(Foto: netzwerkB-Team Stuttgart – Infostand 24.08.2013 )

Am 30.8. und am 6.9. finden die vorerst letzten Infostand-Veranstaltungen auf der „Königstraße“ in Stuttgart statt. Die Bilanz der vergangenen Infostand -Termine fällt überraschend positiv aus.

Hier nun einige Fragen an Beate Lindemann-Weyand, Teil des Teams von netzwerkB-Stuttgart.

Hallo Beate, Du bist Mitglied bei netzwerkB und man findet dich an
Infotischen von netzwerkB.

Warum sollte man einen Infotisch machen?

Der Name ist Programm. Wir, das Team von netzwerkB Stuttgart, informieren an unserem Infostand über Arbeit und Anliegen von netzwerkB.

Hauptsächlich geht es uns darum den Menschen zu vermitteln, warum die Aufhebung der

Verjährungsfristen sinnvoll wäre und welche Konsequenzen es für Betroffene gegenwärtig hat, dass diese immer noch nicht aufgehoben wurden.

Wie hast du den Mut gefunden, das zu machen und öffentlich an einem
Infotisch zu stehen?

Es war einfach „dran“ an dieser Stelle meines Lebens mir endlich die lang ersehnte Freiheit nehmen zu können das zu machen was ich will. Außerdem empfinde ich das Licht der Öffentlichkeit als sicheren Ort. Ich wünsche mir sehr, dass es mit netzwerkB weitergeht, und habe in meinem Leben erfahren, dass man Dinge nicht erwarten kann, man sollte seinen Teil dazu tun und sich einbringen.

Was sind ein guter Ort und eine gute Zeit? Vielleicht zum Beispiel ein Marktplatz, weil hier Leute verweilen und oft drüber gehen, oder ist eine stille Ecke besser, oder kann man sogar in einer Bibliothek mal fragen, oder in einer öffentlichen Einrichtung, ich sach mal,
beispielsweise in einem Jugendamt?

Sicher, das halte ich für eine prima Idee, u.a. bei diesen letztgenannten Einrichtungen anzufragen.

Am besten eignen sich Orte, an denen viele Menschen vorbeigehen, denn das Thema „sexualisierte Gewalt“ ist keines, bei dem die Menschen geradezu auf uns zuströmen. Auch wenn es immer wieder auch Interessierte gibt, die von sich aus auf uns zukommen. Das aber ist der kleinste Anteil.

Von der Zeit her sollte man schauen wann wo am meisten los ist. Es gilt aber auch zu bedenken, dass man nach einigen Stunden erschöpft ist, denn es strengt an, sich Menschen gegenüber zu öffnen und das Thema sexualisierte Gewalt erfordert auch viel Kraft von einem selbst. Das darf man nicht unterschätzen.

Welche Ausstattung braucht man?

Das ist ganz einfach: einen Tisch und das Infomaterial von netzwerkB ist von der Grundausstattung her alles was man benötigt. Wir haben viele schöne netzwerkB-Ballons zum mitgeben und der netzwerkB-Riesenball, der schon bei zahlreichen Aktionen mit dabei war, sorgt für Aufmerksamkeit.

Welche Genehmigungen von wo braucht man?

Das ist ein bisschen unterschiedlich von Bundesland zu Bundesland. Aber man kann sich da ganz einfach informieren auf dem Rathaus, dem Bürgeramt. Oft geht das auch telefonisch oder sogar nur per Internet. Bei uns in Stuttgart ist das das „Veranstaltungsamt“. Man sollte sich möglichst einige Monate vorher kundig machen, da–so ist es jedenfalls bei uns in Stuttgart – die einzelnen Standplätze frühzeitig vergeben werden.

Sollte man den Tisch auch über die Lokalpresse ankündigen, geht das?

Das kann man probieren.

Wie viele Menschen am Tisch sind denn optimal? 

Wenn man z.B. den Riesenball und Ballons dabei hat, die aufzupusten sind, braucht man mindestens drei Leute, denn sonst kann man sich kaum auf die Gespräche mit den Leuten konzentrieren. Wenn Wind aufkommt, könnte der Riesenball wegfliegen. Den muss man gut festbinden und ggf. halten. Man darf den Sicherheitsaspekt nie außer Acht lassen.
Wir halten es außerdem für wichtig, dass man sich während der Veranstaltung miteinander austauschen und auch mal eine Pause einlegen kann. Solche Aktionen kann man nicht nonstop machen.

Worüber wird gesprochen?

Wie ich anfangs bereits ausführte ist unser Topthema die Aufhebung der Verjährungsfristen. Es ist ja auch als DIE Grundlage zu sehen. Würden die Verjährungsfristen gestrichen werden, würde sich in unserer Gesellschaft damit automatisch sehr vieles im Sinne der Betroffenen ändern. Ein Umdenken auf allen Ebenen würde stattfinden, weil es dann stattfinden muss. Das ist in meinen Augen auch einer der Gründe warum die Fristen bisher leider noch nicht aufgehoben worden sind.

Meistens sind die Menschen auf der Straße mit denen wir sprechen mit uns einer Meinung.

Welche Fragen haben die Menschen?

Am häufigsten wird gefragt wie und wofür netzwerkB steht und sich einsetzt.

Was sind denn die Probleme, die die Menschen drücken?

Man merkt, dass viele Menschen das Thema Verjährungsfristen berührt, und diese Ungerechtigkeit ebenso empfunden wird, wie auch wir sie empfinden. Die Frage lautet dann fast immer auch: wie kann man das verändern?

Man gewinnt zudem den Eindruck, dass sich viele Leute von der Politik verladen fühlen. Da ist einfach insgesamt ein großer Abkopplungseffekt zu spüren, als habe die Politik die Menschen schon lange verlassen, die nun als Konsequenz wiederum die Politik verlassen.

Was sind denn die guten Erfahrungen mit Infotischen?

Da gibt es sehr viele. Alleine schon die oft sehr bewegenden Gespräche mit den Menschen. Die Solidarität und Offenheit uns und unseren Anliegen gegenüber hat mich doch in Erstaunen versetzt. Man muss einfach eine Sprache miteinander finden, dann lassen sich doch einige Hürden überwinden. Das ist mein Eindruck.

Besonders freut uns, dass sich oft auch junge Menschen wirklich Gedanken über unsere Arbeit machen und weitertragen möchten was wir vermitteln.

Was sind denn die schlechten Erfahrungen? 

Dass es natürlich neben einigen durchaus demonstrativ Desinteressierten auch Menschen gibt, die eine andere Meinung vertreten als wir, würde ich als dazu gehörend interpretieren, nicht als schlechte Erfahrung. Der Dialog auch bei sehr unterschiedlichen Ansichten ist immer sehr wichtig, und man kann davon nur profitieren.

Als wirklich schlechte Erfahrung sehe ich einen Fall von offen propagierter Pädophilie. Das hatten wir leider auch schon.

Liebe Beate, Danke für das Gespräch

Wer möchte in seiner Stadt einen netzwerkB- Infostand organisieren?

Das netzwerkB-Team Stuttgart unterstützt!

Anfragen bitte an: beate.lindemann [at] netzwerkb.org

Hier können Sie spenden und Mitglied werden …