In der Protzbau-Affäre von Limburg zeigt sich: Der Bischof ist nicht der einzige Geldverschwender. Der Generalvikar, enger Vertrauter von Tebartz-van Elst, war federführend. Franz Kaspar ist schon länger umstritten. Auch die Flugaffäre des Bischofs und ein Missbrauchsskandal lassen ihn schlecht dastehen….

…Im Schoß der Limburger Sünde

Noch viel schwerer aber wiegt ein anderer Vorwurf: Missbrauchsopfer werfen dem Generalvikar mangelnde Aufklärung im Fall des verstorbenen Leiters des St. Vincenzstiftes bei Rüdesheim, Rudolf Müller, vor. Müller leitete das Stift bis 1970. Nach heutigen Erkenntnissen hat er Heimkinder und Angestellte schwer missbraucht.

In einer im September vorgestellten Studie der Ruhr-Universität Bochum heißt es: „Direktor Müller nutzte das Abhängigkeitsverhältnis der Bewohner ihm gegenüber wie auch seine herausgehobene Position als Geistlicher und Direktor über einen längeren Zeitraum zum sexuellen Missbrauch.“

55 Frauen und Männer sollen sich allein wegen sexueller Übergriffe im St. Vincenzstift in Aulhausen und der benachbarten Jugendhilfe Marienhausen gemeldet haben. Mit anderen Delikten seien es weit über 90 Opfer. Nach dem Freitod Müllers 1970 übernahm der heutige Generalvikar Kaspar bis 2006 die Leitung des Stifts.

Das Buch „Prügel vom lieben Gott“ von Alexander Homes über die Misshandlungen in Alhausen versuchte der Geistliche 1981 juristisch zu verhindern, wie der „Spiegel“ berichtete. Der Autor musste laut Beschluss darauf hinweisen, dass es sich nicht um eine Dokumentation handele, sondern literarisch verfremdet wurde. Kaspar zeigte Homes zudem wegen der Vorwürfe an. Zum Entsetzen der Opfer ließ der heutige Generalvikar 2006 sogar ein neues Wohnhaus im Stift in „Rudolf-Müller-Haus“ benennen.
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