Von Cordula Eubel/Sarah Kramer

Organisation will klären, inwiefern sie von Pädophilen instrumentalisiert wurde.

Berlin – Der Bundesvorstand von Pro Familia will Verbandspublikationen aus den 80er und 90er Jahren umfassend auf pädophilenfreundliche Inhalte überprüfen. Es solle untersucht werden, „ob und inwieweit damals Pädosexuelle die Publikationen oder Verbandsstrukturen von Pro Familia dazu benutzt haben, um ihre Ansichten zu verbreiten und dafür zu werben“, heißt es in einer Erklärung vom Freitag. Eine ausführliche Bewertung und Stellungnahme dazu sei in Bearbeitung.

Die Organisation reagierte damit auf Recherchen des Tagesspiegels. Diese hatten ergeben, dass in der Vereinszeitung „Pro Familia Magazin“ mehrfach Autoren zu Wort gekommen waren, die Sex zwischen Erwachsenen und Kindern rechtfertigten.

Wissenschaftler wie der Soziologe Rüdiger Lautmann argumentierten damals, warum es aus ihrer Sicht einen Unterschied zwischen Kindesmissbrauch und gewaltlosem einvernehmlichen Sex mit Minderjährigen gebe.

Obwohl sich Pro Familia nach eigenen Angaben 1998 vom Sex mit Kindern distanziert hat, durfte Lautmann auch in Heft 2/2013 noch im „Pro Familia Magazin“ als Autor in Erscheinung treten. Im Beitrag „Sexualforschung kann die Wirklichkeit verändern“ bezeichnet er die Aufregung über sexuell getönte Ereignisse in der Bevölkerung und die Berichte der Medien darüber als „Moralpaniken“ – und nennt die Sexualforschung als Ausweg.

Die Vorsitzende des Bundesverbands von Pro Familia in Frankfurt am Main, Daphne Hahn, betonte, sie nehme die Vorwürfe „sehr ernst“. Unabhängig vom Ergebnis der Prüfung stellte sie klar: „Pädosexualität ist Machtmissbrauch und Gewalt an Kindern.“ Sie führe zu „gravierenden Verletzungen und unendlichem Leid“ bei den Opfern. „Mit Entschiedenheit lehnen wir eine Verharmlosung oder Relativierung der Folgen von Pädosexualität ab, welche die Betroffenen erleiden müssen“, erklärte Hahn. In den damaligen Ausgaben des Magazins hätten Autoren Gewalt in der Sexualität, Therapie, Prävention und sexualwissenschaftliche Erkenntnisse diskutiert, heißt es in der Stellungnahme.

Darüber hinaus seien „opinion leaders“ (Meinungsführer) zu Wort gekommen, die stark divergierende Positionen eingenommen hätten. Diese seien Ausdruck der damals in der Gesellschaft herrschenden Diskussionen um die „sexuelle Befreiung“ gewesen. „Einzelne Autoren vertraten ohne Zweifel Positionen, die aus heutiger Sicht völlig unvertretbar sowie verharmlosend sind und die Verletzungen der Opfer ignorieren“, sagte Hahn. Sie betonte, die Schutzrechte von Kindern in der Sexualität seien nicht verhandelbar. „Wir werden entschieden prüfen, ob es blinde Flecken gegeben hat, wie es uns aktuell vorgeworfen wird“, sagte sie. Weiter lesen…

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