrechen nun verharmlost: Vergewaltigungen hingen von Mann und Frau ab, sagte er.
Ein Regionalminister der indischen Regierungspartei hat die grassierende sexuelle Gewalt gegen Frauen in seinem Land drastisch verharmlost und sogar verteidigt. Vergewaltigung sei „ein soziales Verbrechen, das von Männern und Frauen abhängt“, sagte der Innenminister des Bundesstaats Madhya Pradesh, Babulal Gaur, vor Journalisten. „Manchmal ist es richtig, manchmal ist es falsch.“ Jedenfalls könne ermittlungstechnisch „nichts getan werden, solange es keine Anzeige gibt“
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Hier koennt Ihr Eure Stimme gegen brutalste, sehr weitverbreitete, kulturell offen geduldete sexualsierte Gewalt gegen Frauen und Maedchen in Indien erheben und helfen, Dinge zu veraendern: avaaz. org. (Internationales Petitions-Internetportal)
Avaaz hat eine Petition an den neu gewaehlten Ministerpraesident von Indien, Modi, die in seine Heimatstadt getragen werden soll.
Ministerpraesident Modi will grosse Summen in diese Stadt investieren, um Tourismus anzuziehen. Mit HIlfe der Petition soll die Stadt mit PLakaten zum oben beschriebenen Verbrechen und der allgemeinen sexualiserten Gewalt gegen Frauen und Maedchen, die in Indien zur Landschaft gehoert, ueberflutet werden, um so den Ministerpraesident, der diesem Thema bis jetzt keine Aufmerksamtkeit geschenkt hat, zu zwingen, diesem Thema mehr Aufmerksamkeit zu schenken und Systemaenderungen zum Schuzt der Frauen und Maedchen in die Wege zu leiten
avaaz.org > stop the rape epidemic (Vorsicht, moeglicher Trigger, ein schreckliches Bild)
Diese Petition wird anscheinend nicht auf der deutschen Version von avaaz gefuehrt. Wenn Ihr mitmachen wollt, muesst Ihr auf der deutschen avaaz Internetseite auf die Version „Englisch“ klicken
(links oben).
Eva Phoenix
….Anmerkung zu Eva Phönix…..
In einigen Eu Staaten fand schon 2013 ein Aufruf statt,eine Petition zu unterschreiben,
damit auch in Indien die Gewalt gegen Frauen ein Thema wird…
Die indischen Vergewaltigungen sind meiner Meinung nach nicht über Petitionen zu lösen.
Der neue Präsident Indiens wird in der deutschen Presse immer wieder als Hindunationalist bezeichnet. Warum dies so ist, ist mir klar geworden, als ich las, dass er einen großen Teil seiner Bildung im religiösen Bereich von einem indischen Guru genossen hat. So glaube ich, zu diesem Problem wird er nicht den kleinen Finger rühren. Soweit ich die Presse gelesen habe, hat er sich zu den Vergewaltigungen und zu anstehenden Lösungskonzepten nicht geäußert. http.//www.zeit.de/2014/22/narendra-modi-indien-hindunationalist
Bei der grausamen Ermordung der jungen Studentin im Dez. 2012 habe ich die Aussage einer indischen Soziologin gelesen, die die Dinge auf den Punkt bringt:
„Indiens Männergesellschaft ist das Problem.
Nicht fehlende Gesetze sind das Problem, sagt Sozialwissenschaftlerin Ranjana Kumari, sondern die fehlende Debatte über das versteinerte Denken in Indiens traditioneller Männer-Gesellschaft: “Solange wir nicht ehrlich über unsere Geisteshaltung diskutieren, werden Männer weiter glauben, dass sie das Recht haben, die weibliche Sexualität zu kontrollieren. Wenn wir nicht aufhören, die Opfer zu Tätern zu machen, werden wir noch viele Vergewaltigungen erleben.”
Die Kontrolle der weiblichen Sexualität, mit welchen Mitteln auch immer, ist bereits in den Upanishaden, ca. 400 v. Chr. verankert und 1000 Jahre später in den Tantras, den folgenden religiösen und philosophischen Schriften, fortgesetzt. Die amerikanische Historikerin Wendy Doninger hat sich 2009 sehr detailliert in ihrem Buch „The Hindus“ mit den Tantras und ihren misogynen, sexuellen Aspekten auseinandergesetzt. Im Februar 2014 hat Penguin India einem gerichtlichen Vergleich zugestimmt, das Buch nicht mehr zu vertreiben und den Rest einzustampfen.
Die „Neue Zürcher Zeitung“ schreibt am 19.02.2014 dazu:
„Sie sei von «christlichem missionarischem Geist» getrieben, gleichzeitig aber «hungrig nach Sex»; obendrein verfolge sie die «heimliche Agenda, die Hindus zu besudeln». Mit solchen Argumenten prügelt der indische Erziehungswissenschafter Dinanath Batra seit längerem auf die amerikanische Wissenschafterin Wendy Doniger ein: Sie hatte es 2009 gewagt, eine «alternative Geschichte» des Hinduismus vorzulegen, die Frauen und Kastenlose in die Darstellung einbezieht und für eine offene und historisch bewusste Lesart kanonischer Texte plädiert. Dem zornigen Rufer in der Wüste schlossen sich radikal-konservative hinduistische Gruppierungen an, und dieser Tage nun ging Penguin Books India endlich in die Knie: «The Hindus», so der Titel des inkriminierten Werks, soll nicht nur aus dem Verkauf gezogen, sondern gleich eingestampft werden.“
So geht die indische Männergesellschaft damit um, wenn jemand es wagt, an der frauenverachtenden und sexuell dominierte Historie, deren Ausläufer bis ins 21. Jahrhundert reichen, zu rütteln.
D.h., wir haben es mit einem seit Jahrtausenden tief verankertem, religiösem, patriarchalischem System zu tun. Die Frauenverachtung und ihre „Handhabung“ sind im kollektiven Unterbewusstsein und auch im Bewusstsein, daher die Aussage des Ministers, so eingeprägt, dass ich eine Abänderung dieses Grauens in weiter Ferne sehe.
„doch wie mischen sich Glaube und Macht, Weltanschsauung und Pragmatismus im Kopf von Narendra Modi, der für seine Feinde ein besessener Muslimhasser und für seine Freunde das Versprechen auf ein indisches Wirtschaftswunder ist?“ (zeit-online 22.05.2014)
Was für eine Frage. Der Glaube beinhaltet Macht, Weltanschauung und Pragmatismus zugleich. Alles ist in ihm vorhanden. In Indien geschieht nichts anderes, als in islamischen Ländern. Die religio soll das beherrschende Thema sein, dem der Rest untergeordnet ist.
Solange wir keine KLARE Trennung von Staat und Kirche haben und die Vernunft einsetzt, werden wir für die indischen Frauen nicht viel tun können.
Es wäre meiner Meinung nach ein ungemein großer, sehr aktiver Zusammenschluss von Frauen erforderlich, wollte man diese antiquierte Mauer aus religiöser Überzeugung niederreißen. Es geht nicht allein um den Straftatbestand der Vergewaltigung, es geht um ein kulturell/philosophisches Problem.
Übrigens, wie ich in diesen Tagen in einer Fernsehsendung gesehen habe, ist es auch in Deutschland so, dass es nicht ausreicht, wenn eine Frau einfach nur „nein“ sagt. Laut § 177 STGB muss immer eine Gefahr für Leib und Leben bestehen. Laut der Sendung will unser Justizminister diesen Paragraphen auch nicht verändern.
Das Problem lässt sich mit Petitionen allein sicher nicht lösen – in Indien geht es um 1 Milliarde Menschen, die sich aus solchen Traditionen noch nicht befreien konnten. Deshalb empfiehlt es sich dies https://secure.avaaz.org/de/womanifesto_modi_loc/?tsUGdbb – dennoch zu unterschreiben und weiter zu reichen. Es fehlt an Transparenz. Dort mehr noch als hier bei uns.
Allein schaffen Frauen die notwendige Öffentlichkeit für die Gewohnheits-Verbrechen narzisstischer Machos kaum. Es braucht immer auch die Einsicht der Männer in ihre unwürdige Unterwerfungspolitik, die die Frauen vernichtet.
Das Problem ist eine Art „systemischer Narzissmus“, den alle Religionen für ihre zumeist männerbündischen Fundis einsetzen, die ‚Krieg spielen‘ gegen Frauen und Kinder – hier wie dort!
Bisher ließ sich damit männliche Macht manifestieren. Weltweit.
Transparenz befreit, klärt, lässt Licht ein in die finsteren Ecken.
@ Hildegard
grundsätzlich stimme ich Ihnen zu. Etwas zu tun ist besser, als gar nichts zu tun.
Vielleicht bin ich zu pessimistisch, aber gerade im Zusammenhang mit dem Thema Indien komme ich mehr und mehr zu dem Schluss, dass die Welt auf ein neues massives Patriarchat zusteuert. Dieses Problem angehen, von lösen sind wir weit entfernt, können nur die Frauen. Ich gehe sogar soweit, die Hypothese aufzustellen, dass ein Genozid bereits im Gange ist. Liest sich vielleicht furchtbar und total übertrieben. Aber die Frauen müssen wach und aktiv werden, die so negativ gepolten Männer werden nicht einen Zentimeter ihrer Macht aufgeben. In Indien formieren sich langsam mehr und mehr Frauenrechtsorganisationen, die auf’s Land gehen und Frauen schulen. Ein mühsamer, aber konkreter und richtiger Weg.
Ich möchte noch meine Hypothese des Genozids insoweit begründen, als ich das Buch „Das Verschwinden der Frauen“ von der jungen Journalistin Mara Hvistendahl gelesen habe. Im Grunde hatte ich es gekauft, da ich mich mit dem Eliminieren von Frauen in östlichen Sekten beschäftigt hatte. Darüber bin ich dann darauf gestoßen, dass es darüber hinaus eine Genderfrage ist, auf die wir rasant zulaufen und die laut Hvistendahl bereits an der Adria angekommen ist.
Das normale Geschlechterverhältnis auf der Welt beträgt 100 weibliche Geburten auf 105 männliche. Im asiatischen Raum haben wir heute bereits ein Verhältnis von 100 Mädchen auf ca. 176 Jungen, je nach Region divergieren die Zahlen natürlich.
Ich möchte gerne Anne-Marie Slaughter, Professor of Politics and International Affairs an der Princton University zietieren, die einen kurzen Kommentar zu diesem Buch geschrieben hat.
„Mara Hvistendahl ist eine großartige Autorin: witzig, fesselnd und scharfsinnig. Doch was sie zu sagen hat, ist extrem irritierend…….Diese Entwicklung wird, zumindest für die kommenden Dekaden, nicht nur dafür sorgen, dass es überall weniger Kinder gibt, sondern auch dafür, dass es weniger Mädchen gibt. Zukünftig bedeutet das für viele Teile der Welt, von Indien über China, Aserbeidschan bis nach Albanien eine steigende Wahrscheinlichkeit von Frauenkauf, Frauenhandel, Vergewaltigung und eine steigende Anzahl von frustierten Männern. Denn je mehr Möglichkeiten die Menschen haben, das Geschlecht ihrer Kinder zu bestimmen, desto schneller wird die Zahl der Frauen in der Welt sinken.“
Eine proportional größerer männlicher Anteil einer Gesellschaft, zeichnet sich durch höhere Aggressivität aus und muss um Frauen „kämpfen“, mit welchen Mitteln auch immer…..
Marlis, in der Tat macht das nicht nur pessimistisch – es macht Angst vor dem, was wir täglich im Radio (mehr noch als im TV) wahrnehmen können (…)
Und TUN können Frauen auch in unserer Kultur nur das, was Machos unserer heutigen Gesellschaft zulassen und nicht blockieren. Macht haben Männer nicht nur bewusst aus einer fernen Tradition übernommen. Macht ist gegen besseres Wissen verinnerlicht vom Väter-, Großväter-, Urgroßväter-Verhalten. Ist in ihnen drin. ‚Muss‘ aus ihnen raus. Geschieht einfach so, gewollt oder ungewollt.
Mütter mögen ihre kleinen Söhne noch so bewusst gewaltbefreit erzogen haben – es kommt durch, dieses verinnerlichte Patriarchat.
Allerdings halte ich die erhöhte Aggressivität bei den jungen Frauen für mindestens so bedenklich – auch so ein Teil der erwähnten systemimmanenten ‚Maroditis‘ aller politisch vernachlässigten Bereiche 🙁
Aber nach meiner Überzeugung müssen dennoch die Frauen mit den Männern zusammen wach bleiben und gemeinsam aktiv werden gegen die sich abzeichnenden Bedrohungen – weltweit!!