Die Kinderpsychologin Alice Miller setzte sich zeitlebens für geschlagene Kinder ein, schützte ihren Sohn aber nicht vor dem gewalttätigen Vater. Dennoch will Martin Miller mit seiner Mutter nicht abrechnen. Weiter lesen…
Die Kinderpsychologin Alice Miller setzte sich zeitlebens für geschlagene Kinder ein, schützte ihren Sohn aber nicht vor dem gewalttätigen Vater. Dennoch will Martin Miller mit seiner Mutter nicht abrechnen. Weiter lesen…
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Ich habe das Buch in einer Buchhandlung von links nach quer durchgelesen und fand es nicht stringent, was Martin Miller schreibt. Einerseits stellt er eine völlig andere Realität im Hause Miller dar, mit der sich seine Mutter also nie auseinandersetzte und hat also ein Bedürfnis, dies dem Publikum kundzutun, andererseits stellt er lapidar die Aussage daneben, dass das geistige Werk seiner Mutter davon unberührt bleiben solle. Passt nicht.
Auch Betroffene- mich eingeschlossen- sind keine perfekten Menschen und Eltern, im Gegenteil, es ist harte oft sehr sehr lange Arbeit nötig um die Kreisläufe der Gewalt zu unterbrechen und alte in der Kindheit gesetzte Programme zu unterbrechen. Gerade Alice Millers Lebensgeschichte und ihre Arbeit, machen sie glaubwürdig. Sie hat in den Werken, die ich von ihr gelesen habe, nie behauptet dass sie keine Probleme als Mutter hatte- ich denke, gerade ihre Probleme und Wiederholungen werden sie angestachelt haben, sich damit zu befassen und Wege da heraus zu finden. So wichtig! es gibt sehr wenig Literatur für Eltern, die aus ihren in der Kindheit erworbenen Traumata und Folgen, die sie auf ihre Kinder übertragen, herauswollen. Dabei ist das ja eines DER zentral wichtigsten Anliegen. Eltern, die in der Kindheit traumatisiert wurden, brauchen Hilfe, aber nicht von einer Warte aus, die für unverletzte Menschen geschrieben wurde, oder nur an der Oberfläche kratzt, denn das löst nichts auf. Der Sohn von Alice Miller hat jedes Recht, sich mit seiner Mutter auseinanderzusetzen und gerade das ist ja das Wichtige, dass man sich auch von dem „Monument“ der Elternfigur, auch einer Alice Miller, löst. Es wäre reichlich schwarz-weiss, zu glauben, dass Alice Miller nicht auch Probleme hatte! Es gibt keine heiligen Menschen, egal wer. Wenn man sich von diesem Glauben mal gelöst hat, wird es auch einfacher, denn man stellt diese hohen und unerfüllbaren Erwartungen nicht mehr an sich selbst, und kann beginnen, reale, umsetzbare Ziele zu erreichen. Ich hoffe, es kommt noch sehr viel brauchbare Literatur für Eltern, die traumatisiert sind, und für deren belasteten Kinder! Man kann wirklich froh sein über die Werke dieser Frau, die so viel Hilfreiches öffnen, das man individuell für sich übersetzen und hilfreich anwenden kann um aus den Kreisläufen herauszugehen! Und für diesen Sohn, dessen eigene Auseinandersetzung ein weiterer wichtiger Schritt ist!
Es lohnt sich, dieses Buch ganz zu lesen, denn dabei wird klar, welche unverarbeiteten (Kriegs)Traumata Alice Miller mit sich herumgeschleppt hat. Ihr Werk erscheint dann in einem ganz anderen Licht.
Und sie selbst ist der beste Beweis dafür, daß man unbewußt sooooo viel an die nächste Generation weitergibt, auch wenn man sich schon vieles klar gemacht hat.
Und trotzdem fand ich es sehr schockierend zu lesen, wie sie ihren erwachsenen Sohn manipuliert und unterdrückt hat.
Nobody’s perfect. Warum sollte es also ausgerechnet Alice Miller sein?
Nur weil sie Alice Miller heißt, die Bücher veröffentlicht hat und selbst traumatisiert war, würde ich sie nicht auf Teufel komm raus verteidigen. Sie war ein erwachsener Mensch und hat ihren Sohn z.B. hinterrücks in seiner eigenen Therapie mittels des Therapeuten manipuliert. Und weggesehen, wie er von seinem Vater halb tot geschlagen wurde. Das ist nicht zu entschuldigen! In ihren Büchern prangert sie solches Verhalten selber auf Schärfste an.
Im Übrigen hat sie sehr wohl von sich schriftlich behauptet, ihre Traumata z.B. mittels ihrer Zeichnungen aufgearbeitet zu haben. De facto hat sie weder dies getan noch ist sie mit ihrem Sohn in eine Auseinandersetzung über ihr eigenes Versagen ihm gegenüber gegangen. Das stellt schon eine enorme Diskrepanz zu dem dar, womit sie in ihren Werken hart ins Gericht geht. Auch als schwer Traumatisierte hätte sie es wenigstens versuchen können.
Deshalb, und gerade weil sie Gegenteiliges über ihren eigenen Aufarbeitungsprozess behauptete, fürchte ich schon, dass man ihre Theorie und Praxis nicht einfach so nebeneinander stehen lassen kann, wie ihr Sohn das so einfach hinschreibt. Künftig wird bei ihrer Beurteilung wohl auch die Dimension eine Rolle spielen, dass sie eben nicht bei sich selber angefangen hat, sondern die Theorie Theorie sein ließ. Leider. Ich finde das sehr traurig.
Großen Dank für diesen so hilfreichen Buch-Tipp – eine weiterführende Auseinandersetzung und befreiende Klärung einer vorbelasteten Kind-Mutter-Beziehung, bei der man viel abgleichen und lernen kann – mutmachend und Wege weisend