Ein Gastbeitrag von Julia von Weiler
Der Aufklärer des grünen Missbrauchs, Professor Franz Walter, kann die Opfer der grünen Ideologie nicht anhören. Es braucht jetzt einen offenen Aufruf an mögliche Opfer – und eine fachliche psychologische Betreuung durch die Hotline des Unabhängigen Beauftragten.
Professor Franz Walter und sein Team tragen vieles zu Tage. Von den Grünen beauftragt, pädophile bzw. pädokriminelle Strömungen in der Partei zu erforschen, stößt Walter auf immer neue missbräuchliche Strukturen der 1970er und -80er Jahre. In den Reihen der Grünen, aber auch bei anderen: Der FDP und aktuell dem Kinderschutzbund.
Was bei der Aufklärung durch Professor Walter allerdings deutlich zu kurz kommt, ist die Anhörung möglicher Opfer. Walter betont immer wieder, sich Opfern zuwenden zu wollen, allerdings gibt es bis heute immer noch keinen Aufruf an Betroffene, sich zu melden und ihr Schweigen zu brechen.
Der unabhängige Beauftragte Johannes-Wilhelm Rörig betont, dass es eine Aufklärung ohne Einbeziehung der Opfer nicht geben kann. Aber Walters Institut wäre fachlich gar nicht kompetent, um Traumatisierte anzuhören. Es wird also Zeit, dass sich der Beauftragte mit seiner Kompetenz einmischt.
Daher müssen die Grünen und der Unabhängige Beauftragte Rörig, einen Aufruf an mögliche Opfer starten.
Hintergrund: Warum ist dieser Aufruf gerade bei den Grünen so wichtig?
Immer dann, wenn es um Missbrauch in den eigenen Reihen geht, schließen sie sich. Egal wie vermeintlich konservativ oder gar aufgeklärt die betroffenen Institutionen sind: Es wird gemauert, geleugnet und vertuscht. Der Mechanismus ist immer derselbe.
Was wir bei den Grünen beobachten, ist dass sie die Technik der Vertuschung besonders gut beherrschen. Führende Parteimitglieder bringen die Opfer der grünen Ideologie weiter zum Schweigen. Im Focus erklärte Marieluise Beck, wie man das mit dem Missbrauch vor und nach 1968 zu verstehen habe: Missbrauch habe es schon immer gegeben – nur sei er früher schlimmer gewesen: „die Opfer blieben allein mit ihrer Scham und den Schuldgefühlen.“ Opfer sexuellen Missbrauchs vor 1968 hätten diesen also sittsam ertragen müssen, sagt Beck (Focus 26.8.13).
Heute hingegen seien wir weiter, meint Frau Beck. „Der Unterschied zwischen den Tätern und den Opfern ist inzwischen ganz klar.“
Doch leider ist bei Frau Beck überhaupt nichts klar. Sie insinuiert, Missbrauch in einer libertären und aufgeklärten Gesellschaft sei irgendwie weniger schlimm – weil er die Opfer a) nicht mehr allein lasse und b) öffentlich diskutiert werden könne.
Kein Entkommen
Aber es ist ganz anders, als Marieluise Beck denkt. Gerade die Öffentlichkeit der grünen Missbrauchs-Propaganda war und ist das Problem. An wen sollte ein missbrauchtes Kind sich wenden, wenn jemand wie Daniel Cohn-Bendit öffentlich vom fantastischen Sex einer Fünfjährigen schwärmte? Wenn grüne Gruppierungen laut die Abschaffung des Paragraphen 176 StGB forderten? Wer hörte zu? Wer wandte sich gegen die verkündete Hauptströmung? Und an wen sollen sich Betroffene heute wenden, wenn die Führungskräfte der Grünen immer wieder betonen, dass es bei den Grünen weder Täter und noch Opfer gebe?
In Wahrheit haben die 1968er den Druck verdreht – und dabei erhöht. Aus dem Schweigemantel der Prüderie wurde der allgegenwärtige Druck der sexuellen Befreiung aufs Kind: ‚alle wollen immer Sex mit allen – auch mit uns.’
So wurden Kinder in den berühmten 68er oder grünen Kommunen quasi öffentlich gezwungen, Übergriffe und Missbrauch zu erdulden. Es gab Protokolle von sexueller Gewalt an Kindern, die in politischen Zeitschriften abgedruckt und bestaunt wurden (Kursbuch 17). Die Kinder konnten sich hinterher auch nicht darüber beschweren.
Für die Kinder mancher Grüner und 68er war die große befreite Offenheit in Wahrheit ein geschlossenes repressives System.
Im übrigen gab es damals durchaus mutige Frauen, die sehr genau erkannten: „Es ist falsch, die Pädos zu dulden und sogar ihre Formeln aufzugreifen, wir müssen die Kinder schützen!“ Nur standen sie damals in keinem guten Ruf bei den entstehenden Grünen. Sie wurden öffentlich beschimpft.
Sie wollen es heute immer noch nicht wissen
Selbst heute gilt, nirgends ist es schwerer als bei den Grünen, über Betroffene zu reden. Sie laden die Opfer nicht ein, zu sprechen, sie laden sie geradezu aus:
Auf ihrer Wahlkampftour durch Bayern erklärte Fraktionschefin Renate Künast, „wir sind nicht der Ort der Täter“. In den 1980er habe man sich bei den Grünen eben offen mit Sexualität auseinandergesetzt (süddeutsche.de, 5.9.13).
Im März 2010 hatte Künast gegenüber Spiegel Online noch die Regierung kritisiert: sie „mache sich zu viele Gedanken um Institutionen, statt die Opfer in den Mittelpunkt zu stellen.” Künast forderte es solle „eine unabhängige Kommission beim Deutschen Bundestag eingerichtet werden, die die Missbrauchsfälle in einem Bericht aufarbeitet“ (24.03.2010).
Wer also ruft Betroffene endlich dazu auf, sich zu melden?
Die Grünen?
Professor Walter und sein Team – der das irgendwie tut, aber nicht explizit?
Der Kinderschutzbund, der die Meldungen zur Unterwanderung durch Pädophile heute ernst nehmen und untersuchen will – obwohl er sie seit 1993 aus der Zeitung hätte kennen können?
Oder der unabhängige Beauftrage für Fragen sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig, der über eine telefonische Anlaufstelle verfügt, aber dessen Amtszeit mit dieser Legislatur endet?
Macht-Missbrauch
Damals wollte man an die Macht – und nahm Kollateralschäden in Kauf. Das gilt bedauerlicherweise auch heute. Kurz vor der Bundestagswahl scheint es wichtiger, das Thema zu befrieden, statt aufzuräumen.
Es wird Zeit umzudenken und zu begreifen, dass die missbrauchten Kinder von damals wahlberechtigte Bürgerinnen und Bürger von heute sind. Und es gilt zu begreifen, dass auch heute täglich 33 Fälle sexuellen Missbrauchs zur Anzeige bei der Polizei gebracht werden. Vom Dunkelfeld ganz zu schweigen.
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Sehr gut!
Wenn man mal nachdenkt müßten es zigtausende Opfer sein…
ja, auch hier nochmal: ich hab es bei den grünen feministischen frauen in fb thematisiert und wurde neben wenigen beipflichterinnen beschwichtigt und sogar beleidigt („wer das nicht blickt…“). als ich mich dagegen verwehrte, schrieb ein langjähriges parteimitglied „lecken Sie mich am arsch, frau k…“ mit vollem namen. „damit Sie sich jetzt zu recht beleidigt fühlen können“ smiley. sie glaubte mir nicht, dass ich langjährige grünen-wählerin war und nun solche fragen stellte und wünsche formulierte. – ich war sprachlos. und doch auch verletzt, muss ich sagen. ich beschwerte mich bei einer anderen – die sich stellvertretend entschuldigte. aber nach 2 stunden war der beitrag verschwunden – ohne entschuldigung. – diese erfahrung (vor einigen wenigen Wochen) unterstreicht diesen artikel. und eine wählerin weniger bei den grünen. ich bin sehr enttäuscht und erschreckt. begreifen nur betroffene diese mechanismen als „auf der hand liegend“?
Ehrlich gesagt mir kommt grade der Kaffee hoch wenn ich sowas lese. Da frage ich mich ganz ehrlich warum solche Partein bei uns immer noch hoch im Kurs stehen und gewählt werden. Laut Forsa beegt die CDU zur Zeit Platz 1 mit etwar 40 Prozent dann kommt die SPD die FDP und die Grünen. Fällt Ihnen etwas auf ? Durch unsere Wahrl fördern wi Parteien die sich klar zum Sexuellen Missbraucht aussprechen und diesem gut heißen. Müssen wir nicht langsam umdenken und uns wirklich Gedanken machen wen wir da am 22.September wirklich wählen ?
Guter Artikel.
Der Aufruf wird imo wohl nicht von den Grünen kommen – deshalb empfiehlt sich für die hier vlt. mitlesenden Opfer eine Kontaktaufnahme unabhängiger Art, solange sie noch existiert:
Die Telefonische Anlaufstelle des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs
Telefonnummer: 0800-22 55 530 (kostenfrei)
Sprechzeiten:
montags: 08.00 Uhr bis 14.00 Uhr
dienstags, mittwochs, freitags: 16.00 Uhr bis 22.00 Uhr
sonntags: 14.00 Uhr bis 20.00 Uhr
Der Aufruf sollte nicht nur Opfer der GRÜNEN-Szene ansprechen sondern generell Opfer der linksliberalen Szene (auch humanistische Szene, APO-Umfeld, Friedensbewegung, Anti-AKW-Bewegung, evangelisch-reformpädagogische Szene, kommunistische Szene, esoterische Szene, …)
http://www.katholikenkreis.de/
Vertuschung von Pädosex-Propaganda hat einen Namen: Die Grünen (29.08.2013)
Vielleicht interessant
Die Ursache für die sexualisierte Gewalt innerhalb der 68er-Bewegung sehe ich nicht in dem Bestreben nach einem neuen Umgang mit Sexualität, sondern in der verschwiegenen und nicht aufgearbeiteten sexualisierten Gewalt, die viele 68er als Kinder in ihren Familien und auch in Heimen erlebt haben. Sie hat einen wesentlichen Anteil daran, daß sich Menschen sexuell unfrei fühlen, die Tabus der Kirche verstärken das, sind aber nicht die Ursache.
Die sexualisierte Gewalt konnte sich also durch Tabuisierung „weitervererben“, bekam nur ein neues Gewand und hieß fortan „sexuelle Befreiung“.
Insofern ist es auch falsch, wenn Christen jetzt von GRÜNER „Unmoral“ sprechen. Die „Unmoral“ gabe es vorher bereits.
@ Anna M.
Kann Ihnen in Ihrer Einschätzung nur zustimmen – es kommen aber leider noch mehr Faktoren hinzu…
M.E. aber führt der verlinkte Artikel der FFM-Katholiken ob seiner Bigotterie ad nauseam.Über Tausend von „Kirche von unten“ aufgeführte Täter (und noch wesentlich mehr im Dunkelfeld) und zigtausende Opfer werden zu „wenigen vergangenen Missbräuche im kirchlichen Bereich“. Und gloria.tv oder kath.net toben sich fleissig in Attacken aus.
Das rechte, rechtspopulistische , konservative und bürgerliche Milieu hat sich also aus dem Brennpunkt der Aufklärung sexuellen Missbrauches verabschiedet, um Eigeninteressen per Moralwahlkampf zu festigen?
Wir als Überlebende werden davon gar nichts haben.
@ Prospero
Die Scheinheiligkeit zum Erbrechen ist mir auch aufgefallen, wenn man auf der Seite andere Artikel liest.
Interessant finde ich die Satirezeitschrift
„Erbrechet“ in diesem Zusammenhang.
http://www.svhelden.info/erbrechet/
@Eva schreibt am 12.09.2013
„www.katholikenkreis.de (= Arbeitskreis von Katholiken im Raum Frankfurt am Main)“:
Hier wir aber aus einer Quelle einer erzkonservativen Gruppierung zitiert! Vertreter sind unter anderem die Pius-Bruderschaft, Kardinal Müller (ehem. Bischof aus Regensburg), Opus Dei, Kardinal Ratzinger (Papst Benedikt).
Aber genau diese Gruppierungen innerhalb der Kirche haben jahrzehntelang die Missbrauchsfälle verschwiegen. Schon vergessen? Warum wird daraus jetzt noch zitiert?
Die Aufarbeitung bei den Grünen hat doch erst angefangen! – Andererseits fragt man sich mittlerweile, was das für Leute sind, die sich da so für mich als Missbrauchsopfer einsetzen. Da wird aus irgendwelchen Internetseiten mal da, mal dort zitiert. Da wird es einem richtig schlecht davon.
Die konstruktive Diskussion auf dem Blog ist für mich so nicht mehr möglich!
@Max, auch ich finde nicht alles, was eingebracht wird so, dass ich das unterschreiben kann. Und gehe davon aus, dass es anderen mit dem was ich einbringe genauso ergeht. Das ist es aber gerade, was ich an netzwerkB so sehr schätze, dass ich hier kein „Einheits- Opfer“ sein soll, dass hier auch eine Reibung, auch unter Betroffenen, möglich ist, denn das ist für mich auch Realität. Der Dialog kann über viele Streitpunkte hinweg stattfinden, ohne dass sich alles in Wohlgefallen auflösen muss. Manchmal kann man, wenn man sich einlässt, Neues entdecken, und manchmal kann ich auch nur sagen: was ist das denn?? Menschen, auch Betroffene sind total unterschiedlich. Das ist ja der Punkt, der so oft auch „da draussen“ übersehen wird, auch benutzt wird, um zu sagen: hey, wenn Du Betroffene bist, dann aber bitte so, wie Opfer zu sein haben! Bloß nicht widersprüchlich, bloß nicht auch Mal auf Krawall gebürstet, bloß nicht auch Mal unanagenehm, und schon gar nicht ein eigener Charakter. Ich finde es höchst angenehm, dass ich hier die Menschen erkennen kann und auch nicht alles „Betroffenheit“ und „Traumafolge“ ist, oder aber manchmal genaus das! So unterschiedlich, dass ich alles, was hier stattfindet, als konstruktiv empfinde! Allerdings wäre es mir noch lieber, wenn die Diskussion in der ganzen Gesellschaft stattfinden würde! Das macht einfach auch manchmal sauer! Aber ich vertraue auf die Prozesse der Zeit und der vielen Arbeit, die hier stattfindet!
Nicht mehr aus – zu – halten…
„….Die Sprecherin der Grünen Jugend, Sina Doughan, nannte die Forderung nach einer Telefonhotline für Betroffene „wahnsinnig lächerlich“. Das Thema werde zur Zeit „bewusst hochgezogen“, nicht zufällig kämen gerade jetzt die Zeitzeugen „aus den Ecken gekrochen“. Nach der historischen Verantwortung ihrer Partei gefragt, sagte sie, es gebe in allen jungen Parteien „verrückte Gruppen“, die versuchten, die Parteilinie zu untergraben.“
http://taz.de/Diskussion-um-Paedophilie/!123714/
Gute und richtige Gedanken, Julia, die du geschrieben hast.
Vor drei Jahren habe ich angefangen (damals dachte ich „endlich“) über
viele (nicht alle) Erlebnisse aus meiner langen Odenwaldschulzeit zu reden.
Seitdem wird über Täter, über das –Warum-, über das –Wie war es möglich-
über die Strukturen usw. geredet.
Für mich und andere, die ich kenne, wird es keine Hilfe geben.
Ich hätte also schweigen können. In der großen Scheiße meines Lebens, die ich über
Jahrzehnte sorgsam und immer wieder, unermüdlich in eine dunkle Ecke meines
Seins geschoben habe, drohe ich nun zu ertrinken, denn ich habe nicht nur
mein Schweigen „gesprengt“, sondern auch die Dunkle Ecke in der ich alles unter
Verschluss hielt.