Gespräch mit Volker Beck, Parlamentarischer Geschäftsführer der Grünen
Radio Bremen: Sie selber sind ja von der Opfer-Organisation netzwerkB der Verharmlosung von Pädophilie bezichtigt worden. Sie haben noch 1988 in einem Aufsatz für Straffreiheit in bestimmten Fällen plädiert. Wie muss man sich das denn damals vorstellen, was hat Sie denn damals geritten, das zu schreiben?
Volker Beck: Wir hatten damals eine Diskussion sowohl in den Sexualwissenschaften als auch in der Krimilogie, es gab eine große Opferstudie des Bundeskriminalamtes von 1983, die behauptet hat, man könne unterscheiden zwischen sexuellem Missbrauch von Kindern und einvernehmlichen sexuellen Handlungen, die gewaltlos sind.
Das war ein großer Irrtum, das war ein Fehler, den bereue ich auch und dafür entschuldige ich mich auch bei allen, die ich damit verletzt habe. Das war aber damals der Stand der wissenschaftlichen Diskussion. Und es ist schon interessant, dass das Bundeskriminalamt diese Studie 1986 nochmal unverändert wieder aufgelegt hat und erst in den letzten Wochen von ihrem Server runtergenommen hat.
Und dieser Volker Beck hat sich erst geoutet als Homosexueller, als er als Mitglied desDeutschen Bundestages Immunität geniesst.
Und er findet es interessant, wenn er auf eine Studie vom BKA hinweist. So rechtfertigen die Grünen ihre Aufarbeitung, indem sie mit dem Finger auf andere Zeigen.
Als ich ihn in Mönchengladbach auf einer kleinen/klitzekleinen Wahlveranstaltung auf die Pädophilie-Debatte angesprochen hatte, wurde er leichenblass, zuvor grinste er noch professionell in meine Handy-Kamera.
Nun müssen wir natürlich der fairneßhalber auch auf die Jungliberalen und auch in der SPD bzw. in den anderen Parteien, den Finger auf die Wunde lagen. Ich glaube wenn vom Prof. Weber die Studie komplett vorliegt, wird es noch einiges für uns zu verdauen geben. Dann kann man nur hoffen, das dann einige Personen nach dem 22.09.2013 nicht mehr dem Bundestag angehören.
Gespannt bin auch auf die Studie v. Prof. Pfeiffer aus Hannover, was da noch ans tageslicht kommen wird.
Vorsichtshalber habe ich gestern per mail und per Post an Papst Franziskus I. geschrieben. So wie im Fall des Limburger Bischofs, müssen mehr Visitatoren auch in andere Bistümer und deren Archive tätig werden.
Wie wir aber resümieren können, lohnt es sich weder für die Kirche noch für die Parteien u.a. Personen nicht, halbherzig und mit leeren Versprechungen und Sprechblasen zu verharmlosen, zu vertuschen oder zu verdrängen. Früher oder später offenbart sich die testamentarische Offenbahrung. Ein ganz aktueller Fall wird gerade im Bistum Aachen wieder Tagesthema, welches sich bis nach Südafrika zieht.
Also – habe ich das richtig verstanden? Es gab in den 70er Jahre einige Mitglieder der Grünen, die sowas gefordert haben. Und es gab in den 80er Jahren einen Parteibeschluss der Grünen, mit der sich die Grünen als Gesamtpartei klar davon distanziert haben? Der basierte auf einer gesellschaftlich breiten Diskussion über das Thema, was nicht nur die Grünen umfasste? Und das Ergebnis dieser Diskussion war dann der Beschluss, bei sowas nicht mitzumachen?